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Erik Erikson

Er war Professor an der Universität Harvard, ohne je ein Studium abgeschlossen zu haben. Er beschäftigte sich einen Großteil seines Lebens mit dem Einfluss von Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder, ohne je zu wissen, wer sein eigener Vater war. Und er entwickelte gemeinsam mit seiner Frau ein stark psychoanalytisch beeinflusstes und inzwischen weltberühmtes Modell, obwohl seine Frau der Psychoanalyse sehr skeptisch gegenüberstand.

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Er war Professor an der Universität Harvard, ohne je ein Studium abgeschlossen zu haben. Er beschäftigte sich einen Großteil seines Lebens mit dem Einfluss von Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder, ohne je zu wissen, wer sein eigener Vater war. Und er entwickelte gemeinsam mit seiner Frau ein stark psychoanalytisch beeinflusstes und inzwischen weltberühmtes Modell, obwohl seine Frau der Psychoanalyse sehr skeptisch gegenüberstand.

Der deutsch-amerikanische Künstler, Psychoanalytiker und Entwicklungspsychologe Erik Erikson gehört zu den einflussreichsten Psychologen der letzten Jahrzehnte.

Erik Erikson – Biografie

Die folgende Tabelle verschafft Dir einen Überblick über die wichtigsten Eckdaten aus Erik Eriksons Biographie:

LebensabschnittInfo
Geburtsdatum15. Juni 1902
Geburtsortbei Frankfurt am Main
Eltern
  • Mutter Karla Abrahamsen
  • leiblicher Vater unbekannt
  • Stiefvater Theodor Homburger
Hochzeit und Kinder
  • 1931 Hochzeit mit Joan Serson
  • 4 Kinder
Tod12. Mai 1994

Eriksons Mutter Karla Abrahamsen war Dänin. Kurz nach der Hochzeit hatte ihr Ehemann Valdemar Salomonsen sie verlassen, worauf Karla Abrahamsen – bereits schwanger – nach Deutschland ging. Am 15. Juni 1902 wurde Erik Erikson in der Nähe von Frankfurt am Main geboren. Eriksons Vater war jedoch nicht Salomonsen.

Erikson erfuhr nie, wer sein leiblicher Vater war, weder von seiner Mutter noch durch seine eigenen Nachforschungen. Dies belastete Erikson sein Leben lang. Als er drei Jahre alt war, heiratete seine Mutter Theodor Homburger. Erikson wurde während seiner gesamten Kindheit verheimlicht, dass Homburger nicht sein leiblicher Vater war.

Erik Erikson kämpfte sein Leben lang mit Depressionen, Selbstunsicherheit und Gefühlen von Minderwertigkeit und Wertlosigkeit. Wie weit diese Probleme mit seiner Kindheit und der Unsicherheit über seinen leiblichen Vater zusammenhängen, ist jedoch nicht bekannt.

Nach der Schule studierte Erikson zunächst Kunst. In Wien lernte er Anna Freud und ihren Vater Sigmund Freud kennen und kam über sie zum ersten Mal mit der Psychoanalyse in Kontakt. Diese faszinierte Erikson so, dass er sich selbst zum Psychoanalytiker ausbilden ließ.

Du möchtest mehr zur Psychoanalyse erfahren? Dann schau Dir die Erklärungen zu "Sigmund Freud" oder zur "Tiefenpsychologie" an!

1931 heiratete Erik Erikson die kanadische Erzieherin und Tanzwissenschaftlerin Joan Serson. Die beiden hatten vier gemeinsame Kinder, die die Beziehung zu ihrem Vater als eher distanziert beschrieben. Als beim jüngsten Sohn Neil das Down-Syndrom festgestellt wurde, entschied Erik Erikson eigenmächtig, ihn ins Heim zu geben und den Kontakt abzubrechen. Dies belastete die Familie fortan schwer.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigrierte Erikson mit seiner Frau und seinem ältesten Sohn in die USA. Dort änderte die Familie den bisherigen Nachnamen Homburger nach skandinavischer Tradition in Erikson (Eriks Sohn). Diesen Namen erhielten nicht nur Erik Eriksons ältester Sohn und alle weiteren Kinder an, sondern auch seine Frau und Erik Erikson selbst.

Erik Erikson eröffnete zunächst eine Praxis für Kinderpsychoanalyse. Später wurde Erikson Professor für Entwicklungspsychologie und veröffentlichte an der Universität Harvard das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung.

Erikson starb am 12. Mai 1994 im Alter von 91 Jahren in den USA.

Erik Erikson Porträt von Erik Erikson Study SmarterAbb. 1 - Porträt von Erik Erikson

Erik Erikson – Theorie

Die Theorie, für die Erikson hauptsächlich bekannt ist, ist das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung. Allerdings entwickelte er dieses Modell nicht allein, sondern gemeinsam mit seiner Frau Joan Erikson. Wer welchen Teil dazu beigetragen hatte, ist nicht zu unterscheiden. Joan hatte im Gegensatz zu Erik ein Hochschulstudium absolviert. Erik Erikson dagegen war Universitätsprofessor, ohne je selbst an einer Universität studiert zu haben.

Außerdem sprach Joan als gebürtige Kanadierin Englisch als Muttersprache und übersetzte daher sämtliche Arbeiten ihres Ehemannes ins Englische. Dennoch ist Joan Erikson weit weniger bekannt als ihr Ehemann Erik Erikson.

Joan Erikson (geb. Serson) wurde am 27. Juni 1903 in Kanada geboren. Sie studierte in den USA Erziehungswissenschaften und Soziologie, später in Wien Tanzwissenschaften und Kunst. Zu dieser Zeit unterzog sie sich einer Psychoanalyse, von der sie aber wenig begeistert war. Als sie später Anna Freud kennenlernte, verfestigte sich ihre skeptische Haltung der Psychoanalyse gegenüber. Ihr Mann Erik Erikson empfand ihre Skepsis als anregend für seine eigenen Theorien. Nach dem Tod ihres Mannes entwickelte Joan ihr gemeinsames Modell weiter, bis sie selbst am 3. August 1997 in den USA starb.

Erik Erikson – Stufenmodell psychosoziale Entwicklung

Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung von Erik und Joan Erikson stellt die psychosoziale menschliche Entwicklung in acht Stufen dar. Das Modell ist geprägt von der Entwicklungstheorie Freuds, fokussiert aber weniger auf die sexuelle, sondern mehr auf die soziale Entwicklung. Die Grundannahme des Modells ist die Entwicklung des Menschen als lebenslanger Prozess. Dabei steht das Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen des Individuums und den Anforderungen seiner Umwelt im Mittelpunkt.

Möchtest Du mehr dazu erfahren, was Freud über die menschliche Entwicklung dachte? Lies Dir die Erklärung "Psychische Entwicklung" durch!

Bedürfnisse und Ansprüche ändern sich laut Erikson im Laufe der Entwicklung, sodass es in jedem Lebensabschnitt zu einer neuen Krise kommt, welche bewältigt werden muss. Eine Stufe kann dabei nie vollständig bewältigt werden. Sie sollte jedoch ausreichend bearbeitet werden, um ein gutes Fundament für die folgenden Stufen darzustellen.

Erik Erikson – Psychosoziale Entwicklung in acht Stufen

Für die acht Stufen des psychosozialen Entwicklungsmodells haben die Eriksons dabei jeweils zwei Pole formuliert. Auf der einen Seite der positiven Entwicklung, die bestenfalls erreicht werden kann und auf der anderen Seite der Probleme, die in dieser Phase entstehen können:

  • Stufe 1: Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen
  • Stufe 2: Autonomie vs. Scham und Zweifel
  • Stufe 3: Initiative vs. Schuldgefühl
  • Stufe 4: Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl
  • Stufe 5: Identität vs. Identitätsdiffusion
  • Stufe 6: Intimität und Solidarität vs. Isolation
  • Stufe 7: Generativität vs. Stagnation und Selbstabsorption
  • Stufe 8: Ich-Integrität vs. Verzweiflung

In der Erklärung "Psychosoziales Modell" findest Du ausführliche Informationen zum Entwicklungsmodell von Erik Erikson.

Erik Erikson – Stufenmodell Tabelle

Die folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick über das Stufenmodell der Eriksons und die wichtigsten Punkte der einzelnen Stufen:

StufeKonflikt / KriseAlterWas ist wichtig?
1Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen1. Lebensjahr
  • Abhängigkeit von Bezugspersonen
  • wichtig: Zuverlässigkeit der Bezugspersonen bei Erfüllung der Grundbedürfnisse (körperliche Nähe, Sicherheit, Nahrung)
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Leere, Misstrauen
2Autonomie vs. Scham und Zweifel2. bis 3. Lebensjahr
  • Kontrolle, eigenständige Entscheidungen durch Festhalten / Greifen
  • Konfrontation mit Verboten und Regeln
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Scham, Selbstzweifel, Unzulänglichkeit
3Initiative vs. Schuldgefühl4. bis 5. Lebensjahr
  • Entwicklung von Moralgefühl und Gewissen
  • Wunschäußerung durch Sprache
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Angst, Schuldgefühle, geringer Selbstwert
4Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl6. Lebensjahr bis Pubertät
  • Bedürfnis, etwas Nützliches zu erschaffen
  • Wunsch, Teil der Erwachsenenwelt zu sein
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Minderwertigkeit, Überforderung, geringes Selbstvertrauen
5Identität vs. IdentitätsdiffusionJugend
  • Identitätsentwicklung und Abgleich von Selbst- und Fremdbild
  • Orientierung an Gleichaltrigen
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Selbstzweifel, Intoleranz
6Intimität und Solidarität vs. Isolationfrühes Erwachsenenalter
  • Aufbau von engen Freundschaften und intimen Beziehungen
  • Balance zwischen Nähe zu anderen und Zeit für sich
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Überforderung durch Selbstaufopferung vs. Einsamkeit durch Isolation
7Generativität vs. Stagnation und SelbstabsorptionErwachsenenalter
  • Phase der Generativität
  • längste Phase
  • Kümmern in Form von bspw. Kindererziehung, Wissensweitergabe, Forschung, Kunst
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Einsamkeit durch Selbstabsorption vs. Überforderung durch Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
8Ich-Integrität vs. Verzweiflungspätes Erwachsenenalter
  • Rückblick auf das eigene Leben
  • Ich-Integrität und Weisheit durch Akzeptanz
  • Gefühle bei Nicht-Bewältigung: Verzweiflung, Reue, Angst vor dem Tod

Der Begriff Generativität beschreibt das Bedürfnis, sich um seine eigenen Kinder und die nachfolgenden Generationen kümmern zu wollen. Dazu zählt auch, dass man sich Gedanken darüber macht, dass folgende Generationen in dieser Welt gut leben können.

Erik Erikson – Stufenmodell Beispiele

Um Dir unter dem Ablauf der Stufen etwas vorstellen zu können, siehst Du im Folgenden am Beispiel von Nico, wie zwei ausgewählte Phasen ablaufen könnten: Das erste Lebensjahr und die Pubertät.

Erik Erikson – Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen

Nico ist vier Monate alt. Seine wichtigsten Bedürfnisse sind Nahrung, Sicherheit und Geborgenheit. Seine Eltern kümmern sich gut um ihn. Nico lernt in dieser Phase, dass seine Eltern immer für ihn da sind, wenn er sie braucht, ihn füttern und mit ihm kuscheln. Bei ihnen kann er sich sicher fühlen. Auch, wenn er sie einmal kurz aus den Augen verliert, bleibt er ruhig und vertraut darauf, dass sie wiederkommen werden (Ur-Vertrauen).

Erik Erikson – Identität vs. Identitätsdiffusion

Mit 15 ist Nico nicht mehr so wild auf das Lob seiner Eltern. Viel wichtiger sind ihm die Akzeptanz und Anerkennung seiner Freund*innen. In letzter Zeit passieren viele Veränderungen, die ihn verwirren und verunsichern. Zuerst will Nico auch nicht wahrhaben, dass er sich in Tommy verliebt hat. Einige aus seiner Klasse machen manchmal dumme, homophobe Sprüche. Nico hat Angst, ausgegrenzt zu werden. Aber als er sich dann doch seinen besten Freund*innen anvertraut, reagieren die sehr gelassen und verständnisvoll, genau wie Nicos Eltern. So lernt Nico in dieser Phase, dass er okay so ist, wie er ist.

Erik Erikson - Das Wichtigste

  • Erik Erikson (*15. Juni 1902, †12. Mai 1994) war ein deutsch-amerikanischer Künstler, Psychoanalytiker und Entwicklungspsychologe
  • Eriksons Mutter stammte aus Dänemark, seinen leiblichen Vater lernte er nie kennen.
  • Erik Eriksons Theorie, die er gemeinsam mit seiner Frau Joan Erikson entwickelte, ist das sogenannte Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung
  • Erik Eriksons Entwicklungsmodell umfasst acht Phasen oder Stufen, in welchen jeweils ein für die Entwicklung relevanter Konflikt gelöst werden muss.
  • Die acht Stufen sind Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen, Autonomie vs. Scham und Zweifel, Initiative vs. Schuldgefühl, Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl, Identität vs. Identitätsdiffusion, Intimität und Solidarität vs. Isolation, Generativität vs. Stagnation und Selbstabsorption, Ich-Integrität vs. Verzweiflung.

Nachweise

  1. Erik Erikson (1999). Kindheit und Gesellschaft. Klett Cotta.
  2. Peter Conzen (1996). Erik H. Erikson. Leben und Werk. Kohlhammer.
  3. Abb. 1 - "Porträt von Erik Erikson" by Rupali.talan on Wikimedia.org (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erik_Erikson_Photo2.jpg) licensed under CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Erik Erikson

Die Merkmale der Erikson-Theorie sind die acht Stufen der psychosozialen Entwicklung. In seinem sogenannten Stufenmodell beschreibt Erik Erikson acht Phasen oder Stufen, in denen die psychosoziale Entwicklung des Menschen abläuft. Jede dieser Phasen ist von einem für die Entwicklung relevanten Konflikt geprägt. Die acht Stufen sind Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen, Autonomie vs. Scham und Zweifel, Initiative vs. Schuldgefühl, Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl, Identität vs. Identitätsdiffusion, Intimität und Solidarität vs. Isolation, Generativität vs. Stagnation und Selbstabsorption, Ich-Integrität vs. Verzweiflung.

Erik Erikson glaubte an die lebenslange Entwicklung des Menschen. Daher umfassen die acht Stufen seines psychosozialen Entwicklungsmodells nicht nur Kindheit und Jugend, sondern auch das frühe, mittlere und hohe Erwachsenenalter. Er glaubte außerdem, dass die Entwicklung immer im Spannungsfeld zwischen Bedürfnissen des Individuums und Anforderungen der Umwelt stattfindet.

Eine Krise ist nach Erikson ein Konflikt (oder eine Herausforderung), den es für eine gesunde und erfolgreiche Entwicklung zu überwinden gilt. In seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung geht Erik Erikson von acht Entwicklungskrisen aus, die in unterschiedlichen Lebensphasen durchlaufen und bewältigt werden müssen.

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