Prospect Theorie

Im Folgenden erhältst du ein tiefgreifendes Verständnis der Prospect Theorie, einer bahnbrechenden Theorie in der BWL, die einen grundlegenden Einblick in das Entscheidungsverhalten von Individuen bietet. Entdecke die Ursprünge, Entwicklungen und Anwendungen dieser Theorie sowohl in theoretischen als auch in realweltlichen Kontexten. Durchleuchte die Wertfunktion, deren Interpretation und Anwendung dir klare Orientierungshilfe bei Entscheidungsprozessen liefert. Und letztendlich vergleiche die Prospect Theorie kritisch mit anderen einschlägigen Theorien wie der SEU Theorie. Bereite dich darauf vor, BWL durch die Linse der Prospect Theorie zu erkunden.

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Prospect Theorie

Prospect Theorie

Im Folgenden erhältst du ein tiefgreifendes Verständnis der Prospect Theorie, einer bahnbrechenden Theorie in der BWL, die einen grundlegenden Einblick in das Entscheidungsverhalten von Individuen bietet. Entdecke die Ursprünge, Entwicklungen und Anwendungen dieser Theorie sowohl in theoretischen als auch in realweltlichen Kontexten. Durchleuchte die Wertfunktion, deren Interpretation und Anwendung dir klare Orientierungshilfe bei Entscheidungsprozessen liefert. Und letztendlich vergleiche die Prospect Theorie kritisch mit anderen einschlägigen Theorien wie der SEU Theorie. Bereite dich darauf vor, BWL durch die Linse der Prospect Theorie zu erkunden.

Was ist die Prospect Theorie: Definition

Die Prospect Theorie, einer der einflussreichsten Beiträge zur Behavioral Economics, ist eine Theorie zur Beschreibung der Entscheidungsfindung in Situationen mit Unsicherheit. Sie beschreibt, wie Menschen Risiko und Unsicherheit bewältigen, vor allem in Bezug auf Gewinne und Verluste.

Die Prospect Theorie ist eine ökonomische Theorie, die vorschlägt, dass Menschen Entscheidungen auf einer relativen, nicht auf einer absoluten Basis treffen. Menschen bewerten Gewinne und Verluste in Bezug auf einen Referenzpunkt, oft ihren aktuellen Zustand, eher als in Bezug auf den Endzustand.

Ursprung und Entwicklung der Prospect Theorie

Die Prospect Theorie wurde 1979 von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entwickelt. Sie kritisierten die vorherrschende erwartete Nutzentheorie und argumentierten, dass sie das tatsächliche Verhalten von Menschen in risikobehafteten Entscheidungssituationen nicht genau widerspiegelt. Die Entwicklung der Prospect Theorie war ein Durchbruch in der Verhaltensökonomie und führte dazu, dass Kahneman 2002 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt.

Ein häufig zitiertes Beispiel für die Prospect Theorie ist das sogenannte "Lotterie-Experiment". In diesem Experiment zeigten Kahneman und Tversky, dass Menschen dazu neigen, sich in Bezug auf potenzielle Gewinne risikoaverse zu verhalten (sie ziehen einen sicheren Gewinn einem grösseren, unsicheren Gewinn vor), während sie sich in Bezug auf potenzielle Verluste risikofreudiger verhalten (sie ziehen das Risiko eines größeren Verlusts vor, um eine Chance zur Vermeidung eines kleineren, sicheren Verlusts zu haben).

Die Prospect Theorie hat tiefe Auswirkungen auf verschiedene Gebiete wie Wirtschaft, Politik, Psychologie und sogar Sport gehabt. In der Wirtschaft hat sie dazu beigetragen, Preisstrategien, Verhandlungstaktiken und Investitionsentscheidungen besser zu verstehen. In der Politik wurde sie zum Beispiel genutzt, um Wählerverhalten zu erklären.

Prospect Theorie leicht gemacht: Ein einfacher Überblick

Einfach ausgedrückt besteht die Prospect Theorie aus zwei Hauptkomponenten: der Bewertungsfunktion und der Gewichtungsfunktion. 1. Die Bewertungsfunktion stellt fest, dass die Menschen Gewinne und Verluste relativ zu einem Referenzpunkt bewerten - in der Regel ihrem aktuellen Status. Darüber hinaus betrachtet sie Verluste stärker als Gewinne. 2. Die Gewichtungsfunktion beschreibt das Phänomen, dass die Menschen geringe Wahrscheinlichkeiten überschätzen und hohe Wahrscheinlichkeiten unterschätzen. Ein Schlüsselaspekt der Prospect Theorie ist die Idee der Verlustaversion. Dies bedeutet, dass Menschen eher Maßnahmen ergreifen, um einen Verlust zu vermeiden, als um einen gleichwertigen Gewinn zu erzielen.

Verlustaversion ist die Tendenz der Menschen, einen Verlust stärker zu gewichten als einen gleichwertigen Gewinn. Dies führt zu einem asymmetrischen Wertaufbau, in dem der Schmerz eines Verlusts stärker empfunden wird als die Freude über einen gleichwertigen Gewinn.

Angenommen, du hast entschieden, deine Sparquote zu erhöhen, indem du deine monatlichen Ausgaben für Unterhaltung reduzierst. Obwohl die Erhöhung deiner Sparquote und die Reduzierung deiner Ausgaben für Unterhaltung objektiv gesehen das Gleiche ist, fühlst du dich wahrscheinlich gegenüber der Reduzierung deiner Ausgaben eher negativ eingestellt. Dies liegt daran, dass dein Gehirn es als "Verlust" von Unterhaltung interpretiert, und die Prospect Theorie würde vorschlagen, dass du diesen Verlust stärker wahrnimmst als den gleichwertigen "Gewinn" in Form von erhöhtem Sparen.

Anwendungsbeispiele für die Prospect Theorie

Die Prospect Theorie findet Anwendung in zahlreichen realen und theoretischen Szenarien. Sie dient als Erklärungsmodell für beobachtete Verhaltensweisen in vielfältigen Zusammenhängen - von täglichen Kaufentscheidungen bis hin zu strategischen Unternehmensentscheidungen.

Realweltliche Beispiele der Prospect Theorie

Es gibt zahlreiche realweltliche Beispiele, in denen die Prinzipien der Prospect Theorie aufgezeigt werden. Sie betreffen verschiedene Aspekte des Lebens und zeigen, wie tiefgreifend der Einfluss dieser Theorie auf unser Verhalten ist.
Marketing und PreisgestaltungViele Unternehmen nutzen das Konzept der Verlustaversion aus der Prospect Theorie, indem sie Sonderangebote oder Rabatte anbieten. Die Kunden fühlen einen stärkeren Drang, einen "Verlust" zu vermeiden, indem sie das Angebot annehmen, als sie den Nutzen des Kaufs des Produkts zum normalen Preis einschätzen würden.
InvestitionsentscheidungenInvestoren, die von der Prospect Theorie beeinflusst sind, könnten dazu tendieren, verlustbringende Investitionen zu lange zu behalten (um einen Verlust zu vermeiden) und gewinnbringende Investitionen zu früh zu verkaufen (um einen Gewinn zu sichern).
GesundheitsverhaltenDie Verlustaversion kann auch das Gesundheitsverhalten beeinflussen. Beispielsweise könnte eine eher riskante Gesundheitsentscheidung (wie z.B. eine experimentelle Behandlung) attraktiver erscheinen, wenn die Alternative als sicherer Verlust (wie z.B. eine sich verschlechternde Gesundheit) wahrgenommen wird.

Ein gängiges Beispiel für die Anwendung der Prospect Theorie in der Praxis ist das Phänomen des "framing". Im Gesundheitswesen hat sich gezeigt, dass Patienten anders auf medizinische Entscheidungen reagieren je nachdem, ob die Auswirkungen als mögliche Gewinne oder mögliche Verluste dargestellt werden. So zeigt sich etwa, dass Menschen wesentlich eher bereit sind, eine gewagte chirurgische Prozedur in Betracht zu ziehen, wenn ihnen gesagt wird, dass sie mit 90%iger Sicherheit überleben werden, als wenn ihnen gesagt wird, dass sie eine 10%ige Chance haben zu sterben – obwohl beides mathematisch identisch ist. Dies illustriert das Prinzip der Prospect Theorie, dass Menschen Gewinne und Verluste unterschiedlich wahrnehmen und bewerten.

Die Rolle der Prospect Theorie in der Unternehmensentscheidungsfindung

Die Prospect Theorie spielt auch eine entscheidende Rolle in der Unternehmensentscheidungsfindung, insbesondere in Bereichen wie Finanzen, Marketing, Personalwesen und strategische Planung.
FinanzenUnternehmen nutzen die Prospect Theorie um Investitionsentscheidungen zu treffen, Risiken zu managen und Finanzstrategien zu entwickeln. Beispielsweise kann ein Unternehmen, das eine Expansion in Betracht zieht, den potenziellen Verlust von Kapital im Falle eines Scheiterns stärker gewichten als den potenziellen Gewinn aus einer erfolgreichen Expansion, und sich daher gegen die Expansion entscheiden.
MarketingDie Prospect Theorie kann hilfreich sein, um zu verstehen, wie Kunden Produkte und Dienstleistungen wahrnehmen und bewerten. Sie kann Marketingspezialisten dabei helfen, wirksame Strategien zu entwickeln, um Kunden zu erreichen und ihr Verhalten zu beeinflussen.
PersonalwesenIn personalrelevanten Entscheidungssituationen kann die Prospect Theorie das Verständnis darüber verbessern, wie Mitarbeiter auf verschiedene Anreizsysteme reagieren, was wiederum zur Entwicklung effektiverer Anreize und Strategien zur Mitarbeitermotivation führen kann.

Eine interessante Implikation der Prospect Theorie in der Unternehmensführung ist die Gestaltung von Verträgen. Unternehmen könnten versuchen, Verträge so zu gestalten, dass sie Verlustaversion und Perspektivenbewertung nutzen, um die Motivation und Leistung der Mitarbeiter zu steigern. Beispielsweise könnten Boni so strukturiert werden, dass sie als "Verlust" wahrgenommen werden, wenn sie nicht erreicht werden, anstatt als "Gewinn", wenn sie erreicht werden. Dies könnte dazu führen, dass Mitarbeiter härter arbeiten, um den "Verlust" zu vermeiden.

Der Einzelhandelsgigant Amazon nutzt den Effekt der Prospect Theorie in seiner Prime-Mitgliedschaft. Kunden zahlen eine jährliche Gebühr, um von Vorteilen wie kostenlosem Versand, Zugang zu exklusiven Angeboten und früherem Zugang zu Verkaufsveranstaltungen zu profitieren. Obwohl Amazon diesen Dienst zu einem festen Preis anbietet, könnte ein Kunde, der bereits Prime-Mitglied ist, den Verlust der Prime-Vorteile stärker gewichten als den finanziellen Gewinn, den er durch den Verzicht auf die Mitgliedschaft erzielen würde. Daher könnte er sich trotz der Kosten dafür entscheiden, seine Mitgliedschaft fortzusetzen.

Wertfunktion der Prospect Theorie: Eine detaillierte Betrachtung

Die Wertfunktion ist ein zentraler Bestandteil der Prospect Theorie. Sie veranschaulicht, wie Menschen die Werte von Gewinnen und Verlusten wahrnehmen und bewerten - und wie diese Bewertungen ihr Verhalten beeinflussen.

Rolle und Signifikanz der Wertfunktion in der Prospect Theorie

Die Wertfunktion der Prospect Theorie dient dazu, das Phänomen der Verlustaversion einzubinden und zu erklären, also die Tendenz der Menschen, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne. In der Theorie wird vorgeschlagen, dass der Nutzen oder die Zufriedenheit, die ein Individuum aus einem Gewinn oder Verlust zieht, nicht absolut, sondern relativ ist - und in Bezug auf einen Referenzpunkt betrachtet wird, der oft, jedoch nicht ausschließlich, der momentane Status quo ist. Diese Bewertung wird als Value-Funktion bezeichnet und stellt das Kernstück der Prospect Theorie dar. Die Wertfunktion zeigt eine Asymmetrie zwischen Gewinnen und Verlusten und wird normalerweise durch eine mathematische Funktion dargestellt. Dabei wird die Funktion für Gewinne (positive Abweichungen vom Referenzpunkt) anders definiert als die Funktion für Verluste (negative Abweichungen vom Referenzpunkt). Typisch für die Wertfunktion ist, dass sie auf der Gewinnseite konkav und auf der Verlustseite konvex ist, was bedeuten würde, dass Verluste einen stärkeren emotionalen Einfluss haben als Gewinne.

\[v(x) = \begin{cases} x^\alpha & \text{für } x \geq 0 \\ -\lambda(-x)^\beta & \text{für } x < 0 \end{cases}\]

In dieser Funktion:
  • ist \(x\) der Gewinn oder Verlust relativ zum Referenzpunkt,
  • sind \(\alpha\) und \(\beta\) Parameter, die die Krümmung der Funktion für Gewinne bzw. Verluste bestimmen,
  • ist \(\lambda\) ein Parameter, der die Verlustaversion widerspiegelt, welcher in der Regel größer als 1 ist, um zu signalisieren, dass Verluste stärker gewichtet werden als Gewinne.

Interpretation und Anwendung der Wertfunktion der Prospect Theorie

Die Wertfunktion der Prospect Theorie bietet wichtige Einblicke in das Verhalten von Menschen unter Risiko und Unsicherheit. Sie hilft dabei, zu verstehen, warum Menschen in einer Vielzahl von Entscheidungssituationen dazu neigen, Verluste stärker zu gewichten als gleichwertige Gewinne. Verständnis und Anwendung der Wertfunktion kann in verschiedenen Gebieten, wie der Finanzmarktanalyse, Unternehmenstaktiken, Marketingstrategien, politischen Entscheidungen und anderen entscheidungsrelevanten Bereichen, wertvoll sein. Eine Schlüsselanwendung der Wertfunktion ist die Vorhersage von menschlichem Verhalten in Spieltheorien. In vielen Spielen wählen die Spieler Strategien basierend auf ihren wahrgenommenen Gewinnen und Verlusten, anstatt auf den objektiven Auszahlungen. Kenntnis der Wertfunktion kann daher helfen, die Entscheidungen der Spieler besser zu verstehen und vorherzusagen. Zum Beispiel, in einem semi-kompetitiven Markt, könnte ein Unternehmen die Wertfunktion der Prospect Theorie nutzen, um die wahrscheinlichen Reaktionen der Wettbewerber auf seine Preisstrategie zu prognostizieren. Wenn das Unternehmen erwartet, dass ein Konkurrent seine Preise senkt um Marktanteile zu gewinnen, könnte es seine eigenen Preise senken um seinen Marktanteil zu verteidigen - selbst wenn dies kurzfristige Verluste bedeutet. Hierbei handelt es sich um ein Verhalten, das durch die Wertfunktion der Prospect Theorie gut erklärbar ist. In der Finanzmarktanalyse kann die Wertfunktion helfen, das Verhalten von Marktteilnehmern in Situationen mit hohem Risiko zu erklären. Beispielsweise mag ein Investor eine riskante Investition eingehen, um einen potenziellen Verlust zu vermeiden, selbst wenn dies bedeutet, dass er sich einer größeren potentiellen Verlustgefahr aussetzt. Dieses Verhalten, bekannt als "Risikosuche im Verlustbereich", ist einer der einflussreichsten Beiträge der Prospect Theorie zur Finanztheorie und zur Wirtschaftswissenschaft im Allgemeinen.

Kritik und Diskussion zur Prospect Theorie

Die Prospect Theorie hat bedeutenden Einfluss auf zahlreiche Fachbereiche gehabt und wurde auf vielfältige Weise angewandt. Trotz ihrer weitreichenden Anerkennung und Verwendung steht die Prospect Theorie auch im Mittelpunkt der Kritik und Diskussion. Diese Kritik speist sich aus verschiedenen Sichtweisen und bedient unterschiedlichen Dimensionen.

Mainstream Kritiken und Herausforderungen der Prospect Theorie

Die Prospect Theorie, obwohl sie die traditionelle Nutzentheorie in vielen Aspekten ergänzt und erweitert, hat auch zahlreiche Herausforderungen und Kritikpunkte inspiriert. Zum einen konzentriert sich ein großer Teil der Kritik auf die ideale Rationalität, die in der traditionellen Nutzentheorie angenommen wird und die die Prospect Theorie zu ersetzen versucht. Einige Kritiker argumentieren, dass Menschen in der Lage sind, effektive Heuristiken zu verwenden um durch Entscheidungssituationen zu navigieren, und dass die Abweichungen von der idealen Rationalität, die die Prospect Theorie hervorhebt, nicht unbedingt "Irrationalitäten" sind, sondern Anpassungen an reale Entscheidungsumgebungen.

Eine weitere häufige Kritik ist, dass die Prospect Theorie nicht explizit berücksichtigt, wie individuelle Unterschiede die Entscheidungsfindung beeinflussen. Zum Beispiel könnte eine Person einen höheren Grad an Verlustaversion aufweisen als eine andere, oder individuelle Unterschiede könnten vorhanden sein in Bezug auf die Form der Wertfunktion oder den Referenzpunkt. Zusätzlich zur Kritik an der theoretischen Grundlage, gab es auch praktische Herausforderungen bei der Anwendung der Prospect Theorie. Ein häufig bemerkter Kritikpunkt ist, dass die Theorie keine klaren Vorhersagen darüber trifft, wie Menschen ihr Verhalten ändern, wenn sie wiederholt mit denselben Entscheidungssituationen konfrontiert sind.

Insgesamt kann die Kritik an der Prospect Theorie in drei Hauptkategorien unterteilt werden:1. Kritik an der Auffassung von Rationalität und Heuristik.2. Kritik an dem Mangel an Berücksichtigung individueller Unterschiede.3. Kritik an den praktischen Anwendungen der Theorie.

Fortschritte und Reaktionen auf die Kritik an der Prospect Theorie

Nachdem die Prospect Theorie im Laufe der Jahre verschiedene Kritikpunkte erhalten hat, haben Befürworter und Forscher Fortschritte gemacht und auf die Kritik reagiert. In Bezug auf die Annahmen über Rationalität und Heuristik haben Befürworter der Prospect Theorie darauf hingewiesen, dass die Theorie nicht unbedingt einen Widerspruch zur Rationalität darstellt, sondern eher eine Erweiterung des Rationalitätskonzeptes ist, um die tatsächlichen Verhaltensweisen der Menschen besser zu berücksichtigen. Die Theorie weist darauf hin, dass Menschen in ihrer Entscheidungsfindung oft mit begrenzter Information, begrenzter Zeit und begrenzter Rechenkapazität konfrontiert sind und daher oft Heuristiken verwenden, um gute - wenn auch nicht perfekt optimierte - Entscheidungen zu treffen.

Ein Beispiel hierfür könnte die Entscheidung sein, ob man einen Kurswechsel in der Berufsplanung vornimmt. Eine Person könnte nicht alle möglichen Konsequenzen dieses Kurses abschätzen und bewerten, aber sie könnte eine Heuristik verwenden - wie die Auswertung von Freunden oder Kollegen, die diesen Kurs gewählt haben - um eine informierte Entscheidung zu treffen.

Zur Kritik an dem Mangel an individuellen Unterschieden haben Forscher Modelle entwickelt, die auf der Prospect Theorie basieren und individuelle Unterschiede berücksichtigen. Ein solcher Ansatz ist bekannt als "individuelle Prospect Theorie", bei der die Parameter der Theorie angepasst werden können, um individuelle Unterschiede in Verlustaversion, Wertfunktion und Referenzpunkt zu modellieren. In Bezug auf die Herausforderungen bei der Anwendung der Theorie haben Forscher Strategien entwickelt, um die Theorie besser in die Praxis zu integrieren. Zum Beispiel haben sie Untersuchungen durchgeführt, um zu ermitteln, wie die Verhaltensmuster, die die Prospect Theorie vorhersagt, sich in verschiedenen Entscheidungssituationen manifestieren.

Eine interessante Anwendung der Prospect Theorie in der Praxis ist die Gestaltung von Versicherungspolicen. Einige Versicherungsunternehmen nutzen die Theorie, um Policen zu designen, die die Verlustaversion der Kunden ansprechen. Beispielsweise könnte eine Versicherungspolice so gestaltet werden, dass sie den Kunden das Gefühl gibt, einen Verlust zu vermeiden, wenn sie die Police kauft, anstatt das Gefühl zu vermitteln, dass sie eine Gewinnchance hat, wenn sie die Police nicht kauft. In solchen Kontexten kann die Prospect Theorie sowohl den Versicherern als auch den Kunden helfen, entscheidungsrelevante Situationen besser zu verstehen und zu navigieren.

Kumulative Prospect Theorie vs SEU Theorie: Ein Vergleich

Die kumulative Prospect Theorie und die SEU (Subjective Expected Utility) Theorie sind zwei wichtige Theorien in der mikroökonomischen Entscheidungsforschung. Bei der Betrachtung ihrer Theorien taucht naturgemäß eine Reihe von Fragen zu ihren Unterschieden, Ähnlichkeiten und ihrer jeweiligen Relevanz im Studium der Mikroökonomie auf.

Verständnis der kumulativen Prospect Theorie: Unterschiede und Ähnlichkeiten zur Prospect Theorie

Die kumulative Prospect Theorie ist eine Erweiterung der ursprünglichen Prospect Theorie. Diese Theorie, entwickelt von Daniel Kahneman und Amos Tversky, integriert den Aspekt der Wahrscheinlichkeitsgewichtung in die Theorie, was bedeutet, dass Individuen Wahrscheinlichkeiten nicht objektiv, sondern subjektiv bewerten. Eine der wichtigsten Eigenschaften der kumulativen Prospect Theorie ist die Unterscheidung zwischen Gewinnen und Verlusten sowie die separate Behandlung der beiden Aspekte. Diese Unterscheidung beruht auf dem Prinzip, dass Menschen Verluste stärker spüren als gleich große Gewinne, ein Phänomen, das als Verlustaversion bekannt ist. Die Hauptunterschiede zwischen der kumulativen Prospect Theorie und der ursprünglichen Prospect Theorie bestehen in der Art und Weise, wie Wahrscheinlichkeiten bewertet und verarbeitet werden. In der ursprünglichen Prospect Theorie wird die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses direkt gewichtet. In der kumulativen Prospect Theorie hingegen wird die kumulative Verteilungsfunktion gewichtet. Dies führt zu unterschiedlichen Vorhersagen und Einschätzungen bei der Entscheidungsfindung, vor allem bei komplexen Entscheidungen mit mehreren möglichen Ausgängen. Beide Theorien stimmen jedoch darin überein, dass Menschen in ihrer Entscheidungsfindung nicht perfekt rational sein können und dass ihre Entscheidungen von einer Reihe kognitiver und emotionaler Faktoren beeinflusst werden.

In der kumulativen Prospect Theorie werden Wahrscheinlichkeiten gewichtet und dann aufaddiert, um die kumulative Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses zu bestimmen. Dies unterscheidet sie von der ursprünglichen Prospect Theorie, in der die Wahrscheinlichkeiten direkt gewichtet werden.

SEU Theorie und Prospect Theorie: Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Relevanz im Studium der Mikroökonomie

Die SEU-Theorie, auch bekannt als erwarteter Nutzen-Theorie, ist eine weitere wichtige Theorie im Bereich der Entscheidungsforschung. Sie beruht auf der Annahme, dass Entscheidungsträger ihre Entscheidungen auf der Grundlage der erwarteten Nützlichkeit von verschiedenen Handlungsalternativen treffen. Im Gegensatz zur Prospect Theorie berücksichtigt die SEU-Theorie keine spezifischen kognitiven oder emotionalen Faktoren und geht davon aus, dass Entscheidungsträger vollständig rational sind. Die wichtigsten Unterschiede zwischen der SEU-Theorie und der Prospect Theorie liegen in den Annahmen über die Rationalität der Entscheidungsträger und die Behandlung von Wahrscheinlichkeiten. Die SEU-Theorie geht davon aus, dass Entscheidungsträger ihre Optionen auf Basis der Erwartungen bewerten, wobei sie Wahrscheinlichkeiten und Auszahlungen addieren, um den erwarteten Nutzen zu berechnen. Im Gegensatz dazu berücksichtigt die Prospect Theorie die unterschiedliche Wahrnehmung und Gewichtung von Gewinnen und Verlusten sowie die subjektive Bewertung von Wahrscheinlichkeiten. Trotz dieser Unterschiede teilen beide Theorien die gemeinsame Annahme, dass Entscheidungsträger danach streben, ihren Nutzen zu maximieren - obwohl die Definition von "Nutzen" in beiden Theorien unterschiedlich sein kann.

Die SEU-Theorie geht davon aus, dass Entscheidungsträger versuchen, ihren Nutzen zu maximieren, indem sie die erwarteten Auszahlungen ihrer Handlungsalternativen berechnen. Im Kontrast dazu postuliert die Prospect Theorie, dass Menschen Verluste anders bewerten und gewichten als Gewinne und dass sie Wahrscheinlichkeiten subjektiv und nicht objektiv bewerten.

In Bezug auf ihre Relevanz im Studium der Mikroökonomie tragen beide Theorien wesentlich zum Verständnis bei, wie Menschen Entscheidungen treffen, insbesondere in Risiko- und Unsicherheitssituationen. Die SEU-Theorie bietet ein Modell für rationales Entscheiden, während die Prospect Theorie ein realistischeres Modell menschlichen Entscheidens bietet, das die psychologischen und kognitiven Faktoren berücksichtigt, die in realen Entscheidungssituationen eine Rolle spielen.

Prospect Theorie - Das Wichtigste

  • Prospect Theorie: Theorie des Entscheidungsverhaltens bei Risiko, die davon ausgeht, dass Menschen Verluste stärker gewichten als Gewinne.
  • Beispiele für die Anwendung der Prospect Theorie: Marketing- und Preisgestaltung, Investitionsentscheidungen, Gesundheitsverhalten
  • Verlustaversion: Kernprinzip der Prospect Theorie, die dazu führt, dass Menschen eher einen Verlust vermeiden oder minimieren möchten als einen Gewinn zu maximieren.
  • Wertfunktion der Prospect Theorie: Illustration, wie Menschen Gewinne und Verluste wahrnehmen und bewerten, zeigt eine Asymmetrie zwischen Gewinnen und Verlusten.
  • Kritik an der Prospect Theorie: Fragen über die Annahmen der Theorie bezüglich der Rationalität und Heuristik der Menschen, über die Berücksichtigung individueller Unterschiede und über ihre praktischen Anwendungen.
  • Kumulative Prospect Theorie: Erweiterung der Prospect Theorie, die die Gewichtung von Wahrscheinlichkeiten berücksichtigt, um die Bewältigung von Unsicherheit und Risiko besser zu erklären.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Prospect Theorie

Die Prospect Theory ist eine wirtschaftstheoretische Verhaltensannahme, die besagt, dass Menschen in Bezug auf Gewinn und Verlust unterschiedlich entscheiden. Sie behauptet, dass Individuen Verluste stärker wahrnehmen als Gewinne, und dass sie bei Entscheidungen unter Unsicherheit systematische Abweichungen von den traditionellen erwarteten Nutzenvorstellungen zeigen.

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Was ist die Grundidee der Prospect Theorie?

Die Prospect Theorie argumentiert, dass Menschen Entscheidungen basierend auf der relativen Bewertung von Gewinnen und Verlusten treffen, oft bezogen auf ihren aktuellen Zustand. Es enthält zwei Hauptkomponenten: die Bewertungsfunktion und die Gewichtungsfunktion. Ein Schlüsselaspekt ist die Verlustaversion, die besagt, dass Menschen dazu neigen, Maßnahmen zu ergreifen, um einen Verlust zu vermeiden, als um einen gleichwertigen Gewinn zu erzielen.

Wer sind die Entwickler der Prospect Theorie und was hat sie für einen Einfluss auf verschiedene Gebiete?

Die Prospect Theorie wurde 1979 von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entwickelt. Sie hat tiefe Auswirkungen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik und Psychologie gehabt und hat dazu beigetragen, Preisstrategien, Verhandlungstaktiken, Investitionsentscheidungen und sogar Wählerverhalten besser zu verstehen.

Was ist ein Beispiel für die Anwendung von Prospect Theorie im Marketing?

Viele Unternehmen nutzen die Prospect Theorie im Marketing, indem sie Sonderangebote oder Rabatte anbieten. Kunden fühlen sich stärker angetrieben, einen "Verlust" zu vermeiden, indem sie das Angebot annehmen, als den Nutzen des Kaufs des Produkts zum normalen Preis einzuschätzen.

Wie beeinflusst die Prospect Theorie Entscheidungen im Gesundheitswesen?

Patienten reagieren anders auf medizinische Entscheidungen, je nachdem, ob die Auswirkungen als mögliche Gewinne oder mögliche Verluste dargestellt werden. Zum Beispiel sind Menschen wahrscheinlicher bereit, eine riskante chirurgische Prozedur in Betracht zu ziehen, wenn ihnen gesagt wird, dass sie mit 90%iger Sicherheit überleben werden, als wenn ihnen gesagt wird, dass sie eine 10%ige Chance haben zu sterben.

Was beschreibt die Wertfunktion der Prospect Theorie?

Die Wertfunktion in der Prospect Theorie dient dazu, die Verlustaversion von Menschen, also ihre Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne, einzubinden und zu erklären. Sie besagt, dass der Nutzen oder die Zufriedenheit, die aus einem Gewinn oder Verlust zieht, relativ und in Bezug auf einen Referenzpunkt betrachtet wird. Verluste haben tendenziell einen stärkeren emotionalen Einfluss als Gewinne.

Wie wird die Wertfunktion der Prospect Theorie in der Finanzmarktanalyse verwendet?

In der Finanzmarktanalyse kann die Wertfunktion dazu genutzt werden, um das Verhalten von Marktteilnehmern in hochriskanten Situationen zu erklären. Ein Investor mag beispielsweise eine riskante Investition eingehen, um einen potenziellen Verlust zu vermeiden, selbst wenn das bedeutet, dass er sich einer größeren potentiellen Verlustgefahr aussetzt. Dieses Verhalten wird als "Risikosuche im Verlustbereich" bezeichnet und ist ein einflussreicher Beitrag der Prospect Theorie zur Finanztheorie.

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