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Damit du verstehst, welche Art von Veränderung für das Fach Psychologie im 19. Jahrhundert stattfand, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Zeit davor. Philosophen und Mediziner machten sich schon in der Antike Gedanken über das Verhalten von Menschen. Wichtig waren zum Beispiel Konzepte wie Seele und Geist, die heute in der Psychologie kaum noch eine Rolle spielen. Häufig wurden psychologische Fragestellungen außerdem…
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Jetzt kostenlos anmeldenDamit du verstehst, welche Art von Veränderung für das Fach Psychologie im 19. Jahrhundert stattfand, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Zeit davor.
Philosophen und Mediziner machten sich schon in der Antike Gedanken über das Verhalten von Menschen. Wichtig waren zum Beispiel Konzepte wie Seele und Geist, die heute in der Psychologie kaum noch eine Rolle spielen. Häufig wurden psychologische Fragestellungen außerdem in anderen Themengebieten betrachtet, zum Beispiel in der Medizin, Physiologie oder Philosophie. Als eigene Disziplin war die Psychologie noch nicht anerkannt.
Tipp: Wenn du mehr über die Anfänge der Psychologie erfahren willst, lies dir unsere Zusammenfassung zur Psychologie in der Antike und im Mittelalter durch.
Die damalige Psychologie hat mit der heutigen nicht mehr so viel zu tun. Vielleicht hast du schon einmal davon gehört, dass die Psychologie eine empirische Wissenschaft ist. Übersetzt bedeutet das "auf Erfahrung basierend", also dass Schlussfolgerungen mithilfe von Beobachtungen oder Experimenten gezogen werden und nicht nur aus theoretischen Überlegungen. Zu so einer Wissenschaft wurde sie jedoch erst im 19. Jahrhundert.
Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, doch nur eine kurze Geschichte — Hermann Ebbinghaus
Es gab zwar schon immer Gedanken zu psychologischen Fragen, aber die Psychologie als eigene, wissenschaftliche Disziplin ist erst im 19. Jahrhundert entstanden.
Im 19. Jahrhundert ist viel passiert, was das Fach Psychologie nachhaltig verändert hat.
Wenn von der Geburtsstunde der Psychologie gesprochen wird, ist meistens ein ganz bestimmtes Ereignis gemeint. 1879 gründete Wilhelm Wundt in Leipzig das erste Labor für experimentelle Psychologie, das wenige Jahre später von der Universität Leipzig übernommen wurde. Anschließend wurden in den nächsten Jahren auch in anderen Ländern psychologische Institute gegründet, beispielsweise an der Sorbonne in Paris, sodass sich die Psychologie als eigene Wissenschaft abgrenzen konnte.
Die Gründung des Leipziger Instituts schaffte eine wichtige Voraussetzung für weitere psychologische Forschung und Entwicklung des Fachgebiets.
Nachdem dieser Grundstein gelegt wurde, entwickelte sich die Psychologie in kürzester Zeit immer weiter. Emil Kraepelin veröffentlichte 1883 eine Klassifikation geistiger Störungen, die erst vor nicht allzu langer Zeit durch neuere Versionen abgelöst wurde. 1889 fand in Paris die erste internationale Psychologen-Konferenz statt.
Die American Psychological Association oder auch APA ist der aktuell weltgrößte Fachverband für Psychologen, der beispielsweise Richtlinien für wissenschaftliche Arbeiten festlegt. Auch dieser wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet: 1892 von G. Stanley Hall, einem Schüler von Wundt.
1883 führte Francis Galton die Statistik in die Psychologie ein, ohne die heute keine Studie oder Untersuchung auskommt.
Neben Wilhelm Wundt gab es noch andere Psychologen, die diese Zeit geprägt haben.
Einige Psychologen des 19. Jahrhunderts forschten auf dem Gebiet der Sinnesphysiologie. Damit ist die Untersuchung der Aufnahme und Verarbeitung von Reizen gemeint, die auch heute noch in der Wahrnehmungspsychologie wichtig ist. Wichtige Personen sind hier Ernst Heinrich Weber, Gustav Theodor Fechner und Hermann von Helmholtz. Auf die ersten beiden geht das Weber-Fechner-Gesetz zurück, das die lineare Beziehung zwischen subjektiv empfundenen und objektiv messbaren Reizen beschreibt und 1860 aufgestellt wurde.
Helmholtz hat beispielsweise die Dreifarbtheorie zur Farbwahrnehmung aufgestellt. Er vertrat die Position, die Psychologie von der Physik und der Physiologie abzugrenzen.
Die Dreifarbtheorie von Helmholtz ist ein Erklärungsansatz zur Farbwahrnehmung. Sie besagt, dass sich jede beliebige Farbe aus den drei Grundfarben Blau, Rot und Grün mischen lässt. Für jede Farbe unterscheidet sich nur die jeweilige Intensität der drei Farbkomponenten. Im Gehirn sind für jede dieser Farben Rezeptoren vorhanden, die auf die jeweils passenden Licht-Wellenlängen der Farbe reagieren. Nach der Dreifarbtheorie werden Farben also wahrgenommen, indem die drei Farbkomponenten einzeln verarbeitet und später wieder miteinander zu der ursprünglichen Farbe verrechnet werden.
Diese Arbeiten sind vor allem deshalb so einflussreich, weil sie auf experimentellen Untersuchungen basieren und das Erleben und Verhalten wie in den Naturwissenschaften, also durch Gesetzmäßigkeiten, beschreiben. In vielen psychologischen Disziplinen wird heute noch naturwissenschaftlich geforscht.
Auch aus der Sicht der heutigen Neuropsychologie wurden Fortschritte gemacht. Natürlich gab es noch keine modernen technischen Methoden, mit denen heute gearbeitet wird, und die Ergebnisse aus dieser Zeit basieren vor allem auf sogenannten Läsionsstudien. Das bedeutet, dass Forscher Läsionen, also Verletzungen im Gehirn, mit Auffälligkeiten in Verhalten oder geistigen Fähigkeiten in Verbindung setzen. So kann man dann ableiten, dass die verletzte Gehirnregion für dieses Verhalten oder diese Funktion verantwortlich sein muss.
Paul Broca und Carl Wernicke entdeckten so zum Beispiel zwei Gebiete im Gehirn, die für das Sprechen beziehungsweise Verstehen von Sprache zuständig sind.
Ein anderer Fall ist Phineas Gage, der 1848 bei einem Arbeitsunfall eine schwere Gehirnverletzung erlitt. Eine Eisenstange schoss durch den vorderen Teil seines Gehirns. Gage hat diesen Unfall überlebt und war danach körperlich und geistig genauso fit wie vorher. Seine Persönlichkeit veränderte sich allerdings stark. Er hatte Stimmungsschwankungen und wurde von seinen Mitmenschen als unerträglich wahrgenommen.
Darauf basierend kann man sagen, dass der Frontallappen, oder genauer gesagt der präfrontale Cortex, essenziell für zentrale Aspekte der Persönlichkeit wie vorausschauendes Handeln und Emotionskontrolle ist.
Eine wichtige Debatte in der Psychologie ist "nature vs. nurture", auf Deutsch "Natur oder Kultur". Man kann das so zusammenfassen: Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu, ob die Gene oder das Umfeld einer Person einen größeren Einfluss auf die Entwicklung hat. Beispielsweise kann untersucht werden, ob Intelligenz erblich ist oder ob es nur darauf ankommt, auf welche Bildungsmöglichkeiten ein Kind zugreifen kann. Auch dieser Streit, zumindest die konkrete Bezeichnung, kommt aus der wissenschaftlichen Epoche des 19. Jahrhunderts.
In der Psychologie spricht man häufig von Schulen oder Strömungen, also von unterschiedlichen Ansätzen oder Sichtweisen auf den Menschen. Diese gab es auch schon im 19. Jahrhundert. Im Folgenden findest du eine Übersicht über die Schulen und Strömungen, die sich mit der Zeit entwickelt haben.
Ausgehend von Wundt und seinem Schüler Edward Bradford Titchner entwickelte sich erst der Strukturalismus. Das Ziel dieser Richtung war, die Bausteine des psychologischen Erlebens und Verhaltens zu identifizieren und untersuchen und dadurch die Struktur zu verstehen. Eine beliebte Methode der Strukturalisten war die Introspektion, bei der man seine spontanen Gedanken beim Erfüllen verschiedener Aufgaben äußert.
Der Funktionalismus, vertreten von William James, einem US-amerikanischen Psychologen, grenzte sich davon ab. Für Funktionalisten sind psychologische Vorgänge viel zu komplex, um sie so herunterzubrechen. Sie fragten sich stattdessen, warum wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten, und versuchten, Verhalten im Hinblick auf die Funktion zu verstehen.
Nimm an, es geht darum, Wahrnehmung und Objekterkennung zu untersuchen, wobei du an einem Experiment dazu als Versuchsperson teilnimmst.
Ein Strukturalist würde dir ein farbliches Objekt zeigen und dich zum Beispiel darum bitten, deine Gedanken und Gefühle beim Betrachten des Objekts zu beschreiben. Somit erfährt er, wie du aus diesen einzelnen Eindrücken darauf schließen kannst, was du dort für ein Objekt siehst. Er könnte zu dem Schluss kommen, dass dein Gehirn eine Art von Fragebogen durchgeht, um nach und nach wie im Spiel "Wer bin ich?" aus der Struktur der Sinneseindrücke zu einem Gesamturteil über das Objekt zu kommen.
Ein Funktionalist würde sich eher mit der Frage beschäftigen, was die Funktion von Farbunterscheidung oder Objekterkennung ist. Daraus würde eventuell die Annahme folgen, dass wir in unserem Gehirn Denkmuster verankert haben, die uns dabei helfen, schnell Urteile über ein Objekt zu fällen, um einzuschätzen, ob davon eine Gefahr ausgeht.
Auch manche bekannte psychologische Schulen des 20. Jahrhunderts traten schon gegen Ende des vorherigen Jahrhunderts auf.
Diese Strömung befasst sich vor allem mit beobachtbarem Verhalten. Innere Denkprozesse sind dagegen eher unwichtig und irrelevant. Konkret schauen sich Behavioristen an, wie Menschen (oder Tiere) auf Reize reagieren und wie solche Reaktionen, aber auch spontanes Verhalten erlernt werden können. Ein Beispiel dafür ist die Konditionierung, bei der ein erwünschtes Verhalten belohnt und unerwünschtes bestraft wird, was dazu führt, dass erwünschtes Verhalten häufiger gezeigt wird.
Auch wenn der Behaviorismus seinen Höhepunkt im 20. Jahrhundert hatte, wurden schon in den 1890er-Jahren erste Lernexperimente an Tieren von Edward L. Thorndike durchgeführt. In dem Experiment ging es darum, dass eine Katze sich von Durchlauf zu Durchlauf schneller aus einem Käfig befreit, wenn sie für die Betätigung des richtigen Hebels mit Futter belohnt wird. Thorndikes Experimente beeinflussten langfristig spätere behavioristische Theorien.
Gegenstand der Tiefenpsychologie ist vor allem das Unterbewusstsein. Psychologen, die dieser Strömung angehören, gehen davon aus, dass ein Großteil unseres Erlebens und Verhaltens durch Prozesse erklärt werden kann, die wir weder bemerken noch steuern. Zum Vorschein gebracht werden können diese Vorgänge über die Psychoanalyse.
Den Begründer der Tiefenpsychologie kennst du bestimmt. Es handelt sich um niemand anderen als Sigmund Freud. Er entwarf im Lauf seines Lebens verschiedene, sehr einflussreiche Theorien, beispielsweise über den Aufbau der Persönlichkeit. Sein berühmtes Buch "Die Traumdeutung" über den unbewussten Zusammenhang zwischen Träumen und Lebenserfahrungen erschien bereits 1899. In den Jahren davor veröffentlichte er einzelne Aufsätze über die Tiefenpsychologie.
Die Gestaltpsychologie gehört, anders als die beiden vorherigen, nicht zu den Hauptströmungen der Psychologie. Als Richtung innerhalb der Wahrnehmungspsychologie befasst sie sich mit der Fähigkeit, statt nur Komponenten organisierte Strukturen zu erkennen. Ein Gestaltpsychologe würde also sagen, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist.
Gestaltpsychologie kann zum Beispiel erklären, warum du hier zwei übereinander liegende Dreiecke siehst, obwohl auf diesem Bild nur unterbrochene Linien und angeschnittene Kreise zu erkennen sind.
Die Basis für spätere Forschung in der Gestaltpsychologie ist Christian von Ehrenfels Arbeit "Über Gestaltqualitäten". Deshalb hat auch diese psychologische Schule ihren Ursprung bereits im 19. Jahrhundert, obwohl der Hauptteil der psychologischen Erkenntnisse erst später dazu kam.
Wenn dich die Hauptströmungen der Psychologie generell interessieren, klick dich doch mal durch die entsprechenden Zusammenfassungen hier auf StudySmarter.
Hier siehst du noch einmal die wichtigsten Ereignisse des Jahrhunderts als Zeitstrahl.
Abbildung 10: Zeitstrahl —Wichtige Ereignisse in der Psychologie im 19. Jahrhundert
Psychologie gab es schon in der Antike. Die wissenschaftliche Psychologie entstand allerdings erst im 19. Jahrhundert und wurde 1879 mit der Gründung des ersten psychologischen Labors von Wilhelm Wundt in Leipzig geboren.
Als Gründer der Psychologie als Wissenschaft gilt Wilhelm Wundt, der 1879 in Leipzig das erste Institut für experimentelle Psychologie gründete und damit den Wandel der Psychologie zu einer empirischen Wissenschaft vorantrieb. Seine Arbeiten umfassen unter anderem Psychophysik, Aufmerksamkeit und Bewusstsein und Neuropsychologie. Er gilt außerdem als Mitbegründer der Kulturpsychologie.
Psychologie ist eine empirische Wissenschaft, die sich mit dem menschlichen Erleben und Verhalten befasst. Das bedeutet, dass Sachverhalte durch die Erhebung von Daten, beispielsweise in einem Experiment oder durch Beobachtungen, untersucht werden. Das geschieht meist mithilfe von statistischen Methoden.
Man kann die Psychologie nicht eindeutig als Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft oder Sozialwissenschaft einordnen.
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, da Psychologie eine bereichsübergreifende Wissenschaft ist. Eine klare Zuordnung zu einem Wissenschaftsbereich ist deshalb nicht möglich. Manche Teilgebiete wie die Experimentalpsychologie sind beispielsweise eher den Naturwissenschaften nahe, während die verstehende Psychologie dagegen geisteswissenschaftlich ist.
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