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Im Jahr 2007 veröffentlicht der spanische Autor Jordi Sierra i Fabra den Thriller "La memoria de los seres perdidos". Du könntest diesen Titel mit "In Erinnerung an die verloren Gegangenen" übersetzen. Dieser Roman behandelt die Geschichte der 19-jährigen Estela, deren Leben komplett auf den Kopf gestellt wird, als sie erfährt, dass ihre Familie nicht die ist, die sie vorgibt zu sein.
Abbildung 1: Buch-CoverQuelle: Amazon.de
"Le memoria de los seres perdidos" ist eine beliebte Lektüre im Spanisch-Unterricht. Das liegt zum einen daran, dass dieser Roman mit dem Sprachniveau B1 gekennzeichnet ist, was für etwas Fortgeschrittene gut geeignet ist. Außerdem sind sind hier die Thematisierung der Argentinische Militärdiktatur und das Motiv der Identität besonders interessant, da Estela sich letztendlich der Frage stellen muss: "Wer bin ich überhaupt?"
Für einen Überblick zu den wichtigsten Werken und Epochen der spanischsprachigen Literatur kannst du bei unserem Artikel Spanische Literatur vorbeischauen.
Abbildung 2: Autor Jordi Sierra i Fabra (2016)Quelle: Wikipedia.org
Jordi Sierra i Fabra wurde am 26. Juli 1947 in Barcelona geboren. Bereits mit zwölf Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman. Er studierte zwar ursprünglich Ingenieurswesen, wandte sich jedoch schon während seines Studiums seiner Leidenschaft, der Musik und Literatur, zu.
In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Sierra i Fabra über 400 Bücher, die meisten davon sind an Jugendliche gerichtet. Er spezialisiert sich nämlich auf Jugendbücher und Kriminalromane.
Außerdem ist Sierra i Fabra der Gründer einiger Musikzeitschriften, beispielsweise der Disco Exprés, Súper Pop oder Extra. 2004 gründete er außerdem die Fundación Jordi Sierra i Fabra in Barcelona und Kolumbien, zwei Stiftungen für die Nachwuchsförderung. Seine Bücher wurden mittlerweile in viele Sprachen übersetzt, was ihn zu einem international bekannten Autor gemacht hat.
Der Thriller "La memoria de los seres perdidos" ist eine sehr beliebte Lektüre im Spanischunterricht. Da der Roman auf dem Sprachniveau B1 angesiedelt ist, eignet er sich besonders gut für Fortgeschrittene, also Schüler*innen der Oberstufe.
"La memoria de los seres perdidos" handelt von der 19-jährigen Estela, die mit ihrer Familie in Barcelona lebt. Im Laufe der Handlung zweifelt Estela jedoch immer mehr daran, ob sie tatsächlich ihre Familie vor sich hat. Als sie sich schließlich auf die Suche nach der Wahrheit begibt, erfährt sie, dass sie adoptiert wurde und ihre Eltern in Argentinien entführt, gefoltert und schließlich getötet wurden.
Estela beschließt, sich auf die Suche nach ihrer Familie zu machen. Der Autor Jordi Sierra i Fabra stellt hier somit ein heikles Thema der argentinischen Geschichte ins Zentrum der Handlung: Den Kindsraub im Zusammenhang mit der argentinischen Militärdiktatur.
Um mehr über Argentinien und seiner Geschichte zu lernen, kannst du einfach auf den Link klicken! Wenn du auch über die spanische Geschichte lernen möchtest, bist du bei unserem Artikel Spanien Geschichte genau richtig.
"La memoria de los seres perdidos" ist in vier Teile aufgeteilt:
Diese Teile sind nach den Mondphasen benannt: Vollmond, abnehmender Mond, Neumond und zunehmender Mond. Dies lässt vermuten, dass die Handlung innerhalb eines Monats spielt.
Im Folgenden siehst du die wichtigsten Handlungselemente der unterschiedlichen Teile aufgelistet:
Wir befinden uns in Barcelona in den 1990er Jahren. Die 19-jährige Estela ist ziemlich aufgeregt: Heute wird ihre Familie ihren Freund Miguel kennenlernen! Estela ist über beide Ohren in Miguel verliebt und kann es kaum erwarten, ihn ihren Eltern vorzustellen.
Das Treffen verläuft gut und im Anschluss erzählt Estela ihrer besten Freundin Fina davon. Fina wird hier als Gegenentwurf zu Estela vorgestellt: Sie träumt von leidenschaftlichen Romanzen und Affären, während Estela sich sicher ist, dass sie mit Miguel den Rest ihres Lebens verbringen will.
Estela glaubt, dass sie ein ganz normales Leben mit einer ganz normalen Familie führt. Ihr Vater ist zwar eher schweigsam, jedoch ist Estela daran gewöhnt und findet nichts Seltsames daran. Auch einen Kommentar von Miguel, dass ihre Schwester Alexandra und sie einander und ihren Eltern überhaupt nicht ähnlich sehen, bringt sie nicht aus der Ruhe.
Estela arbeitet seit drei Jahren bei einer gemeinnützigen Organisation, la Acción de Ayuda Directa. Während der Arbeit glaubt sie, eine Frau auf der Straße zu sehen, die sie beobachtet. Sie informiert ihren Chef darüber. Als Estela die seltsame Frau einige Tage später wieder entdeckt, bekommt sie es schließlich mit der Angst zu tun.
Als die Familie abends die Nachrichten sieht, wird dort über einen Arbeiterstreik berichtet. Während Estelas Vater die Arbeiter scharf dafür kritisiert, argumentiert Estela, dass die Arbeiter ein Recht darauf haben, sich für eine gerechte Bezahlung und humane Arbeitsbedingungen einzusetzen.
Dadurch bricht eine Diskussion los, in der Estelas Vater Armando den Kommentar fallen lässt, dass so etwas wie dieser Aufstand unter der Militärdiktatur in Argentinen niemals passiert wäre, da dieser "aus dem Weg geräumt" ("limpiaron") wäre. Estela ist von dieser faschistischen Formulierung schockiert und will mehr über die Vergangenheit ihrer aus Argentinien stammenden Eltern herausfinden.
Als Estela die geheimnisvolle Frau erneut sieht, stellt sie sie zur Rede. Die Frau stellt sich als Ana Cecilia vor und erzählt Estela ihre Geschichte: Sie sucht nach ihren älteren beiden Geschwistern. Ihre Schwester Graciela wurde, als sie schwanger war, von Soldaten entführt und, nachdem sie eine Tochter zur Welt gebracht hatte, gefoltert und getötet. Auch ihr Bruder Roberto und Schwager Claudio, Gracielas Mann, wurden gefangen genommen und schließlich getötet.
Schließlich erzählt Ana Cecilia Estela, dass sie ihre leibliche Tante und das Baby in der Geschichte Estela ist. Estela vertraut Ana Cecilia zuerst nicht wirklich, beginnt aber immer mehr, an ihrer eigenen Vergangenheit zu zweifeln. Als sie sich schließlich ihrem Chef bei der gemeinnützigen Organisation anvertraut, erzählt ihr dieser, dass es eine Organisation gibt, die nach den Kindern sucht, die während der argentinischen Militärdiktatur verschleppt wurden: Las abuelas de la Plaza de Mayo.
Die Asociación Civil Abuelas de Plaza de Mayo, auch bekannt unter dem Namen abueles de Plaza de Mayo, gibt es tatsächlich. Seit 1977 ist sie eine gemeinnützige Organisation in Argentinien. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder, die zur Zeiten der Militärdiktatur (1976-1983) verschwunden sind, zu finden und wieder mit ihren Familien zu vereinen.
Ein Besuch bei den abuelas bestärkt Estelas Verdacht, dass sie eines der verschleppten Kinder ist, nur noch mehr und als schließlich auch noch ihr Chef Modesto anruft und ihr erzählt, dass er Fotos von ihren wahren Eltern und Estela gefunden hat, flüchtet sie zu Miguel nachhause. Miguel bietet ihr an, dass sie bei ihm einziehen kann und will ihr dabei helfen, die Wahrheit über ihre Vergangenheit herauszufinden.
Die Fotografien von Modesto bringen Estela schließlich Gewissheit: Sie ist Gracielas Tochter und wurde von ihrer jetzigen "Familie" nach Spanien verschleppt. Estela findet außerdem das Tagebuch ihrer Mutter, das einzige Erinnerungsstück, das ihr von ihrer leiblichen Mutter geblieben ist.
Estelas Tante Ana Cecilia erzählt ihr schließlich, dass Estelas Adoptivvater Armando derjenige war, der Estela nach Spanien verschleppt hat. Als Estela und Miguel Armandos Büro durchsuchen, finden sie die Beweise dafür und erfahren außerdem, dass auch Estelas "Schwester" Alexandra adoptiert wurde. Estelas gesamte Vergangenheit war eine Lüge.
Estela konfrontiert ihre beiden Adoptiveltern und sagt ihnen, dass sie die Wahrheit über ihre Herkunft kennt. Estela beschuldigt sie, dass Armando derjenige war, der Estela nach Spanien verschleppt hat und ihre Eltern getötet hat. Die beiden streiten dies jedoch ab. Zwar erklären sie Estela, dass sie adoptiert ist, doch Armando habe ihre Mutter nicht umgebracht.
Estela hat jedoch einen Entschluss gefasst und will zu Miguel ziehen. Als ihre Schwester Alexandra ihr dabei hilft, will diese wissen, warum Estela auszieht. Aber Estela sagt ihr nicht die Wahrheit. Der Roman endet damit, dass Estela Alexandra ansieht und denkt, dass die "Erinnerung an die Vergessenen / vergessene Erinnerung" (la memoria perdida) immer noch Teil von Alexandras Leben ist.
"Le memoria de los seres perdidos" ist in einfach verständlicher Sprache verfasst. Das liegt daran, dass du dich als Leser*in mit den Figuren, besonders mit der Hauptperson Estela identifizieren sollst.
Das Buch ist auf dem Sprachniveau B1 geschrieben. Das bedeutet, du musst noch nicht perfekt Spanisch können musst, um "La memoria de los seres perdidos" zu verstehen. In vielen Ausgaben findest du außerdem auf den jeweiligen Seiten immer eine Vokabelliste, sodass du nicht ständig ein Wort nachschlagen musst.
In "La memoria de los seres perdidos" gibt es eine Handvoll wichtiger Figuren, die den Großteil der Handlung bestimmen. Im Folgenden schauen wir uns die wichtigsten Personen in Sierra i Fabras Roman an und versuchen, diese zu charakterisieren:
Außerdem werden diese Hauptfiguren von einigen Nebenfiguren unterstützt. Hier siehst du die wichtigsten Nebenfiguren in "La memoria de los seres perdidos":
Algún día tú también buscarás la memoria de los seres perdidos. (S. 160)
Wie du schon weißt, ist Jordi Serra i Ferbas Roman "La memoria de los seres perdidos" eine ziemlich beliebte Lektüre im Spanisch-Unterricht. Das ist einerseits so, weil der Roman auf einem Level geschrieben ist, das Fortgeschrittene sehr gut verstehen können. Andererseits bietet "La memoria de los seres perdidos" auch ein sehr großes Spektrum an unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten.
Diese Interpretationsmöglichkeiten beziehen sich auf die zentralen Themen, Motive und Symbole, die innerhalb der Handlung auftauchen. Schau dir die wichtigsten davon einmal genauer an:
Es gibt einige zentrale Themen, die den Fokus des Romans "La memoria de los seres perdidos" bilden. Im Allgemeinen könntest du argumentieren, dass der Autor Jordi Serra i Ferba die Struktur und Erzählperspektive eines Jugendromans wählt, um auf das traurige Thema der argentinischen Militärherrschaft aufmerksam zu machen. Außerdem gibt es jedoch noch einige andere wiederkehrende Motive und Symbole innerhalb der Handlung.
Die argentinische Militärdiktatur (1976-1983) ist ein historisches Ereignis in Argentinien. In den 1970er Jahren ging es Argentinien überhaupt nicht gut: Neben ökonomischen und finanziellen Problemen gab es einige militärische Unruhen und Aufstände, die am 24.03.1976 in einem Militärputsch endete, bei dem Präsidenten Isabel Perón ihres Amtes enthoben wurde. Das Militär regierte ab diesem Zeitpunkt in Argentinien.
Unter einem Putsch versteht man den Versuch einer Gruppe, die aktuelle Regierung zu stürzen und selbst die Macht zu übernehmen. Bei einem Militärputsch geht dieser, meist mit Gewalt verbundene, Versuch, von Angehörigen des Militärs aus.
Anfangs unterstützte die Bevölkerung die neue Regierung, da die Argentinier*innen durch die finanziellen und wirtschaftlichen Probleme mit der Regierung Isabel Perróns unzufrieden waren. Allerdings kündigte die rechtsgerichtete Militärregierung an, vehement und auch mit Gewalt gegen die linksorientierten Guerillaorganisationen vorzugehen.
Unter dem Begriff Guerillaorganisationen versteht man Zusammenschlüsse von kleinen Gruppen, die meist gemeinsam gegen eine bestimmte Regierungsform rebellieren. Sie werden auch als Widerstandskämpfer*innen bezeichnet. Guerillakämpfer spielten vor allem bei den Südamerikanischen Unabhängigkeitskriegen (1809-1825) eine wichtige Rolle.
Wenn du mehr über die Südamerikanischen Unabhängigkeitskriege lernen möchtest, schau doch bei unserem Artikel "Lateinamerika" vorbei.
Die diktatorische Militärregierung verschleppte Anhänger der Guerillaorganisationen in Geheimgefängnisse, die oft mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten verglichen werden. Die Gefangenen wurden dort gefoltert und getötet. Schwangeren Frauen wurden nach der Geburt ihre Kinder weggenommen und an Offiziers- oder andere reiche Familien ohne Kinder verkauft. Genau das ist die Geschichte der Hauptperson Estela in "La memoria de los seres perdidos".
Die argentinische Militärherrschaft endete schließlich mit einer Wirtschaftskrise und der Niederlage Argentiniens im Falklandkrieg gegen das Vereinigte Königreich. Die argentinische Bevölkerung hatte endgültig das Vertrauen in die Militärregierung verloren und verlangte nach einer demokratischen Republiksform.
Mehr Informationen über die Geschichte Argentiniens liefert dir unser Artikel Argentinien.
Estela lernt schließlich einige Mitglieder der Organisation Asociación Civil Abuelas de Plazo de Mayo kennen. Diese Organisation hat es sich zum Ziel gemacht, die in der argentinischen Militärdiktatur verschleppten Babies mit ihren Familien zu vereinen.
Für Estela stellt diese Organisation eine Brücke zwischen ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart dar. Durch die abuelas kann sie schließlich erkennen, dass ihr bisheriges Leben auf einer Lüge aufgebaut war. Dieser Moment stellt somit eine Schlüsselszene innerhalb der Handlung dar, denn Estela lässt hier ihr altes Leben hinter sich und erkennt ihre Identität als "verschollene Tochter" an.
Die Familie ist ein wichtiges Motiv in "La memoria de los seres perdidos". Das Symbol der Familie verweist in den meisten literarischen Texten auf die Herkunft einer Figur, auf ihre Vergangenheit.
Estela wird damit konfrontiert, dass ihre Herkunft eine ganz andere ist als sie glaubt. Als Figur erlebt Estela somit ein Dilemma zwischen zwei Familien, die zwei Seiten ihrer Identität darstellt: Die Familie, die sie immer gekannt hat (ihre "Adoptivfamilie") und die Familie, die sie nie kennengelernt hat (ihre leibliche Familie).
Eins kannst du dir merken: In einer Geschichte über Familie geht es auch in den meisten Fällen um das Thema der Identität. Dadurch, dass Estela sich nicht sicher ist, woher sie eigentlich kommt, stellt sie auch in Frage, wer sie eigentlich ist.
"La memoria de los seres perdidos" fokussiert sich somit auch auf das Motiv des Wandels und Erwachsenwerdens. Als Estela am Ende der Handlung ihrer kleinen "Schwester" Alexandra nicht die Wahrheit über ihre Herkunft verrät ist das nicht, weil sie Alexandra anlügen möchte. Estela will, dass Alexandras Welt nicht genauso plötzlich zerbricht und ihre Illusion über ihre "Eltern" zerstört wird, wie das bei Estela der Fall war.
Estela erkennt somit zum Ende des Romans einerseits ihre Identität als "Verlorene Tochter" an und versucht gleichzeitig, dass Alexandra ihre kindliche Unschuld behalten kann.
In "La memoria de los seres perdidos" geht es um die 19-jährige Estela, die erfährt, das sie als Baby von Soldaten aus Argentinien nach Spanien verschleppt wurde und ihre Familie nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Der Roman thematisiert die argentinische Militärdiktatur.
"La memoria de los seres perdidos" endet damit, dass Estela von zuhause auszieht und ihrer Schwester Alexandra die Chance gibt, weiterhin unschuldig aufzuwachsen und später selbst die Wahrheit herauszufinden.
"La memoria de los seres perdidos" hat keine exakte deutsche Übersetzung. Man könnte den Titel mit "in Erinnerung an die Vergessenen" übersetzen.
Da "La memoria de los seres perdidos" 2007 veröffentlicht wurde, gehört der Roman zur Epoche der Moderne.
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