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Alfred Adler

Stell Dir vor, Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler sind zusammen im Auto unterwegs und haben eine Panne. Sigmund Freud würde die Motorhaube öffnen und am Motor herumschrauben. Carl Gustav Jung würde mit einem Kanister loslaufen, um Benzin zu holen. Alfred Adler würde dagegen auf der Straßenkarte das Fahrtziel studieren. 

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Stell Dir vor, Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler sind zusammen im Auto unterwegs und haben eine Panne. Sigmund Freud würde die Motorhaube öffnen und am Motor herumschrauben. Carl Gustav Jung würde mit einem Kanister loslaufen, um Benzin zu holen. Alfred Adler würde dagegen auf der Straßenkarte das Fahrtziel studieren.

Diese Analogie stammt angeblich von der französischen Philosophin Maryse Choisy und soll die unterschiedlichen Ansätze der drei großen Väter der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse darstellen. Alfred Adlers Individualpsychologie ging demnach davon aus, dass der Mensch sein Handeln stets auf ein Ziel ausrichtet, worauf er aktiv hinarbeitet.

Alfred Adler – Psychologie

Alfred Adler betrachtete den Menschen als Ganzes, er nahm an, dass Körper und Seele untrennbar miteinander verbunden sind. Seine Theorie, die Individualpsychologie, ging als Alternative zu Freuds Psychoanalyse in die Geschichte ein.

Klick Dich in die ausführliche Erklärung zu "Sigmund Freud", wenn Du mehr zum Vater der Psychoanalyse erfahren willst.

Die Individualpsychologie wird oft als Einzelpsychologie im Gegensatz zur Sozial- oder Massenpsychologie verstanden. Tatsächlich sah Alfred Adler das Individuum aber als untrennbar mit der Gesellschaft und seinem Umfeld verknüpft und davon beeinflusst.

Alfred Adler beschäftigte sich u. a. mit den Fragen

  • Wie kann der Mensch leben und überleben?
  • Wie kann er sich in Konkurrenz mit anderen behaupten?
  • Wie frei ist der Mensch?
  • Was ist der Sinn des Lebens?
  • Wie entstehen psychische Störungen und wie können sie überwunden werden?

Alfred Adler – Biografie

Die folgende Tabelle verschafft Dir einen Überblick über die wichtigsten Eckdaten aus Alfred Adlers Biografie:

LebensabschnittInfo
Geburt7. Februar 1870
GeburtsortWien
ElternLeopold Adler und Pauline Beer
Hochzeit & Kinder
  • 1897 Hochzeit mit Raissa Timofejewna Epstein
  • vier Kinder
Tod28. Mai 1937

Um zu verstehen, wie er zu seiner Theorie der Individualpsychologie kam, ist es wichtig, sich zunächst genauer mit Alfred Adlers Biografie zu beschäftigen. Gerade seine Kindheit und Jugend haben Alfred Adler bei der Entwicklung der Individualpsychologie sehr geprägt:

  • Alfred Adler hatte einen älteren Bruder und fünf jüngere Geschwister.
  • Seine Beziehung zum Vater war intensiver als die zur Mutter, er galt als das Lieblingskind des Vaters.
  • Als Vierjähriger wäre Alfred Adler beinahe an einer schweren Lungenentzündung gestorben.
  • Diese Erfahrungen sollen ihn stark geprägt haben.
  • Später kam er in seiner Individualpsychologie zu dem Schluss, körperliche Mängel führten zu Minderwertigkeitsgefühlen und dem Streben, diese durch Leistung zu kompensieren.

Alfred Adler schloss sein Medizinstudium an der Universität Wien 1895 mit der Promotion ab.

Anschließend arbeitete er als Augenarzt, später als Allgemeinmediziner.

Alfred Adler wird oft in einem Atemzug mit dem Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud genannt. Obwohl Adler sich selbst nie als Schüler Freuds bezeichnete, wurde er von Freud doch stark geprägt. Adlers sogenannte Emanzipation, die Entwicklung seiner eigenen Theorie, nahm Freud ihm allerdings übel:

  • Zwischen 1902 und 1911 nahm Alfred Adler regelmäßig an der Mittwochabendgesellschaft von Sigmund Freud teil.
  • Adler stand jedoch der Freud'schen Psychoanalyse in vielen Punkten kritisch gegenüber.
  • So ging Adler nicht davon aus, dass der Mensch willenlos seinen (sexuellen) Trieben ausgeliefert ist.
  • Alfred Adler entwickelte daher eine eigene Theorie, die wiederum von Freud nicht akzeptiert wurde.
  • 1911 kam es zum Zerwürfnis zwischen Adler und Freud.
  • Adler gründete daraufhin einen eigenen Verein für "freie Psychoanalyse", später "Individualpsychologie".

Alfred Adler sah den Menschen als Individuum, als einmalige körperliche und psychische Einheit. Er nahm Zusammenhänge zwischen körperlichen Defiziten ("Organminderwertigkeit") und deren (Über-)Kompensation durch Leistung an.

Im Ersten Weltkrieg meldete sich Alfred Adler freiwillig zum Kriegsdienst. Im Zuge der Kriegspsychiatrie stellte Adler als Kriegsarzt Traumata der Kämpfenden als persönliches Versagen dar. Erst später änderte Adler hierzu seine Einstellung.

In den 1920er-Jahre erreichte die Individualpsychologie ihre Blütezeit:

  • Die Individualpsychologie wurde in dieser Zeit insbesondere im Bildungs- und Erziehungsbereich eingesetzt.
  • Es entstanden psychoanalytisch orientierte Kindergärten und Elternschulungen.
  • Alfred Adlers Vorträge hatten großen Einfluss auf das Schulsystem.
  • 1927 erscheint mit "Menschenkenntnis" Alfred Adlers Hauptwerk.
  • Nach dem Ersten Weltkrieg reiste Alfred Adler immer wieder in die USA und hielt dort Vorträge.
  • Seine Bücher verkauften sich in den USA um ein Vielfaches besser als die Sigmund Freuds.
  • Adler wurde 1926 Gastprofessor an der Columbia University in New York.
  • 1934 emigrierte er im Zuge der Machtergreifung Hitlers vollständig in die USA.

In seinem 1933 erschienenen Buch "Der Sinn des Lebens" stellte Alfred Adler seine philosophische Grundhaltung dar. Als Sinn des Lebens sieht Adler ein menschliches Gemeinschaftsgefühl im Sinne einer Verbundenheit zu Mitmenschen. Diese Verbundenheit kann sich auf soziale Gruppen wie der Familie, dem eigenen Volk oder der gesamten Menschheit beziehen.

Alfred Adler Porträt Alfred Adler Study SmarterAbb. 1 - Porträt von Alfred Adler

Alfred Adler – Theorie

Die Theorie Alfred Adlers unterscheidet sich in einigen Punkten entscheidend von der Theorie Sigmund Freuds. Daher kam es zwischen den beiden auch zum Zerwürfnis. Adler ging vor allem davon aus, dass der Mensch im Grunde frei sei. Freud dagegen sah den Menschen in erster Linie als seinen Trieben unterworfen.

Adler nannte seinen Verein nach dem Zerwürfnis mit Freud daher auch zunächst "freie Psychoanalyse". Dies brachte ihm von seinem ehemaligen Lehrer Freud scharfe Kritik ein. Als Kernstück Alfred Adlers Theorie gilt die Individualpsychologie.

Alfred Adler – Individualpsychologie

Die wichtigsten Grundsätze von Alfred Adlers Individualpsychologie sind:

  • Einheit von Körper und Psyche
  • positives Menschenbild
  • Ablehnung des Determinismus und
  • Zukunftsbezogenheit

Alfred Adler war überzeugt, dass Körper und Psyche eines Menschen eine jeweils individuelle und unvergleichliche Einheit bilden. Daher der Name "Individualpsychologie". Auch hier war Adler anderer Ansicht als Freud, der die menschliche Psyche nicht als Einheit sah, sondern in die drei Instanzen "Es", "Ich" und "Über-Ich" aufteilte.

Mit dieser Vorstellung der Einheit von Körper und Psyche kann Alfred Adler auch als Begründer der Psychosomatik gelten.

Die Psychosomatik ist die ganzheitliche Betrachtungsweise von den Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche.

Als ganzheitlich oder holistisch kann auch Adlers Individualpsychologie verstanden werden. Adler ging grundsätzlich von einer subjektiven Weltsicht aus. Das bedeutet, jeder Mensch hat sein eigenes Bild von der Welt. Adler hatte weiterhin ein grundsätzlich positives Menschenbild, ging also davon aus, dass der Mensch im Grunde gut ist.

Alfred Adler lehnte den Determinismus ab und unterschied sich auch hier von der Ansicht Freuds.

Determinismus ist die philosophische Auffassung, dass alle Ereignisse durch vorhergehende Ereignisse und Bedingungen eindeutig vorbestimmt sind. Der Mensch handelt demnach nicht frei, sondern ist durch seine Gene, Erfahrungen und sein Umfeld vollkommen festgelegt.

Adler ging vielmehr davon aus, dass nicht die Erfahrung selbst die Ursache für menschlichen Erfolg oder Misserfolg ist, sondern die Bedeutung, die Menschen dieser Erfahrung geben. Im Umkehrschluss hat jeder Mensch die Möglichkeit, das Beste aus seinem Leben zu machen.

Adler fordert also dazu auf, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und aktiv zu gestalten. Dabei kann jedoch jeder Mensch nur an sich selbst arbeiten und sich verändern, nicht jedoch andere. Diese Ansicht zeigt sich zum Beispiel im folgenden Zitat Adlers:

Er [der Mensch] ist frei, glücklich zu sein und andere zu erfreuen.1

Dazu gehört aber auch Adlers These, dass Menschen ihr Unglück selbst wählen. Adler geht davon aus, dass Menschen zukunftsbezogen handeln, also sich auf eine bestimmte Art verhalten, um Ziele zu erreichen. Selbstgewähltes Unglück könnte etwa dem Ziel dienen, Aufmerksamkeit oder Mitleid bei anderen zu erregen.

Als gute Ziele formuliert Alfred Adler Eigenverantwortung und Zusammenarbeit in der Gesellschaft. Emotionen sieht Alfred Adler dabei als Werkzeuge, um Ziele zu erreichen. Menschen sind ihren Emotionen also nicht hilflos ausgeliefert, sondern können sie bewusst einsetzen. Wie das aussehen kann, zeigt Dir das folgende Beispiel:

Kamal hatte seiner Freundin Anna versprochen, heute die Wohnung zu putzen, während sie arbeiten war. Als Anna nach Hause kommt, sitzt Kamal auf dem Sofa. Die Wohnung ist unordentlich und das dreckige Geschirr stapelt sich immer noch in der Küche. Anna merkt, dass sie wütend wird. Würde sie Kamal anschreien, hätte sie zwar ihrer Wut Ausdruck verliehen, aber das würde sicher im Streit enden.

Anna merkt aber auch noch andere Emotionen: Trauer und Enttäuschung. Irgendwie hat sie im Gespür, dass diese Emotionen sie weiterbringen. Und tatsächlich, als sie Kamal mit traurigem Gesicht von ihrer Enttäuschung erzählt, ist er ganz zerknirscht, entschuldigt sich und fängt sofort an, abzuwaschen.

Alfred Adler – Problementstehung

Laut Alfred Adler sind alle menschlichen Probleme zwischenmenschliche Beziehungsprobleme. Jedes Problem könne nur entstehen, wenn mindestens zwei Personen beteiligt sind. Vielleicht denkst Du jetzt, dass man für Probleme niemand anderen braucht. Das folgende Beispiel zeigt Dir, wie Adlers These zu verstehen ist:

Lisa fühlt sich häufig einsam und traurig. Die meiste Zeit verbringt sie allein, sie hat kaum Freund*innen, keine Beziehung und sehr wenig Kontakt zu ihrer Familie. Obwohl an ihrem Leben kaum andere beteiligt sind, hat Lisa definitiv Probleme.

Laut Adler entsteht Einsamkeit erst dann, wenn Menschen sehen, dass andere in Gemeinschaft leben. Und tatsächlich verbringt Lisa viel Zeit auf Instagram und hat das Gefühl, alle andere haben eine gute Zeit zusammen. Auch der Vergleich mit anderen führt laut Adler zu Problemen: Erst der Vergleich mit dem vermeintlich tollen Leben, das andere auf Instagram darstellen, zeigt Lisa, was sie alles nicht hat.

Solche zwischenmenschlichen Probleme führen laut Adler zu Konkurrenzdenken und Minderwertigkeitsgefühlen. Dabei sieht Adler Minderwertigkeitsgefühle nicht als per se schlecht, sondern zunächst als typisch menschliches Empfinden, das im besten Fall zu Wachstum führen kann.

So vertrat Adler auch die Meinung, dass körperliche Defizite (sogenannte Organminderheiten, wie eine sehr geringe Körpergröße) zu einer psychischen Kompensation führen würden, um aufkommende Minderwertigkeitsgefühle zu reduzieren. Diese Kompensation kann sich beispielsweise in einem starken Leistungsstreben zeigen.

Problematisch werden Minderwertigkeitsgefühle laut Adler, wenn daraus Minderwertigkeitskomplexe entstehen:

Minderwertigkeitskomplexe sind laut Alfred Adler abnorme psychische Zustände, die aus einer Mischung von Überzeugungen und Emotionen entstehen.

Eine Form des Minderwertigkeitskomplexes ist unter anderem der Überlegenheitskomplex. Dabei versuchen Menschen, sich mit Autoritäten zu verbinden, um sich überlegen zu fühlen und die eigene Minderwertigkeit zu kompensieren. Ein klassisches Beispiel dafür ist Mike:

Mike ist 1,60m groß und wurde schon als Kind immer deswegen gehänselt. Schon in der Schule versuchte er, sein Minderwertigkeitsgefühl damit zu kompensieren, dass er immer mit seinem neuesten iPhone angab und sich mit Markenklamotten und Zigaretten den Schutz von ein paar älteren Jungs erkaufte. Auch als Erwachsener legt er viel Wert darauf, seine vermeintliche Überlegenheit zu demonstrieren: Er fährt einen dicken SUV mit verspiegelten Fenstern und ist Abteilungsleiter einer führenden deutschen Automarke. Seine Mitarbeitenden nervt er regelmäßig mit prahlerischen Urlaubsberichten.

Alfred Adler – Selbstbestimmung

Die Lösung von Minderwertigkeitsgefühlen und -komplexen liegt laut Alfred Adler darin, sich vom Wunsch nach Anerkennung und Bestätigung zu befreien. Dieser Wunsch ist egozentrisch und führt zu starker Abhängigkeit von anderen.

Selbstakzeptanz, also sich so zu lieben und zu akzeptieren, wie man ist, benötigt dagegen keine Bestätigung von außen und ermöglicht, Vertrauen zu anderen aufzubauen. Gleichzeitig hat der Mensch, der unabhängig von Anerkennung und Bestätigung anderer ist, die Freiheit, das zu tun, was er selbst für gut und richtig hält. Wer sich selbst akzeptiert, lebt also selbstbestimmt.

Ein weiterer wichtiger Teil der Selbstbestimmung ist laut Adler, sich nicht in die Aufgaben anderer einzumischen, denn das erzeuge Konflikte. Dabei geht Adler sogar so weit, dass Eltern ihre Kinder nicht dabei kontrollieren sollten, ob sie lernen oder ihre Hausaufgaben machen, denn das sei Aufgabe der Kinder. Eltern sollten aber immer Unterstützung anbieten, wenn das Kind sie braucht.

Heute gibt es in Deutschland und weltweit verschiedene Alfred Adler Institute. Dort wird die Individualpsychologie nach Alfred Adler gelehrt und praktiziert.

Alfred Adler – Bücher

Alfred Adler verfasste eine Vielzahl an Büchern, die sich besonders in den USA großer Beliebtheit erfreuten und bis heute zu den Standardwerken der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse zählen. Zwei seiner Bücher sind

  • Menschenkenntnis (1927) und
  • Der Sinn des Lebens (1933).

"Menschenkenntnis" – Alfred Adler

Das Buch "Menschenkenntnis" von Alfred Adler erschien 1927 und ist eines seiner Hauptwerke zur Individualpsychologie. Adler versteht die Menschenkenntnis als wissenschaftliche Disziplin und als Grundlage für das menschliche Zusammenleben. Nur wer Menschenkenntnis erlangt, also andere Menschen verstehen und ihr Handeln nachvollziehen kann, kann laut Adler ein glückliches Leben führen.

In seinem Buch sammelte Adler Einsichten und Kenntnisse zur seelischen Entwicklung des Menschen. Eine gute Menschenkenntnis ist laut Adler für eine gesunde seelische Entwicklung unerlässlich.

Wer also das eigene Glück, wie von Alfred Adler gefordert, selbst in die Hand nehmen möchte, müsse sich dafür in Menschenkenntnis schulen. Adler sah die Menschenkenntnis außerdem als Weg, die Gesellschaft als Ganzes zu verbessern, indem ihre einzelnen Individuen sich in Menschenkenntnis üben. Menschenkenntnis ist also keine angeborene Fähigkeit, sondern entwickelt sich über die Lebensspanne und kann mehr oder weniger gefördert werden.

Die Voraussetzung für Menschenkenntnis, also andere verstehen zu können, ist die Selbsterkenntnis. Selbsterkenntnis wiederum, also die eigenen Handlungen und Gefühle zu verstehen, erlangt man durch eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit.

"Der Sinn des Lebens" – Alfred Adler

Das Buch "Der Sinn des Lebens" Alfred Adlers gilt als sein Spätwerk, da es erst 1933, also wenige Jahre vor Adlers Tod, veröffentlicht wurde. Adler geht davon aus, dass jedes Kind die eigene Hilflosigkeit und Abhängigkeit von den Eltern als Minderwertigkeit empfindet und sein Leben lang danach strebt, diese zu überwinden. Dieses Streben nach Vollkommenheit stellt den Sinn des Lebens dar.

Adler unterscheidet dabei zwischen dem subjektiven Sinn des Lebens, also dem, was das Individuum für sinnvoll hält, und dem objektiven Sinn des Lebens, also dem, was von der Gesellschaft im Allgemeinen als sinnvoll anerkannt wird. Diesen objektiven Sinn hält Adler für den wahren Sinn des Lebens.

Problematisch wird es, wenn subjektiver und objektiver Lebenssinn nicht übereinstimmen. Das Individuum steht dann im Konflikt mit der Gesellschaft. Das kann laut Adler zu seelischen Erkrankungen wie Neurosen oder Psychosen führen. Im Buch "Der Sinn des Lebens" analysiert Adler die Zusammenhänge zwischen Lebenssinn und seelischen Störungen.

Die Begriffe Neurose und Psychose bezeichnen in der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse verschiedene psychische Störungen. In den Erklärungen "Neurosen" und "Psychosen" kannst Du mehr dazu nachlesen.

Alfred Adler – Zitate

Die folgenden beiden Zitate geben Dir einen Einblick in die "Menschenkenntnis" Alfred Adlers:

Wir besitzen alle nicht viel Menschenkenntnis. Das hängt mit unserem isolierten Leben zusammen. Nie dürften die Menschen so isoliert gelebt haben wie heutzutage.2

Das stellte Alfred Adler bereits in einer Welt ohne Smartphone und soziale Medien fest. Als Folge dieser fehlenden Menschenkenntnis und Isolation sieht Adler, dass Menschen nicht mehr zum Zusammenleben fähig sind. Menschen würden stattdessen zu Entfremdung neigen, selbst in ihren eigenen Familien.

Die Menschen würden viel besser zusammenleben, wenn die Menschenkenntnis grösser [sic!] wäre, weil gewisse störende Formen des Zusammenlebens wegfielen, die heute nur deshalb möglich sind, weil wir einander nicht kennen und so der Gefahr ausgesetzt sind, uns durch Äusserlichkeiten [sic!] täuschen zu lassen und auf Verstellungen anderer hineinzufallen.2

Auch zu Alfred Adlers Buch "Der Sinn des Lebens" kannst Du durch die folgenden Zitate einen ersten Eindruck gewinnen:

Erziehung, soweit man auch ihren Rahmen stecken möchte, heißt demnach nicht nur günstige Einflüsse wirken lassen, sondern auch genau nachsehen, was die schöpferische Kraft des Kindes aus ihnen gestaltet, um dann, bei fehlerhafter Gestaltung, den Weg zur Besserung zu ebnen.3

Eltern sollten also das Kind auf seinem Weg zur Unabhängigkeit soweit wie möglich unterstützen, ohne ihm zu viele Vorgaben zu machen. Im folgenden Zitat wird deutlich, was Adler unter dem Sinn des Lebens versteht:

Was nun die Meinung des Menschen von sich und von der Außenwelt anlangt, so kann sie am besten daraus entnommen werden, welchen Sinn er im Leben findet und welchen Sinn er seinem eigenen Leben gibt. Daß [sic!] hier die mögliche Dissonanz zu einem idealen Gemeinschaftsgefühl, zum Mitleben, Mitarbeiten, zur Mitmenschlichkeit klar durchdringt, liegt auf der Hand.3

Alfred Adler – Das Wichtigste

  • Der österreichische Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler (*7. Februar 1870, †28. Mai 1937), nahm neben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Psychotherapie des 20. Jahrhunderts.
  • Alfred Adlers Individualpsychologie ist eine der einflussreichsten Strömungen der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie.
  • Alfred Adlers Theorie geht u. a. von der Untrennbarkeit von Körper und Seele und der Freiheit des Menschen aus.
  • Jeder Mensch habe laut Adler sein eigenes Glück selbst in der Hand und die Möglichkeit, eigene Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden.
  • Die Bücher "Der Sinn des Lebens" und "Menschenkenntnis" Alfred Adlers zählen zu seinen erfolgreichsten Werken.

Nachweise

  1. Josef Rattner (1980). Die Individualpsychologie Alfred Adlers. Kindler Taschenbücher.
  2. Alfred Adler (1966). Menschenkenntnis. Fischer Taschenbuch.
  3. Alfred Adler (1933). Der Sinn des Lebens. Fischer Taschenbuch.
  4. Abb. 1 - "Porträt von Alfred Adler" by Isidoricaaa7 on Wikimedia.org (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AlfredAdler.jpg) licensed under CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
  5. Alexander Kluy (2019). Alfred Adler – Die Vermessung der menschlichen Psyche. DVA.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Alfred Adler

Die Individualpsychologie ist die wichtigste Theorie von Alfred Adler und gilt als Alternative zu Sigmund Freuds Psychoanalyse. Adler nahm an, dass Körper und Seele untrennbar miteinander verbunden sind. Weiterhin nahm Adler ein positives Menschenbild an und ging in der Individualpsychologie davon aus, dass der Mensch frei sein Leben und seine Ziele bestimmen kann.

Alfred Adler ist für die Begründung der Individualpsychologie bekannt. Die Individualpsychologie ist eine tiefenpsychologische Theorie und gilt als Alternative zu Sigmund Freuds Psychoanalyse. Adler nahm an, dass Körper und Seele untrennbar miteinander verbunden sind.

Das Ziel der Theorie von Adler ist, den Menschen ein von Selbstakzeptanz und Selbstbestimmung geprägtes Leben zu ermöglichen. Dazu ist es laut Adlers Theorie, der Individualpsychologie, notwendig, Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden.

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