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Kapp-Putsch

Von Adolf Hitler und dem NS-Regime hast Du wahrscheinlich schon viel gehört. Doch bevor Hitler versuchte, die Weimarer Republik, die erste Demokratie in Deutschland, umzustürzen, ereignete sich der Kapp-Putsch. In der folgenden Erklärung erfährst Du, wer Kapp war, warum er 1920 die Weimarer Republik beseitigen wollte und wie sein Putschversuch ablief.

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Kapp-Putsch

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Von Adolf Hitler und dem NS-Regime hast Du wahrscheinlich schon viel gehört. Doch bevor Hitler versuchte, die Weimarer Republik, die erste Demokratie in Deutschland, umzustürzen, ereignete sich der Kapp-Putsch. In der folgenden Erklärung erfährst Du, wer Kapp war, warum er 1920 die Weimarer Republik beseitigen wollte und wie sein Putschversuch ablief.

Kapp-Putsch 1920

Der Kapp-Putsch war der erste rechtsextreme Versuch, die neu gegründete Weimarer Republik zu zerstören.

Bei einem Putsch greifen Mitglieder des Militärs oder inoffizielle, nicht staatliche, militärisch organisierte Gruppierungen überraschend und oft unter Gewaltanwendung Politikerinnen und Politiker an. Sie verfolgen dabei das Ziel, die aktuelle Regierung zu stürzen und selbst politisch an die Macht zu kommen.

Kapp-Lüttwitz Putsch

Man nennt den Putschversuch auch Kapp-Lüttwitz-Putsch, da er von General Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp angeführt wurde. Der Putsch sorgte vom 13. bis 17. März 1920 für große politische Unruhen in der Weimarer Republik. Der Putschversuch ging von den Offizieren, Soldaten und Freikorps aus, die sich gegen ihre Entlassung wehren wollten.

Die Freikorps waren Verbände freiwilliger ehemalige Frontsoldaten, die Revolutionsversuche von kommunistischer Seite unterdrücken wollten.

Wolfgang Kapp

Wolfgang Kapp war ein hoher preußischer Beamter und ein Mitglied des extrem rechten Alldeutschen Vereins. Außerdem war er 1917 einer der Begründer der nationalsozialistischen Deutschen Vaterlandpartei. Nach Parteiauflösung 1918 trat er 1919 dem Parteivorstand der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei. Er bildete mit nationalkonservativen Politikern und Militärs die „Nationale Vereinigung“, die der Weimarer Demokratie ablehnend gegenüberstand und eine antidemokratische Revolution anstrebte.

Walther von Lüttwitz

Von Lüttwitz hatte im Ersten Weltkrieg als Infanterie-General gedient und kommandierte im Januar 1919 jene Freikorpssoldaten, die den Spartakusaufstand niederschlugen.

Am 04. Januar 1919 ließ die preußische Regierung den Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn, ein Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), absetzen, weil er bei den Weihnachtskämpfen 1918 Matrosen bei der Revolution geholfen haben soll. Wählende der USPD und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sowie Revolutionäre starteten aus Protest am 05. Januar 1919 einen militanten Aufstand in Berlin, den sogenannten Spartakusaufstand (auch Januarkämpfe oder Januaraufstand genannt).

Ab März 1919 war er ranghöchster General der vorläufigen Reichswehr und galt als entschiedener Gegner des Versailler Vertrages und der darin vorgesehenen militärischen Beschränkungen. Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp standen in Kontakt und wussten, dass sie ähnliche politische Ziele vertraten.

Welche Bedingungen der Versailler Vertrag noch beinhaltete, erfährst Du in einer eigenen Erklärung hier auf StudySmarter!

Kapp-Putsch Ursachen

Nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland sehr geschwächt. Im Versailler Vertrag schrieben die Siegermächte des Ersten Weltkriegs Deutschland die alleinige Kriegsschuld zu. Zur Wiedergutmachung musste Deutschland sich an vertragliche Bedingungen, wie Gebietseinbußen, etwa durch den Abtritt aller Kolonien, aber auch Leistung von Reparationszahlungen sowie die Entmilitarisierung des eigenen Landes, halten.

Truppenreduzierung

Dass Deutschland die Heeresstärke der Reichswehr auf 100.000 Mann reduzieren musste, führte bei den Soldaten zu Unzufriedenheit. Es war bereits die Hälfte der Soldaten entlassen worden, doch es mussten noch 200.000 weitere Soldaten ihren Dienst ablegen, um die Bestimmungen des Versailler Vertrages zu erfüllen. Die Entlassungen betrafen vorwiegend Freikorpssoldaten. Es stand eine völlige Auflösung des Freikorps an.

Bedeutung der Freikorps

Die Freikorps hatten sich Anfang 1919 gebildet, um gegen republikfeindliche Aufstände vorzugehen. Freiwillige ehemalige Frontsoldaten gründeten diese Verbände, um Revolutionsversuche von kommunistischer Seite zu unterdrücken. Die Mitglieder der Freikorps selbst waren meist antirevolutionär und antidemokratisch eingestellt. Mit dem „Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr“ wollte man die Freikorps ab 06. März 1919 Schritt für Schritt in das offizielle Militär integrieren. Dafür war ein neues Heer mit rund 400. 000 Soldaten geplant, bevor der Versailler Vertrag Deutschland zu militärischen Einschränkungen zwang.

Kapp-Putsch Zusammenfassung

Gleichzeitig gab es massive rechtsgerichtete Propaganda der rechtsextremen Parteien gegen die neue Regierung. Die Unzufriedenheit der Soldaten in Kombination mit den Umsturzplänen von nationalkonservativen Kreisen führte zum Kapp-Putsch, denn die beiden Gruppen fingen an, gegen die Weimarer Republik zusammenzuarbeiten.

Ende des Freikorps „Brigade Ehrhardt“

Am 29. Februar 1920 verkündete Reichswehrminister Gustav Noske, dass die Marinebrigade „Brigade Ehrhardt“ unter Hermann Ehrhardt aufgelöst werden sollte. Als Freikorps hatte die „Brigade Ehrhardt“ 1919 auch geholfen, den sozialistischen Umsturzversuch der Münchner Räterepublik zu beenden. Die „Brigade Erhardt“ zeigte ihre antirepublikanische Einstellung offen.

Forderung nach Neuwahlen

Am 01. März 1920, feierte die Brigade Ehrhardt ihr einjähriges Bestehen. Von Lüttwitz nutzte den Anlass, um deutlich zu machen, dass er sich gegen die Auflösung auflehnen würde. Am 10. März 1920 verlangte er in einem Gespräch von Noske und Reichspräsident Friedrich Ebert, aufzuhören, die Truppen zu verkleinern. Von Lüttwitz beharrte auf Reichstags-Neuwahlen und einer Neuwahl des Reichspräsidenten durch das Volk.

Planung des Kapp-Putsches

Die SPD-Politiker Noske und Ebert reagierten ablehnend auf diese Forderungen und nahmen von Lüttwitz die Kontrolle für die noch nicht aufgelöste Brigade Erhardt und anderer Truppenteile. Zudem zwangen sie von Lüttwitz zu einer Pause von seiner Rolle als General.

Walther von Lüttwitz fühlte sich in die Ecke gedrängt und reagierte mit einem Putschversuch. Wolfgang Kapp hielt sich schon ab dem 08. März 1920 in Berlin auf. Am 12. März 1920 kamen von Lüttwitz und Kapp für ein Planungstreffen zusammen. Ihre Forderungen deckten sich fast vollkommen mit denen, die von Lüttwitz schon am 10. März 1920 an Ebert und Noske gestellt hatte.

Widerstand der Reichswehr gegen die Republik

Morgens am 13. März 1920 fielen von Lüttwitz und die Brigade Ehrhardt ins Berliner Regierungsviertel ein. Ihre Helme hatten sie mit Hakenkreuzen, dem völkisch-nationalistischen Symbol, gekennzeichnet. Die Reichswehr widersetzte sich dem Befehl, die Putschisten aufzuhalten. Generaloberst Hans von Seeckt war der Chef des Truppenamtes und soll Noskes Aufforderung zum Widerstand mit der Aussage „Truppe schießt nicht auf Truppe“ ignoriert haben.

Kapp-Putsch Putschende Soldaten Berlin StudySmarterAbb. 1: Putschende Soldaten in Berlin mit einem Plakat auf dem "Halt! Wer weitergeht wird erschossen" steht.

Folgen des Kapp-Putsches

Reichspräsident Ebert, Reichskanzler Gustav Bauer und Amtierende der Regierung verließen Berlin fluchtartig. Kapp ernannte sich selbst zum Reichskanzler. Er machte von Lüttwitz zu seinem Reichswehrminister und gab ihm die Rolle des Oberbefehlshabers der Reichswehr.

Generalstreik der überzeugten Republikaner

Die gewählte Reichsregierung und die Gewerkschaften forderten die Bevölkerung zum Generalstreik auf. Ab dem 15. März 1920 streikten Regionen deutschlandweit gegen den Kapp-Putsch und für die gewählte Regierung. Damit lösten sie einen Stillstand aus. Der Streik vom März 1920 markiert bis heute mit zwölf Millionen Teilnehmenden den größten Streik in der deutschen Historie. In Berlin funktionierten wegen des Streiks weder Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, noch die öffentlichen Verkehrsmittel.

Linksgerichtete Revolutionäre

Der Kapp-Lüttwitz-Putsch provozierte zur Zeit des Generalstreiks in Sachsen, Thüringen und dem Ruhrgebiet den Zusammenschluss linksgerichteter Strömungen gegen die Weimarer Republik. Die teils 50.000 Revolutionäre wurden jedoch von Reichswehr und Freikorps aufgehalten.

Scheitern des Kapp-Putsches

Die Berliner Beamten gehorchten den Anweisungen der selbst ernannten Putschisten-Regierung nicht. Am 17. März 1920 scheiterte der Putsch endgültig. Kapp, von Lüttwitz und Ehrhardt verließen Berlin.

Ausgangspunkt für rechtsextremen Terror

Ehrhardt floh nach Bayern und bildete dort die terroristische „Organisation Consul“, die neben anderen Anschlägen den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger und den Außenminister Walter Rathenau (DDP) ermordete, und versuchte den ehemaligen Reichskanzler Philipp Scheidemann (SPD) umzubringen.

Der Kapp-Lüttwitz-Putsch war also nicht nur der erste rechtsextremistische Versuch, die Weimarer Demokratie zu zerstören, sondern bildete auch die Basis für rechten Terrorismus gegen die Weimarer Republik und ihre Unterstützenden.

Politische Folgen des Kapp-Putsches

Der Kapp-Putsch zog auch politische Veränderungen nach sich. Nach dem Rücktritt des Kabinett-Bauers wurde die Regierung unter Hermann Müller (Sozialdemokratische Partei Deutschlands, SPD) neu gebildet. Noske wurde als Reichswehrminister von Otto Geßler (Deutsche Demokratische Partei, DDP) abgelöst und General Reinhardt trat zurück und wurde durch von Seeckt abgelöst. Die Reichstagswahlen wurden vom Herbst auf den 06. Juni 1920 vorgezogen. Die Wahlen sorgten für Stimmenverluste bei der SPD, weil diese in der Zeit vor dem Kapp-Putsch Regierungspartei gewesen war und die Bevölkerung kein großes Vertrauen mehr in die Partei setzte. Das führte zur Bildung einer bürgerlichen Koalition.

Genaueres zu den Kabinetten der Weimarer Republik findest Du in den Erklärungen zum Scheitern der Weimarer Republik und zur Weimarer Verfassung hier auf StudySmarter!

Republik ohne Republikaner

Der Putschversuch zeigte die überwiegende Unzufriedenheit mit dem politischen System der Weimarer Republik. Viele deutsche hohe Beamte waren dem Kaiserreich zugeneigt und monarchistisch, antirepublikanisch eingestellt. Deswegen wird bei der Weimarer Republik auch teils von einer Republik ohne Republikaner gesprochen.

Hier auf StudySmarter erwarten Dich noch viele weitere spannende Erklärungen über die Zeit der Weimarer Republik! Du kannst Dich unter anderem genauer über den Hitlerputsch informieren!

Kapp-Putsch – Das Wichtigste

  • Die Reichswehr sollte aufgrund des Versailler Vertrag reduziert werden.

  • Ein Putschversuch der Offiziere, Soldaten und Freikorps gegen ihre Entlassung. Der Kapp-Putsch lief unter der Führung von General Lüttwitz und Wolfgang Kapp.

  • Soldaten besetzten Berlin und zwangen die Regierung zu flüchten. Sie versuchten kurzzeitig die Regierung zu übernehmen und forderten Kapp als Reichskanzler. Er sollte die Truppenreduzierung stoppen und die Weimarer Republik nachhaltig schwächen.

  • Die Gewerkschaften riefen einen Generalstreik auf und die Berliner Verwaltung verweigerte eine Kooperation mit den Putschisten.

  • Der Putschversuch scheiterte, jedoch verdeutlichte er die Unzufriedenheit mit dem politischen System in Deutschland. Außerdem wurde durch Erhardt in Folge des Kapp-Putsches der Grundstein für rechtsextremen Terror gegen die Republik gelegt.


Nachweise

  1. dhm.de: Der Lüttwitz-Kapp-Putsch 1920. (13.08.2022)
  2. bpb.de: Vor 100 Jahren: Kapp-Lüttwitz-Putsch. (13.08.2022)
  3. Abb. 1: Bundesarchiv Bild 183-J0305-0600-003, Berlin, Kapp-Putsch, Putschisten (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/47/Bundesarchiv_Bild_183-J0305-0600-003%2C_Berlin%2C_Kapp-Putsch%2C_Putschisten.jpg) by Deutsches Bundesarchiv (https://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/Finden/Bilder/bilder.html) licensed by CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en).

Häufig gestellte Fragen zum Thema Kapp-Putsch

Die Reduzierung des Heeres und Auflösung des Freikorps aufgrund des Versailler Vertrages verärgerten die Soldaten und Offiziere. Außerdem entwickelten sich rechtsextreme politische Bewegungen, die das Regime stürzen wollten.

Als Mitgründer der nationalsozialistischen Deutschen Vaterlandpartei war Kapp mit der neuen Regierung unzufrieden. Daher wollte er das Regime ersetzen und als Reichskanzler agieren.

Der Kapp Lüttwitz Putsch begann in Berlin durch die Besetzung der Brigade durch Soldaten.

Bereits nach vier Tagen endete der Putschversuch. Die Verwaltung folgte den Anweisungen von Kapp nicht. Außerdem lehnten sich die sozialdemokratischen Gewerkschaften zeitgleich auf, um mehr politische Mitsprache einzufordern. Dadurch endete der Putsch erfolglos.

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