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Erbbedingtes Verhalten

Erbbedingte Verhaltensweisen sind angeborene Handlungen, die bereits direkt nach der Geburt vorhanden sind. Heutzutage geht man davon aus, dass Verhaltensweisen grundsätzlich eine genetische Grundlage aufweisen. Gleichzeitig werden diese aber auch durch verschiedene Umwelteinflüsse geprägt. 

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Erbbedingte Verhaltensweisen sind angeborene Handlungen, die bereits direkt nach der Geburt vorhanden sind. Heutzutage geht man davon aus, dass Verhaltensweisen grundsätzlich eine genetische Grundlage aufweisen. Gleichzeitig werden diese aber auch durch verschiedene Umwelteinflüsse geprägt.

Auch interessant im Zusammenhang mit erbbedingtem Verhalten können Reflexe, Instinkte, Schlüsselreize oder angeborene Auslösemechanismen sein. Mehr Informationen zu den genannten Aspekten findest Du in den gleichnamigen StudySmarter Erklärungen.

Erbbedingtes Verhalten – Definition

Erbbedingtes Verhalten ist angeboren. Damit sind Verhaltensweisen gemeint, die ohne Einfluss von außen direkt nach der Geburt vorhanden sind. Viele angeborene Reflexe sind überlebenswichtig.

Erlerntes Verhalten – Definition

Neben dem erbbedingtem Verhalten gibt es noch das erlernte Verhalten. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Verhaltensweisen, die erst im Laufe der Jahre entstehen, erlernt und angepasst werden.

Unter das erlernte Verhalten fallen alle Verhaltensweisen, die durch Lernprozesse verändert wurden. Die Verhaltensweisen betreffen dabei Aktionen und Reaktionen, die als Antwort auf innere und äußere Reize durchgeführt werden.

Beim Menschen spielt erlerntes Verhalten in der Erziehung eine wichtige Rolle. Kinder lernen so die Interaktionen mit Eltern, Lehrern und Gleichaltrigen.

Prinzipiell lernen Individuen ihr Leben lang und sind im Großen und Ganzen sehr anpassungsfähig. Menschen lernen neue Verhaltensweisen besonders gut in bestimmten Zeitfenstern, bspw. im Kleinkindalter. Dort sind die sensorischen Systeme extrem aufnahmebereit.

Kognitives und emotionales Verhalten entwickelt sich hingegen bis zum 20. Lebensjahr am besten. Grundsätzlich spielt auch der Umgang mit der Umwelt eine Rolle. Ein aktiver Kontakt mit anderen Menschen fördert die Entwicklung deutlich mehr, als wenn man sich nur passiv von anderen beeinflussen lässt.

Erbbedingte Verhaltensweisen

Erbbedingte Verhaltensweisen finden sich bei allen Lebewesen. Verschiedene Verhaltensmuster können in rudimentäres Verhalten und homologes Verhalten eingeteilt werden.

Rudimentäres Verhalten

Rudimentäre Verhaltensweisen sind Handlungen, die früher einmal überlebenswichtig oder sehr nützlich waren, heute aber nicht mehr. Deswegen haben sich diese Verhaltensmuster mit der Zeit zurückgebildet und funktionieren entweder nur noch teilweise oder gar nicht.

Der Begriff "rudimentär" stammt aus dem Lateinischen von dem Wort "rudimentum", was so viel bedeutet wie "Anfang", "erster Versuch" oder "Probestück". Ein Rudiment bezeichnet ein mit der Zeit teilweise oder gänzlich verkümmertes Organ oder Verhalten.

Beispiele für rudimentäre Verhaltensweisen

Der Greifreflex von menschlichen Säuglingen ist ein Überbleibsel von den nahen Verwandten, den Affen. Diese benutzen den Greifreflex direkt nach der Geburt, um sich am Fell der Mutter festzuhalten. Bei Menschenbabys geht das eher schlecht, weil der Mensch nicht so stark behaart ist, dass man sich an ihm gut festhalten könnte. Deswegen werden menschliche Babys von ihrer Mutter getragen. Allerdings ist der Greifreflex als erbbedingtes Verhalten immer noch vorhanden, auch wenn er an sich keine wirklich sinnvolle Funktion mehr hat.

Interessant ist auch, dass sich der Reflex bereits ab der 32. Schwangerschaftswoche nachweisen lässt. Der Zeitpunkt entspricht der Trächtigkeit des nächsten tierischen Verwandten. Das heißt: Der Reflex ist bereits an dem Zeitpunkt ausgebildet, weil er ab dort überlebenswichtig für die menschlichen Vorfahren war.

Homologes Verhalten

Von einer homologen Verhaltensweise wird gesprochen, wenn sie, insbesondere bezogen auf den Menschen, in verschiedenen Kulturkreisen auftritt. Das lässt darauf schließen, dass es sich um ein erbbedingtes Verhaltensmuster handelt.

Homologe Handlungsmuster lassen sich bspw. auch zwischen Menschen und ihren nahen Verwandten, den Affen, erkennen. Dazu gehört unter anderem die Tatsache, dass beide Gruppen die gleiche Mimik beim Lachen, Weinen oder auch bei Angst zeigen. Wie bereits erwähnt, kommt auch der Greifreflex von Säuglingen bei beiden vor.

Ein Beispiel für eine homologe Verhaltensweise beim Menschen ist der "Augengruß" – sprich, das Hochziehen der Augenbrauen zur Begrüßung oder generell als eine Art der Kommunikation.

Nachweise für erbbedingtes Verhalten

Annahme: Kann ein Tier eine bestimmte Verhaltensweise bereits direkt nach der Geburt, dann muss diese angeboren sein.

Begründung: Direkt nach der Geburt hat das Individuum noch keine Zeit gehabt, das Verhalten durch Erfahrung selbst zu lernen. Folglich muss es bereits vorher da gewesen und somit erblich bedingt sein.

Anzeichen für erbbedingte Verhaltensweisen:

  • Individuen derselben Art zeigen die gleiche Verhaltensweise

  • Das Verhalten wird von Anfang an perfekt durchgeführt

Weitere Informationen, insbesondere zu den nachfolgenden Themen, findest Du im Abschnitt zum "angeborenen Verhalten".

Um diese Annahmen vernünftig zu begründen, gibt es in der Verhaltensbiologie verschiedene Methoden. Als Nachweise für erbbedingtes Verhalten können folgenden Versuche verwendet werden:

  • Beobachtung und Attrappenversuche

  • Isolationsversuche

  • Züchtungsexperimente

  • Familienanalysen

  • Kulturübergreifende Vergleiche

Grundsätzlich lassen sich die Versuche bei Menschen und Tieren anwenden. Beobachtungs-, Attrappen- und Isolationsversuche sowie Züchtungsexperimente werden bspw. nur bei Tieren verwendet. Familienanalysen, kulturübergreifende Vergleiche, aber auch Beobachtungen werden hingegen ebenfalls bei Menschen angewandt.

Zudem werden häufig Vergleiche zwischen Mensch und Tier gezogen. Erkennbare Ähnlichkeiten, wie Mimik oder auch bestimmte Emotionen wie Drohgebärden etc., lassen sich demnach auf gemeinsame Gene zurückführen.

Beobachtung und Attrappenversuche

Der Nachweis durch reine Beobachtung wird im Tierreich vielfach verwendet. Zudem werden in der Verhaltensforschung öfter sogenannte Attrappenversuche angewendet, bei denen im Grunde ein reales Szenario mit teilweise sehr vereinfachten Mitteln nachgestellt wird. Dabei soll herausgefunden werden, welche Reize was für einen Reflex auslösen.

Isolationsversuche

Isolationsversuche oder auch Kaspar-Hauser-Versuche, beruhen auf der Annahme, dass sich erbbedingte Verhaltensmuster ohne Erlernen oder weitere Erfahrungswerte nach einiger Zeit von selbst zeigen. Dafür werden die Individuen sofort nach der Geburt isoliert. Dadurch sollen Umwelteinflüsse und der Kontakt mit Artgenossen verhindert werden.

Grundsätzlich sollten nur Reize vorenthalten werden, die zur Erforschung einer bestimmten Reaktion notwendig sind. Da es sonst zu schwerwiegenden Störungen beim allgemeinen Verhalten der Tiere kommen kann.

Der Fall Kaspar Hauser stammt übrigens aus dem 19. Jahrhundert. Dabei geht es um einen Jungen, der angeblich bis zu seinem 16. Lebensjahr eingesperrt und isoliert wurde. Bis zu seiner Befreiung ist er im Grunde auf dem Entwicklungsstand eines Kleinkindes geblieben, da er keinen Kontakt zu anderen Menschen hatte.

Auf diesem "Konzept" basieren die sogenannten Kaspar-Hause-Versuche.

Durch die Abschottung kann das Individuum keine Verhaltensweisen durch Umwelteinflüsse oder Artgenossen erlernen. Daraus lässt sich wiederum schlussfolgern, dass die gezeigten Verhaltensweisen angeboren sein müssen.

Allerdings sollten bei diesen Experimenten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Nur, weil eine erwartete Verhaltensweise nicht auftritt, heißt das nicht, dass sie nicht erbbedingt ist. Es kann auch einfach an der Gefangenschaft selbst liegen, dass sich ein bestimmtes Verhaltensmuster nicht richtig ausprägt.

Bei Menschen und anderen sozialen Tieren sind diese Art von Experimenten sehr fragwürdig – genauer gesagt sind sie bei Menschen gar nicht erlaubt. Das liegt daran, dass durch die permanente Isolation schwere psychische Schäden und Entwicklungsstörungen entstehen können.

Erbbedingte Verhaltensmuster, die mit Kaspar-Hauser-Versuchen untersucht werden könnten:

  • Flugvermögen von Vögeln

  • Vergraben von Nüssen bei Eichhörnchen

  • Nestbau-Verhalten von Ratten

Züchtungsexperimente

Eine weitere Methode, um genetische Merkmale in der Verhaltensbiologie nachzuweisen, sind Züchtungsexperimente. Dabei werden verschiedene Tierarten miteinander gekreuzt.

Eltern: Fasan – kräht mit Kopf in den Nacken gelegt und Haushuhn – kräht mit gesenktem Kopf

Nachkommen: Bei der Kreuzung von Fasan und Haushuhn haben die Nachkommen beim Krähen eine Kopfhaltung, die eine Zwischenform der Kopfhaltung ihrer Eltern darstellt.

Familienanalysen

Familienanalysen, insbesondere Zwillingsversuche, werden verwendet, um die erbbedingten Verhaltensweisen zwischen Geschwistern zu untersuchen. Besonders gut eignen sich dafür Zwillinge, die in verschiedenen Familien aufgewachsen sind.

Studien zu dem Thema beweisen, dass sich bei getrennt aufwachsenden Zwillingen einige gleiche Verhaltensweisen zeigen, was auf eine genetische Komponente schließen lässt. Andersherum ist ebenfalls bestätigt, dass identische genetische Merkmale keine Garantie dafür sind, dass sich die gleichen Verhaltensweisen zeigen.

Zudem ist es schwierig, exakt zu bestimmen, welche Eigenschaften vererbt und welche über die Zeit erlernt wurden. Pauschalisieren lassen sich die Ergebnisse dementsprechend nicht, da sie je nach Person und Umwelteinflüssen immer etwas variieren können.

Kulturübergreifende Vergleiche

Kulturübergreifende Versuche werden ebenfalls durchgeführt, um erbbedingte Verhaltensweisen zu ermitteln. Es wird davon ausgegangen, dass bestimmte Reflexe, die in komplett verschiedenen Kulturkreisen auftauchen, erblich sein müssen.

Beispiele dafür wären der Greifreflex bei Säuglingen oder der sogenannte Augengruß. Der Augengruß spiegelt sich in einem Augenkontakt und dem Hochziehen der Augenbrauen bei einer Begrüßung wider.

Beispiele für erbbedingtes Verhalten bei Menschen

Anschließend findest Du hier noch ein paar Beispiele für erbbedingte Verhaltensweisen bei Menschen.

Verhalten von Säuglingen

Typische Beobachtungen, die beim Verhalten von Säuglingen bereits direkt nach der Geburt festgestellt werden können, sind bspw. das Schreien, um in Notsituationen die Mutter herbeizurufen. Auch der Greifreflex gilt als ein erbbedingtes Verhaltensmuster. Ein weiteres geerbtes Verhalten ist das Brustsuchen sowie Saugbewegungen.

Verhalten von Blinden

Beim Beobachten von blinden Kindern zeigt sich, dass diese trotz der Einschränkung die charakteristische Mimik zeigen und entsprechend auf verschiedene Situationen reagieren. Also bspw. wird ein Lob mit einem Lächeln oder durch Erröten ausgedrückt.

Verhalten von Taub-blinden Personen

Taub-blinde Personen sind hingegen nur auf ihren Tast- und Geruchssinn beschränkt. Das heißt, sie bekommen weder akustische noch optische Reize mit. Deswegen eignen sie sich im Grunde besonders gut zur Erforschung von erbbedingtem Verhalten, da sie von Geburt an weitestgehend isoliert von Umwelteinflüssen und dergleichen leben.

Taub-blinde können folglich nicht durch Nachahmung bestimmte Verhaltensweisen erlernen. Trotzdem konnte festgestellt werden, dass taub-blinde Babys die gleichen Reflexe aufweisen wie andere menschliche Neugeborene. Dazu gehört das typische Schreien, aber auch die generelle Mimik beim Lachen, Weinen etc.

Urinstinkte des Menschen

Ebenfalls erblich bedingt sind die sogenannten Urinstinkte des Menschen. Ein Beispiel dafür wäre der Fluchtinstinkt, der für den Schutz des Individuums sorgen soll. In stressigen oder gefährlichen Situationen, z. B. wenn ein Feuer ausbricht, ist es also normal, wenn instinktiv das Weite gesucht wird.

Urinstinkte sind Instinkte, die seit der Entstehung der Art erhalten geblieben sind und über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte unverändert weitervererbt werden.

Ein weiteres Beispiel ist die Angst im Dunkeln, die manche Menschen haben. Das hängt damit zusammen, dass es früher durchaus gefährlich sein konnte im Dunkeln nach draußen zu gehen. Wilde, gefährliche Tiere konnten früher nicht so leicht bekämpft werden – diese Gefahr existiert heute in der Regel natürlich nicht mehr. Der Urinstinkt ist jedoch geblieben.

Erbbedingtes Verhalten – Das Wichtigste

  • Erbbedingte Verhaltensweisen sind angeborene Verhaltensmuster, die direkt nach der Geburt vorhanden sind und nicht erst erlernt werden müssen.
  • Erbbedingtes Verhalten weist eine genetische Grundlage auf, kann aber gleichzeitig auch durch Umwelteinflüsse geprägt werden.
  • Anzeichen für erbbedingte Verhaltensweisen:
    • Individuen derselben Art zeigen die gleiche Verhaltensweise
    • Das Verhalten wird von Anfang an perfekt durchgeführt
  • Im Zuge des erbbedingten Verhaltens gibt es noch rudimentäre Verhaltensweisen. Diese waren früher mal überlebenswichtig, haben sich aber im Laufe der Jahre zurückentwickelt. Ein Beispiel dafür ist der Greifreflex bei Säuglingen.
  • Von homologem Verhalten spricht man, wenn Verhaltensweisen in verschiedenen Kulturkreisen auftreten.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Erbbedingtes Verhalten

Angeborenes Verhalten ist genetisch vorgegeben und wird somit weitervererbt. Es ist also von Geburt an vorhanden und muss nicht noch erlernt werden. 

Verhaltensweisen können entweder angeboren (vererbt) sein oder in Laufe der Zeit durch verschiedene Umwelteinflüsse erlernt werden.

Bei rudimentären Verhaltensweisen handelt es sich um Handlungen, die früher einmal überlebenswichtig gewesen sind, heute allerdings nicht mehr. Ein Beispiel beim Menschen wäre der Greifreflex bei Säuglingen. 

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