StudySmarter - Die all-in-one Lernapp.
4.8 • +11k Ratings
Mehr als 5 Millionen Downloads
Free
Americas
Europe
Werden Menschen oder Tiere während eines Versuchs Stress ausgesetzt oder sogar Schmerzen? Wie verhält es sich mit dem Schutz der Daten von Versuchsteilnehmenden? Werden die Teilnehmenden über das tatsächliche Ziel der Forschung aufgeklärt? Welche Langzeitfolgen eines Experiments sind tolerierbar?
Entdecke über 50 Millionen kostenlose Lernmaterialien in unserer App.
Lerne mit deinen Freunden und bleibe auf dem richtigen Kurs mit deinen persönlichen Lernstatistiken
Jetzt kostenlos anmeldenWerden Menschen oder Tiere während eines Versuchs Stress ausgesetzt oder sogar Schmerzen? Wie verhält es sich mit dem Schutz der Daten von Versuchsteilnehmenden? Werden die Teilnehmenden über das tatsächliche Ziel der Forschung aufgeklärt? Welche Langzeitfolgen eines Experiments sind tolerierbar?
Diese und viele weitere Problematiken sind ethische Fragen, mit denen sich die Psychologie und die psychologische Forschung auseinandersetzen. Doch warum sind diese Fragen in der Psychologie eigentlich so wichtig?
Die Ethik wird heutzutage als eine philosophische Disziplin betrachtet, die die Grundsätze, Werte und Voraussetzungen für gutes bzw. schlechtes Handeln und die daraus resultierenden Motive und Folgen aufstellt. Sie soll dem Menschen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Dabei ist jedoch zu beachten:
In der Ethik sind vor allem diese Fragen von großer Bedeutung:
Die Ethik bearbeitet moralische Fragen auf der Grundlage folgender Faktoren:
Auch andere Disziplinen befassen sich mit diesen Fragen:
Die jüdische, christliche und islamische TheologieHier bilden religiöse Überzeugungen die Grundlage der Argumentation. Jedoch werden seit den 1970er-Jahren auch Ansätze vertreten, die ethische Normen nur voraussetzen, wenn sie auch unabhängig von spezifischen religiösen oder weltanschaulichen Verortungen rational einsichtig zu machen sind.
Für viele Menschen bedeuten moralische und ethische Fragen das Gleiche. Die Begriffe "Moral" und "Ethik" werden oft als Synonym für richtiges Verhalten verstanden. Das stimmt so jedoch nicht.
Das Wort "Moral" (stammend von dem lateinischen Wort mos , was so viel wie "Sitte" oder "Vorschrift" bedeutet), gibt Menschen einen konkreten Handlungsrahmen für angebrachtes Verhalten vor.
Ein Beispiel für Moralvorstellungen wird durch die "Zehn Gebote" gegeben. Sie werden als allgemeine Verhaltensregeln für das Leben verstanden.
Die Zehn Gebote stellen Moralvorstellungen dar. Enthalten sind Vorschriften wie "Du sollst nicht töten". Auch wenn sie eine bestimmte Moralvorstellung vorgeben, heißt das jedoch nicht, dass alle Gläubigen diese befolgen.
Die Ethik befasst sich dagegen vor allem mit der Theorie vom Handeln und der Unterscheidung von Gut und Böse. Die Moral ist ein Gegenstand der Ethik.
Bei der "Ethik" (vom griechischen Ethos, was übersetzt so etwas wie "Charakter" bedeutet) geht es nicht um einen Verhaltenskodex, sondern um die Analyse verschiedener Moralvorstellungen. Man könnte sie auch die Wissenschaft der Moral nennen.
In der Ethik stellen sich Menschen also verschiedene Fragen, die durch die Analyse unserer Moralvorstellungen ethisch korrektes Handeln definieren.
Fragen, die dabei gestellt werden, sind beispielsweise: "Ist Stehlen immer falsch?" oder "Wann ist Lügen akzeptabel?“.
Somit bilden Ethik und Moral zwei eigenständige Bereiche.
Die Schnittstelle zwischen Moral und Ethik besteht dann, wenn in der Ethik die von der Moral geprägten Vorschriften untersucht werden. Diese einzelnen Bereiche und deren Schnittpunkte sind in Abbildung 2 grafisch dargestellt:
Wenn Du mehr über das Thema Moral erfahren möchtest, lies Dir auch unsere Erklärungen "Moralentwicklung nach Kohlberg" und "Piaget Moral" durch.
Ethische Fragestellungen spielen sowohl in der Psychologie als auch in der psychologischen Forschung eine große Rolle. Die psychologische Forschung ist ein Teil der Psychologie, ist jedoch nicht mit dieser gleichzusetzen. Im Folgenden erhältst Du einen kurzen Überblick über die Unterschiede zwischen der Psychologie und der psychologischen Forschung:
Erklärung | Psychologie | Psychologische Forschung |
Begriffserklärung |
|
|
Beispiele |
|
|
Bedeutung von ethischen Fragen | Hier beschäftigen sich die ethischen Fragen eher damit, ob ein Eingriff in das Verhalten des Menschen durch psychologische Erkenntnisse und Vorgehensweisen vertretbar ist. | Diese ethischen Fragen beziehen sich vor allem auf das Vorgehen und die Vertretbarkeit von psychologischen Experimenten und Versuchen. |
Beim Nudging (englisch für "schubsen" oder "stupsen") werden Menschen meist auf unbewusster Ebene beeinflusst, etwas Bestimmtes zu tun oder zu lassen. Hierzu lenkt man diese Person in eine gewünschte Handlung. Ein Beispiel hierfür ist, wenn im Supermarkt Produkte, deren Konsum erhöht werden soll, in Augenhöhe platziert werden. Auch Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sind eine Art des Nudgings.
Wenn Du mehr über die Konditionierung, die Experimente von B.F. Skinner und seiner Skinner-Box lernen möchtest, dann lies Dir auch unsere Beiträge zu "Klassische Konditionierung" und "Operante Konditionierung" durch.
Ein Teil der Psychologie ist die Psychotherapie. Auch hier spielen ethische Prinzipien eine große Rolle:
Um die ethischen Prinzipien zu waren, wurden innerhalb der Psychologie ethische Richtlinien verfasst, die die Berufsordnung des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V. und die ethischen Richtlinien der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen bilden. Sie sind am 25. April 1999 in Kraft getreten.
Hier findest Du einen Ausschnitt daraus:
"Die Aufgabe von Psychologen ist es, das Wissen über den Menschen zu vermehren und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zum Wohle des Einzelnen und der Gesellschaft einzusetzen. Sie achten die Würde und Integrität des Individuums und setzen sich für die Erhaltung und den Schutz fundamentaler menschlicher Rechte ein. Der Beruf des Psychologen ist seiner Natur nach frei. Das berufliche Handeln von Psychologen, seien sie nun wissenschaftlich in Lehre und Forschung, in der Diagnostik, Psychotherapie, Supervision, Beratung, als Experten oder in anderen Funktionen tätig, ist geprägt von der besonderen Verantwortung, die Psychologen gegenüber den Menschen tragen, mit denen sie umgehen. Um helfen zu können, benötigen sie ihr Vertrauen. Der Schutz und das Wohl der Menschen, mit denen Psychologen arbeiten, sind das primäre Ziel dieser Richtlinien. Psychologen sind dazu verpflichtet, in der praktischen Ausübung ihres Berufs zu jeder Zeit ein Höchstmaß an ethisch verantwortlichem Verhalten anzustreben."Aus: Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen (BDP und DGPs): Ethische Richtlinien, Zugriff am 02.12.2021 unter: www.psychologie.de/ueber/aufgaben/ethische-richtlinien |
Das bedeutet also: Die Verantwortung dem Individuum gegenüber und das Wohlergehen des Menschen stehen stets im Vordergrund.
Aber welche Fragen muss man sich anhand dieser Richtlinien nun stellen? Und welche Auswirkungen haben diese auf die psychologische Forschung?
Im vorhergehenden Abschnitt hast Du die Unterschiede zwischen der Psychologie und der psychologischen Forschung kennengelernt. Da die psychologische Forschung sich also vor allem mit Versuchen und Experimenten beschäftigt, die auch an Tieren und Menschen durchgeführt werden, ist das Beachten von ethischen Fragen hier besonders wichtig. Das sind die wichtigsten ethischen Fragen:
Die Versuchspersonen müssen vor der Teilnahme an einem Experiment ausreichend darüber informiert werden und ihre Einwilligung zur Teilnahme geben. Beispielfragen sind:
Sind Versuchsteilnehmer*innen, soweit es das Versuchsdesign zulässt, aufgeklärt und willigen auf dieser Informationsgrundlage explizit zur Forschung ein?
Relevante Informationen sind beispielsweise:
Versuchspersonen sollten freiwillig an einem Experiment teilnehmen, ohne Druck von außen oder einem zu hohen Anreiz (zum Beispiel finanziell) ausgesetzt zu sein. Beispielfragen sind:
Werden die Teilnehmer*innen durch starken Druck von außen motiviert?
Falls ja, würde es der Freiwilligkeit eines Experiments widersprechen.
Die Teilnehmer*innen stehen dann in Abhängigkeitsverhältnissen, wenn zum Beispiel eine Versuchspersonenpflicht für Studierende vorliegt oder wenn sie hohe materielle Anreize (wie Bezahlung) erhalten.
Psychologische oder körperliche Schäden für die Versuchspersonen sollten ausgeschlossen werden. Lassen sich schädliche Folgen für die Teilnehmer*innen nicht vermeiden, müssen diese stets streng gegen den Nutzen des Experiments abgewogen werden. Beispielfragen sind:
Überschreiten die Risiken ein sinnvolles Verhältnis zum Nutzen des Experiments?
Falls ja, dann spricht dies gegen das Experiment.
Diese Frage wird beispielsweise bei psychologischen Experimenten oft gestellt, in denen es zu Tierversuchen kommt.
Versuchspersonen sollten, wenn möglich, stets über das Ziel eines Experiments informiert werden. Jedoch erfordern manche Versuche die Täuschung der Teilnehmer*innen über die wahren Ziele, damit die Ergebnisse nicht beeinträchtigt werden. Beispielfragen sind:
Werden die Versuchspersonen nur in Aspekten getäuscht, die ihre Teilnahmebereitschaft bei Kenntnis vermutlich nicht stark senken würden? Findet nach dem Versuch eine Aufklärung über den tatsächlichen Ablauf und tatsächliche Ziele statt?
Versuchspersonen sollten nach dem Versuch betreut werden, um schädliche Folgen nach dem Versuch zu verhindern. Beispielfragen sind:
Erhalten Teilnehmer*innen nach einem Versuch eine angemessene Betreuung?
Das kann durch ein Abschlussgespräch oder eine kurze Info am Computerbildschirm mit einem Kontakt für weitere Fragen stattfinden.
In Abbildung 4 findest Du noch einmal eine kurze Zusammenfassung der oben erwähnten und wichtigsten ethischen Fragestellungen:
Du kannst zu Incentivierung auch Anreiz, Antrieb oder Ansporn sagen.
Im Folgenden lernst Du Beispiele für ethische Fragen innerhalb der psychologischen Forschung anhand eines Experiments besser kennen. Es handelt sich hier um das Little-Albert-Experiment.
Dieses Experiment veranschaulicht die Frage nach Nutzen vs. Risiken und Schaden. John B. Watson führte das Little-Albert-Experiment, das die Theorie der klassischen Konditionierung bestätigen sollte, im Jahre 1920 an der John-Hopkins-University in Baltimore, USA, durch. Die Testperson war ein elf Monate alter Junge namens Albert.
Das Ziel des Experiments war es, etwas über die Erlernbarkeit und Generalisierbarkeit von Angstreaktionen zu erfahren.
John B. Watson begründete seine Herangehensweise im Experiment damit, dass man von einem unerfahrenen Kleinkind die Reaktionen durch neue Erfahrungen konditionieren könne.
Es ist heutzutage jedoch umstritten, ob der Nutzen, der durch dieses Experiment erhaltenen Informationen, den Schaden, der durch dieses Experiment entstand, aufwiegen kann.
Der hier entstandene Schaden für die Versuchsperson steht in keinem Verhältnis zur gewonnenen Erkenntnis: Die neu erlernten Erfahrungswerte begleiteten Albert möglicherweise sein ganzes Leben, insbesondere, weil keine Maßnahmen durchgeführt worden sind, um die neu erlernten Ängste des Jungen wieder zu verlernen.
Das Little-Albert-Experiment war ein Experiment, das zum Nachweis der klassischen Konditionierung dienen sollte. Wenn Du mehr über die klassische Konditionierung erfahren möchtest, klick Dich in unsere Zusammenfassung!
Wie man an dem Beispiel oben erkennen kann, wurden in der Vergangenheit oft ethische Richtlinien missachtet. Heute verlaufen solche Verfahren weitaus strenger. Auch die besondere Verantwortung darf hier nicht vergessen werden, da die Beziehung zwischen Versuchspersonen und Wissenschaftlern von einer besonderen Form von Vertrauen und Verantwortung geprägt ist.
Es gilt der Grundsatz: Die elementaren Rechte von Mensch und Tier sind in jedem Fall zu schützen.
Auch die Annahme, dass es einen moralisch entscheidenden Unterschied zwischen Menschen und Tieren gibt, wird heute als falsch angesehen. Daher müssen auch bei Tierversuchen ethische Prinzipien eingehalten werden.
Was bedeutet also ethisches Handeln in der Psychologie?
Ethische Fragen spielen heute sowohl in der Psychologie als auch in der psychologischen Forschung eine größere Rolle als früher. Es stehen vor allem das Wohl, die Würde und die Integrität des Menschen im Vordergrund.
Jedoch sind ethische Fragen bis heute noch nicht abschließend geklärt. Diese müssen daher stets neu betrachtet werden.
Ethik ist ein Teil der Psychologie. Sie berührt das Thema der Ethik in vielfacher Weise. Einerseits in der Forschung mit Menschen und Tieren. Vor allem aber bei der Anwendung innerhalb der Psychologie, in der es um Veränderungen des Erlebens und des Verhaltens von Menschen geht, spielt Ethik eine Rolle.
Die Ethikkommission erfüllt folgende Hauptaufgaben:
Beispiele für ethische Fragen in der Psychologie sind:
Ja, es gibt ethische Probleme in der Psychologie. Denn ethische Fragen sind bis heute noch nicht abschließend geklärt, weshalb diese stets neu betrachtet werden müssen.
Karteikarten in Psychologie Ethik12
Lerne jetztWelche drei Fragen sind in der Ethik von großer Bedeutung?
die Frage nach dem "höchsten Gut"
Die Ethik bearbeitet hierbei moralische Fragen auf der Grundlage welcher Faktoren?
lebensweltliche Einstellungen
Welche andere Disziplinen befassen sich auch mit diesen Fragen?
die jüdische Theologie
Was bedeutet der Begriff der Moral?
Das Wort "Moral" (stammend von dem lateinischen Wort "mos" , was soviel wie "Sitte" oder "Vorschrift" bedeutet) gibt Menschen einen konkreten Handlungsrahmen für angebrachtes Verhalten vor.
Nenne ein Beispiel für Moral.
Die Zehn Gebote stellen Moralvorstellungen da. Vorschriften, wie "Du sollst nicht töten." bilden die Moralvorstellung, was jedoch nicht heißt, dass sich Menschen auch nach diesen richten.
Was beutet der Begriff der Ethik?
Bei dem Wort "Ethik" (vom griechischen "Ethos" , was übersezt so etwas wie Charakter bedeutet) geht es nicht um einen Verhaltenskodex an sich, sondern um die Analyse verschiedener Moralvorstellungen.
Du hast bereits ein Konto? Anmelden
Open in AppDie erste Lern-App, die wirklich alles bietet, was du brauchst, um deine Prüfungen an einem Ort zu meistern.
Melde dich an für Notizen & Bearbeitung. 100% for free.
Speichere Erklärungen in deinem persönlichen Bereich und greife jederzeit und überall auf sie zu!
Mit E-Mail registrieren Mit Apple registrierenDurch deine Registrierung stimmst du den AGBs und der Datenschutzerklärung von StudySmarter zu.
Du hast schon einen Account? Anmelden