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Jetzt kostenlos anmeldenDie Epoche des Mittelalters ist Dir bestimmt schon einmal begegnet und Dir ist möglicherweise aufgefallen, dass die Zeit des Mittelalters eine große Zeitspanne umfasst: Das Mittelalter dauerte ganze 1000 Jahre an. Die Kunst des Mittelalters umfasste demnach einen enormen zeitlichen Raum und auch geografischen Raum.
Mit dem Untergang des Römischen Reichs beginnend um 500 n. Chr. und mit dem Abschluss des 15. Jahrhunderts endend – also etwa 1500 n. Chr. – war die mittelalterliche Kunst eine einflussreiche Periode der westlichen Kunst und Kultur. In dieser Erklärung sollst Du einen Überblick über die große Zeitspanne des Mittelalters bekommen.
Kunstgeschichtlich betrachtet löste das Mittelalter das sogenannte Altertum ab, das 3.100 v. Chr. begann und bekannt für die ersten Schriftzeichen ist. Die Epoche des Mittelalters begann ca. 500 n. Chr. mit dem Zerfall des Römischen Reichs.
Das Mittelalter ist in der europäischen Geschichte zeitlich zwischen der Antike und der Neuzeit einzuordnen. Die genaue Datierung der Epoche wird immer wieder neu definiert: Allgemein kann gesagt werden, dass die Epoche des Mittelalters im 6. Jahrhundert begann und mit dem Ende des 15. Jahrhunderts auslief.
Zu viele geschichtliche Begriffe? Die Antike ist ein zeitlicher Abschnitt des Altertums, welcher die Zeit der Griechen und Römer meint. Das Mittelalter fing mit dem Ende des Römischen Reichs an und endete mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, was zeitlich den Beginn der Neuzeit markiert.
Die Gesellschaft des Mittelalters war vom Feudalismus geprägt. Der Feudalismus war die damalige vorherrschende soziale Struktur in der mittelalterlichen Gesellschaft, in der Adlige die Kontrolle über alle Ländereien hatten und diese beherrschten. Der Großteil der Bevölkerung stand unter der Herrschaft des Adels und des Klerus – letzterer meint zusammengefasst Geistliche wie Bischöfe, Äbte, Priester und Mönche.
Das tägliche Leben der sozialen Gruppen unterschied sich stark voneinander: Die Oberschicht genoss Reichtum, Macht und Status, während von der Unterschicht erwartet wurde, dass sie anderen dient. Dadurch entstand ein gesellschaftlicher Unterschied, der mit der Religion und dem Glauben überbrückt werden sollte.
Die gesellschaftlichen Unterschiede wurden durch die feudalistische Struktur hervorgerufen. Im Fach Geschichte wird Dir noch mehr erklärt! Klick dich hier zu den Erklärungen "Mittelalter" und "Feudalismus"!
Das Mittelalter wird in unserer heutigen geschichtlichen Auffassung in drei Epochen geteilt: das Frühmittelalter, das Hochmittelalter und das Spätmittelalter. Zeitlich lassen sich die drei Epochen nicht auf genaue Abschnitte festmachen. Die Kunstgeschichte unterteilt die Epoche des Mittelalters ebenfalls in drei ähnliche Einteilungen:
Die Kunst des Mittelalters erstreckte sich über zehn Jahrhunderte und umfasste eine enorme zeitliche und räumliche Ausdehnung, sodass viele verschiedene Stile und Kunstformen verwendet und ausprobiert wurden. Da Religion und Glaube im Mittelalter als Lebensform angesehen wurden, drückten die Kunstwerke, die durch den Bau von Kirchen in den meisten europäischen Städten entstanden, verschiedene soziale, politische und historische Ereignisse aus.
Die einzelnen Kunstperioden des Mittelalters werden als karolingische Periode, romanische und gotische Periode zusammengefasst.
Rückblickend wurde das Mittelalter über Generationen hinweg als Zeit des bildungsmäßigen und kulturellen Verfalls gesehen. Unter der mittelalterlichen Bevölkerung gab es kaum Kunstschaffende und damit wenig freie Kunst: Adel und Kirche bestimmten, was gemalt wurde. Somit konnten sich die Kunstschaffenden nicht so entfalten, wie sie es in einer freien Gesellschaft hätten tun können.
Der Beruf des Künstlers existierte im Mittelalter noch nicht als solcher. Vielmehr wurden künstlerisch begabte Handwerker für Malerarbeiten in Kirchen oder Ähnliches beauftragt – so entstand das Malerhandwerk. Erst in der folgenden Epoche, in der Neuzeit, entwickelte sich der Beruf des Künstlers als eigenständiger Beruf.
Die frühmittelalterliche Periode der karolingischen Kunst bezeichnet den Zeitraum zwischen etwa 740 und 900 n. Chr. und bezieht sich auf die Kunst des fränkischen Reichs – heute als Frankreich bekannt.
Das damalige fränkische Reich wuchs unter König Karl dem Großen stetig an. Zu Beginn der karolingischen Kunstperiode weitete sich das fränkische Reich auf weströmisches und germanisches Gebiet aus. Karl der Große sah sich als rechtmäßigen Nachfolger des Anführers der germanisch-keltischen Stämme. So wuchs nicht nur sein Land weiter – das auch als Abendland bekannt ist –, sondern auch das Christentum.
Die sogenannte Christianisierung – die Ausbreitung des Christentums in Mitteleuropa – brachte die karolingische Kunst hervor. Das Aufeinandertreffen der germanischen Kultur und der von der Antike beeinflussten christlichen Kultur ermöglichten die Entstehung der karolingischen Kunst.
Hast Du Dich schon gefragt, warum die karolingische Kunst auch karolingische Renaissance bezeichnet wird? Die Herausbildung der karolingischen Kunst geht auf Karl den Großen zurück, der die Erneuerung des Heiligen Römischen Reichs als sein Ziel ansah. Er strebte die Wiedergeburt – auf Französisch die Renaissance – der Kunst und Kultur des Heiligen Römischen Reichs an.
Die Religion spielte in der frühmittelalterlichen Gesellschaft eine große Bedeutung und war bestimmt vom Christentum. Dies hatte zur Folge, dass die karolingische Kunst hauptsächlich von religiösen Bildmotiven geprägt ist. Beliebte Themen der Kunst waren somit die Geschichte Jesu und biblische Szenen.
Die karolingische Kunst ist primär für ihre hervorgebrachte Architektur von Kirchenbauten bekannt. In diesem Zusammenhang ist die karolingische Architektur auch berühmt für ein weiteres Merkmal: die Verwendung der Baumaterialien der Römer, wie zum Beispiel Natursteinbau.
Des Weiteren finden sich in der karolingischen Kunst florale und tierische Ornamente, aber auch Darstellungen von Menschen nach römischen Vorbild. Dazu gehören christliche und weltliche Darstellung von Figuren. Im Folgenden findest Du Beispiele zu diesen Merkmalen.
Die Malerei war im frühen mittelalterlichen Zeitalter auf die Fresko- und Buchmalerei konzentriert. Aus erhaltenen Schriften sind einige Wandmalereien in Palästen und Kirchen bekannt. Jedoch sind nur wenige über die lange Zeitspanne bis zur Gegenwart erhalten geblieben.
Eines der wenigen erhaltenen und bekannten Wandmalerei-Beispielen der karolingischen Zeit befindet sich in einer Klosterkirche in St. Johann in der heutigen Schweiz. Entstanden sind die Freskomalereien um 800 n. Chr.
Abbildung 1: Karolingische WandmalereiUnbekannt, FreskoKlosterkirche St. Johann, Schweiz
Die Fresken in der Klosterkirche zeigen typische Bildmotive der karolingischen Kunst: In mehreren Bilderfolgen wird die Heilsgeschichte vom Leben David über die Geschichte Jesu bis hin zur apostolischen Nachfolge Jesu Christi dargestellt.
Fragst Du Dich, was genau Fresken sind? Erfahre in der Erklärung "Freskomalerei" mehr über die Wandmalerei und ihre Geschichte!
Neben der Wandmalerei ist die karolingische Periode für die Buchmalerei bekannt, deren Ausgangspunkt in den Palastschulen liegt. In den Palastschulen, die unter Karl dem Großen entstanden, widmeten sich irische Mönche der kunstvollen Handschrift – bekannt als karolingische Minuskel: Auch hier finden sich Wirkungen der Ausbreitung des Christentums, indem sich die ursprünglich ornamentalen Illustrationen zu figürlichen weiterentwickelten, die später unter dem Namen Miniaturen bekannt wurden.
Die Maler der bedeutenden Miniaturen widmeten sich weiterhin der Ornamentik und der Darstellung religiöser Themen wie den Evangelisten: Weitere Merkmale der karolingischen Kunst sind die florale und tierische Ornamentik und die Darstellung von christlichen oder weltlichen Menschenbildern.
Ornamentale Illustrationen – die Ornamentik – sind dekorative und symbolische Verzierungen in geometrischer oder organischer (pflanzlicher oder tierischer) Form.
Beide Merkmale – die Ornamente und Darstellung der Evangelisten – finden sich in der Miniaturen-Malerei eines Buchmalerei-Meisters der Ada-Gruppe bzw. eines Meisters der Hochschule Karl des Großen wieder. In der Mitte sind figürliche Darstellungen zu sehen. Neben einem gebäudeähnlichem Hintergrund und ornamentalen Verzierungen an den Säulen sind im äußeren Rand des Bildes weitere ornamentale Formen zu erkennen.
Abbildung 2: Beispiel karolingische MiniaturMeister der Ada-Gruppe: "Der Evangelist Matthäus" (ca. 800)Pergament, 36,6 x 24,5 cmStadtbibliothek Trier
Ein weiteres bekanntes Beispiel der karolingischen Kunst findet sich in der Architektur. Erinnerst Du Dich, dass die karolingische Renaissance unter dem König Karl dem Großen entstanden ist? Dieser gab den Bau einer Pfalzkapelle (erbaut zwischen 790 und 805 n. Chr.) in Aachen in Auftrag.
Abbildung 3: Berühmte mittelalterliche Kapelle der vorromanischen ZeitIm Auftrag von Karl dem Großen (fertiggestellt 805 n. Chr.)Aachen, Deutschland
Die Pfalzkapelle in Deutschland war eine mittelalterliche Kapelle, die 805 n. Chr. von Papst Leo III. zu Ehren der Jungfrau Maria geweiht wurde. Sie war das herausragende Bauwerk des Palastes von Karl dem Großen in Aachen. Während dieser Palast heute nicht mehr existiert, ist die erhaltene Kapelle heute Teil des Aachener Doms. Die Pfalzkapelle gilt als frühes Beispiel der vorromanischen Kunst.
Die künstlerische Periode der Romanik folgte auf die karolingische Kunst, die auch als vorromanische Kunst bezeichnet wird. Ab 1000 n. Chr. begann die Hochzeit der romanischen Kunst. Der Begriff Romanik wurde allerdings erst im frühen 19. Jahrhundert durch den französischen Archäologen Charles Duhéssier de Gerville geprägt: Die charakteristischen Rundbögen erinnerten an den römischen Baustil und wurde im französischen "l'art roman" genannt, woraus sich die Bezeichnung der Epoche ableitet.
Der Name der Epoche Romanik leitet sich vom architektonischen Stil ab. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Epoche in erster Linie für ihre sakrale Architektur bekannt ist. Besonders berühmt sind die monumentalen Kirchenbauten im romanischen Stil mit Rundbögen an Fenstern, Portalen (große Türbauten) und Arkaden (ein von Säulen und Pfeilern getragener Bogen) – eine an die Baukunst der Römer erinnernde Architektur.
Abbildung 4: Hauptportal mit Rundbogen im romanischen StilDom zu Speyer (1030–1061)Speyer, Deutschland
Abbildung 5: Außenansicht Baustil romanischer KunstDom zu Speyer (1030–1061)Speyer, Deutschland
Das Beispiel zeigt den größten und bedeutendsten Kirchenbau der Romanik: der Dom zu Speyer, welcher aufgrund seiner Raumform als Basilika bezeichnet wird. Der Grundriss der Basilika ist ein sogenanntes Dreischiff: Der Grundriss ist als Kreuz angelegt, das als Zeichen der Erlösung gilt.
Der Großteil der Menschen im Mittelalter lebte in einfachen und spartanischen Holzhäusern. Durch Erfindungen wie den Großflug (Hilfsgerät für die Bauern und Bäuerinnen auf den Feldern) kam es zum Bevölkerungswachstum und damit verbunden zum Anwuchs des Christentums.
Die monumentalen und kunstvollen Kirchenbauten, mit riesigen Dimensionen den einfachen Holzhäusern der Bevölkerung gegenüber, versetzte die Bevölkerung in Erstaunen und Ehrfurcht. Jede dieser imposanten Kirchen ist eine Demonstration kirchlicher Macht gegenüber dem Erzfeind: dem Teufel.
Die Epoche der romanischen Kunst bzw. des romanischen Stils war die erste sich in fast ganz Europa ausbreitende künstlerische Periode und mit fast 300 Jahren Dauer eine über längere Zeit bestehende Kunstepoche mit einheitlichem Stil.
Die Romanik breitete sich zwar in großen Teilen Europas aus, doch waren Deutschland und Frankreich die Kernländer des romanischen Stils. Die Epoche der Romanik von etwa 1000 bis 1250 n. Chr. wird wiederum in drei Phasen bzw. Abschnitte geteilt:
Seit dem Untergang des Römischen Reichs – dem Beginn des Mittelalters – waren Kirchen und Klöster das Zentrum von Kunst und Kultur. Die Ausbreitung des Christentums trug ebenfalls zu dieser Fokussierung auf Kirchenbauten bei. Daher ist die romanische Kunst vorwiegend für ihre Sakralbauten – christliche Bauten – prominent.
Der Schwerpunkt der romanischen Kunst lag demnach nach wie vor auf Religion und Christentum. Die Bauwerke wurden gegenüber der vorromanischen Zeit immer größer und höher gebaut. Die Nähe zum römischen Stil der Antike ist durch die Verwendung von Säulen, Pfeilern, Rundbögen und Gewölben in Form eines Kreuzes sichtbar.
Die Religion und das damit verbundene Weltbild bestimmten größtenteils das Alltagsleben der Bevölkerung: Man glaubte, nur durch gottgefälliges Handeln das ewige Leben erreichen zu können – die Angst vor dem zornigen Gott und der Hölle waren groß und bestimmten das Verhalten der Menschen.
Die Kunst, die vorrangig von christlichen Auftraggebern bestimmt wurde, unterstütze das christliche Weltbild. Da die Mehrheit der Bevölkerung nicht lesen konnte, wurden sie durch christliche Malereien beeinflusst.
Kennzeichnend für den romanischen Stil sind ebenfalls die Werke der Bildhauerei, die sich primär an den Portalen der Kirchen zeigen. Die romanische Bildhauerei zeichnet sich durch die Stilisierung der Figuren in der Gestaltung von Gewand (Kleidung) und dem Gesichtsausdruck aus.
Die romanische Malerei folgte einem strengen Gestaltungsschema ohne räumliche und körperliche Ästhetik. Das Hauptziel war die Darstellung der christlichen Vorstellungswelt. Für die Mehrheit der Menschen waren gemalte Bilder die einzige Möglichkeit, die christlichen Glaubensinhalte zu verstehen.
Ein sehr bekanntes Beispiel der romanischen Architektur hast Du bereits kennengelernt. Die Romanik zeigt sich auch in den weiteren Bereichen der Kunst: Die Malerei wurde als ergänzendes Werk der Kirchenbauten in Form von Glasmalerei, Buchmalerei und Wandmalerei (Fresko) genutzt.
Besonders beeindruckend war die Kunstform der Glasmalerei, bei der Sand und Holzasche miteinander vermischt wurden, bevor sie zu einer Flüssigkeit geschmolzen wurden, die sich zu Glas formen ließ. Bevor das Glas gehärtet war, wurden pulverisierte Metalle hinzugefügt, die die leuchtenden Farben im Glas erzeugten.
Diese Meisterwerke der Glasmalerei waren zeitaufwendig, da verschiedene Glasstücke sorgfältig zusammengefügt wurden. Die Kunstschaffenden fügten dann von Hand letzte Details hinzu, bevor sie das fertige Kunstwerk zusammensetzten und in ein Fenster einbauten. Natürlich war auch die Religion ein wichtiges Thema bei der Schaffung dieser Glasmalereien, da sie im Wesentlichen dazu dienten, die Fenster von Kirchen und Kathedralen mit beliebten Ikonen aus der Bibel zu schmücken.
Diese Glasmalerei befindet sich im Augsburger Dom und zeigt das früheste noch erhaltene monumentale Werk der Glasmalerei. Die vier Propheten sind in leuchtenden Farben aus einzelnen Glasstücken zusammengesetzt.
Abbildung 6: Glasmalerei im romanischen Kunststil, zu sehen ist der Prophet JonasGlasfenster (um 1100)Augsburger Dom, Deutschland
Die Romanik wurde von der kunstgeschichtlichen Epoche der Gotik abgelöst. Die gotische Periode findet ihre Anfänge um 1200 n. Chr., als die Kirche Saint-Denis in Frankreich renoviert wurde.
Die letzte Periode der nun spätmittelalterlichen Kunst war die gotische Kunst – auch als Gotik bekannt. Die gotische Periode findet ihre Anfänge um 1200 n. Chr., als die Kirche Saint-Denis in Frankreich renoviert wurde. In den anderen Ländern Europas war zu der Zeit noch der romanische Stil vertreten.
Die Renovierungen der Kirche Saint-Denis als erstes gotisches Bauwerk zeigen das Ziel der architektonischen Baukunst: große, hohe und gewaltige Bauweise ohne stützende (Innen-) Wände und mit riesigen Glasfenstern in den Fassaden.
Als Gotik wird die kunstgeschichtliche Epoche nach der Romanik und vor der Renaissance bezeichnet. Die Zeitspanne der Gotik wird in etwa auf ab 1150 bis 1500/1525 n. Chr. datiert. Der Name der Epoche verbreitet sich, nachdem der italienische Gelehrte Giorgio Vasari abwertend über die Architektur des Mittelalters nördlich der Alpen schreibt und diese als "maniera gotica" bezeichnet.
Der gotische Stil präsentierte sich in allen Gattungen der Kunst und war weit über Europa verbreitet. Die Gotik wird ähnlich der Romanik in drei Phasen eingeteilt:
Die Gotik ist eng mit dem Städtebau verbunden: neue Städte entstanden und bestehende wuchsen. Der Städtebau ist auf die stark wachsende Bevölkerung im 12. Jahrhundert zurückzuführen. In ganz Europa entwickelte sich die Gotik, jedoch zeitlich versetzt.
In dieser Zeit des Städtebaus nahmen Verkehr und Handel zu und es entstanden die ersten Universitäten. Bildung war nicht mehr nur den christlichen Gelehrten in Klöstern vorbehalten.
Die Zeit der Gotik ist nicht nur mit Positivem besetzt. Die gotische Periode ist negativ gezeichnet, insbesondere durch den Hundertjährigen Krieg von 1337 bis 1453, die Pest, den Verfall der deutschen kaiserlichen Macht und dem damit verbundenem Einfluss und Wachstums der Kirche.
Die gotische Architektur verbesserte sich durch den Einsatz von Strebebögen und -pfeilern, die in der sogenannten Skelettbauweise die statischen Funktionen übernahmen. Die gotischen Bauten zeichnen sich durch eine extreme Höhe aus, durch Spitzbogenfenster (große, schmale, spitzen förmige Fenster in den Fassaden) und, wie in der romanischen Kunst auch, durch Kreuzgewölbe aus.
Interessierst Du Dich für die architektonischen Bauweisen wie den Skelettbau? Dann informiere Dich in der Erklärung "Baukonstruktion und architektonische Gestaltungsmittel" über die Konstruktionsprinzipien der Architektur.
Vielleicht erinnerst Du Dich noch daran, dass der gotische Kunststil in allen Gattungen der Kunst verbreitet war. Das bedeutet, auch die Malerei und die Bildhauerei bieten Beispiele der Gotik. Beide Gattungen beschäftigen sich nach wie vor, typisch für das Mittelalter, mit religiösen Themen.
Die gotische Malerei veränderte sich jedoch gegenüber den vorangegangenen Epochen, indem hellere Farben verwendet wurden und die Bilder mehr perspektivische Dimensionen zuließen. Die Kunstschaffenden begannen mit Licht und Schatten zu arbeiten und experimentierten auch mit tierischen Bildmotiven und mythischen Szenen.
Vorrangig wurden jedoch christliche Gemälde gemalt. An den gotischen Gemälden kann jedoch hervorgehoben werden, dass die dargestellten Figuren realistischer und lebensechter wurden. Die Malenden lösten sich langsam von den vorgeschriebenen, ikonenhaften Darstellungen: immer der gleiche Typus Mensch, die gleiche biblische, christliche Bildsprache und Gemälde ohne Bildtiefe und ohne Hintergrundgestaltung.
In der Zeitspanne von 1200 und 1250 begann in zahlreichen Städten der Bau einer Kathedrale, die oftmals Jahrhunderte bis zur Fertigstellung brauchte, darunter etwa Kathedralen in Paris, Chartre, Rouen, Amiens, Köln, Ulm und Freiburg.
Die wohl bekannteste gotische Kathedrale Notre-Dame de Paris wurde zwischen 1163 und 1345 n. Chr. erbaut und beinhaltet typische sichtbare Strebepfeiler, große Glasfenster in Spitzbogenform und eine der ersten und größten Fensterrosen der Zeit, die in der Abbildung in der Mitte zu sehen ist.
Notre-Dame de Paris bedeutet übersetzt "Unsere Liebe Frau von Paris" und wurde der Jungfrau Maria gewidmet. Die Kathedrale gilt auch als das schönste Beispiel gotischer Architektur, da sie bewundernswerte Glasmalereien und ikonische Skulpturen enthält. Notre-Dame unterscheidet sich durch ihren besonderen Stil und ihr Design deutlich von der Romanik.
Abbildung 7: Gotische ArchitekurPierre de Montreuil, Jean-Baptiste-Antoine Lassus: "Notre Dame" (fertiggestellt 1345)Paris, Frankreich
Zu Beginn des Mittelalters galt Notre-Dame als ein unglaublich teures Bauwerk. Kunstwerke dieser Größenordnung konnten damals nur von großen Institutionen wie der Kirche oder von reichen Mäzenen (Förderern) ermöglicht werden. Dieses spätmittelalterliche Kunstwerk wurde 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
In gotischen Kathedralen finden sich auch weitere Beispiele der gotischen Kunst, und zwar in den beeindruckenden Portalen (Türbauten), die mit Werken von Bildhauern geschmückt wurden. Das Mittelalter ist im Allgemeinen bekannt für die figürliche Ausarbeitung und Aufwertung von Portalen in Kirchenbauten, jedoch findet diese Kunstform in der Gotik ihre Hochphase.
Abbildung 8: Gotische Bildhauerkunst am PortalKathedrale Chartres, Hauptportal (Westportal) (um 1145)Chartres, Frankreich
Die Kathedrale in Chartres ist ebenso wie die Notre-Dame de Paris ein Meisterwerk der Gotik. Das Westportal der Chartres Kathedrale, das in der Abbildung 9 zu sehen ist, wird als Königsportal bezeichnet und zeigt die ältesten erhaltenen gotischen Statuen.
Die Figuren an den drei Portalen erzählen einzeln oder als Figurengruppen biblische Geschichten, wie beispielsweise vom Leben Jesu, der Geschichte Marias und der Heiligen.
Das Standmotiv – stehende Figuren, die von Kopf bis Fuß gezeigt werden – mit einem Stand- und einem Spielbein ist kennzeichnend für die gotische Bildhauerkunst: Die Figur hat ihr Körpergewicht auf einem Bein gelagert, auf dem sogenannten Standbein und das zweite Bein, das Spielbein, ist beispielsweise angewinkelt. Das Spielbein ermöglicht den figürlichen Darstellungen etwas Bewegung und bringt dadurch auch Bewegung in das Gewand.
Die künstlerische Gestaltung eines Stand- und eines Spielbeins wird als Gestaltungsmittel auch Kontrapost genannt. Wenn Dich das Thema interessiert, schau in die Erklärung über dreidimensionale Kunst: "3D Kunst".
Neben der bekannten Wandmalerei (Fresko) und neben der Buch- und Glasmalerei gewann die Tafelmalerei in der gotischen Kunst an Aufmerksamkeit. Auch die Gattung der gotischen Malerei stand in enger Verbindung zur Kirche: Tafelbilder wurden vorrangig als Altarbilder genutzt.
In der Spätgotik entwickelte sich jedoch die Tafelmalerei zu einer eigenständigen Bildform weiter. Ganz dem mittelalterlichen Charakteristika folgend, bildeten auch diese eigenständigen Tafelbilder religiöse Themen ab.
Eines der berühmtesten religiösen Gemälde aus der gotischen Zeit ist "Das letzte Abendmahl" von Giotto di Bondone aus dem Jahr 1306. Dieses Gemälde stellt Jesus umgeben von den Aposteln dar und wurde zur mehrheitlich dargestellten religiösen Szene der Kunstgeschichte.
Abbildung 9: Beispiel gotisches GemäldeGiotto di Bondone: "Das letzte Abendmahl" (ca. 1304–1306)Fresko, 200 cm x 185 cmScrovegni Kapelle, Padua
Die großen Entdeckungsreisen der gotischen Zeit, darunter die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus 1492, beendeten die Epoche des Mittelalters. Die Gotik als letzte Periode des Mittelalters wurde von der Renaissance abgelöst.
Der Übergang vom Mittelalter zur Renaissance war durch große gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und religiöse Veränderungen gekennzeichnet. In politischer Hinsicht wurde das Feudalsystem des Mittelalters durch ein stabileres System der Monarchie ersetzt. Dieses war republikanisch geprägt und gewährte den Menschen mehr Freiheiten und Einflussmöglichkeiten. Daher unterscheiden sich die Zeitabschnitte stark in ihren Merkmalen.
Mittelalter | Renaissance |
Das Mittelalter ist die Zeitspanne in der europäischen Geschichte vom Untergang des Römischen Reiches bis zur Zeit der Renaissance. | Die Renaissance ist die große Wiederbelebung der Kunst, der Literatur und der Wissenschaft in Europa und markiert den Übergang vom Mittelalter zur modernen Welt. |
Das Mittelalter dauerte vom Beginn des 6. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts an. | Die Renaissance dauerte vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. |
Die Kirche war dem Staat übergeordnet. | Der Staat war der Kirche übergeordnet. |
Die Kirche kontrollierte die Gesellschaft. | Die Menschen begannen, die Religion genau zu untersuchen und zu kritisieren. |
Kunst und Architektur des Mittelalters waren hauptsächlich von der Religion beeinflusst. | Kunst und Architektur der Renaissance wurden von den klassischen griechischen und römischen Idealen beeinflusst. |
Die Kunst ist gekennzeichnet durch eindimensionale Figuren, fehlender Perspektive, fehlendem Hell-Dunkel Kontrast (Chiaroscuro) und der Verwendung von Gold in Figuren. | Die Kunst zeichnet sich durch die Verwendung der Zentralperspektive, weltliche Themen, den vermehrten Einsatz von Ölfarben und die Darstellung realer Menschen in realen Situationen aus. |
Mittelalterliche Literatur war hauptsächlich religiös geprägt: Die literarischen Werke wurden von Hand geschrieben und es gab kaum politische Kritik. | Literatur war weltlicher und umfasste eine Vielzahl von Themen; außerdem wurde der Buchdruck eingeführt. |
Klick dich hier weiter zu der Epoche der Renaissance: "Renaissance Kunst"!
Die Malerei des Mittelalters konzentrierte sich auf religiöse Themen und die malerische Gestaltung biblischer Szenen für die Analphabeten.
In der Zeit des Mittelalters gab es noch nicht den eigenständigen Beruf des Künstlers. Die einzigen wirklich bekannten Künstler sind die Alten Meister wie Giotto, Jan van Eyck und Donatello.
Die kunstgeschichtliche Epoche des Mittelalters ist ebenso datiert wie in den anderen Wissenschaften: von etwa 500 bis 1500 n. Chr. Doch teilt die Kunstgeschichte das Mittelalter in andere Perioden: in die karolingische, romanische und gotische Kunst.
Die Figuren in Bildern des Mittelalters sind immer ikonenhaft gestaltet: nach Abbildern von Kult- und Heiligenbildern gestaltet. Erst in der Spätgotik werden die Figuren in Bildern realistischer und lebensechter gemalt.
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