Organische Chemie vertieft - Cheatsheet
Nucleophile Substitutionen
Definition:
Nukleophile Substitution: Eine chemische Reaktion, bei der ein Nukleophil ein anderes Ligand an einem Kohlenstoffatom verdrängt.
Details:
- Reaktionstypen: Sn1 (zweistufig), Sn2 (einstufig)
- Sn1: Kinetik erster Ordnung, Zwischenprodukt - Carbokation
- Sn2: Kinetik zweiter Ordnung, Übergangszustand mit pentavalentem Kohlenstoff
- Sn1 bevorzugt in polaren protischen Lösungsmitteln
- Sn2 bevorzugt in polaren aprotischen Lösungsmitteln
- Sterische Faktoren beeinflussen Reaktionsweg: Sn2 bevorzugt für weniger gehinderte Substrate
- Beispiele: Hydrolyse von Alkylhalogeniden
- \( \text{R-X} + \text{Nu}^- \rightarrow \text{R-Nu} + \text{X}^- \) (Sn2 Mechanismus)
- \( \text{R-X} \rightarrow \text{R}^+ + \text{X}^- \) (Sn1 erste Stufe)
- \( \text{R}^+ + \text{Nu}^- \rightarrow \text{R-Nu} \) (Sn1 zweite Stufe)
Retrosynthetische Analyse
Definition:
Retrosynthetische Analyse: Methode zur Planung organischer Synthesen durch Zerlegung komplexer Moleküle in einfachere Vorläufermoleküle.
Details:
- Zerlegungskomponenten: Unterschiedliche Transformationsschritte wie Disconnection und Functional Group Interconversion (FGI).
- Disconnection: Zerlegen von Bindungen, um einfachere synthetische Vorläufer zu identifizieren.
- FGI: Umwandlung einer funktionellen Gruppe in eine andere, erleichtert nachfolgende Syntheseschritte.
- Synthoner: Hypothetische Fragmente, die bei der Zerlegung entstehen, dienen als Leitfaden für tatsächliche Syntheseschritte.
- Stichpunkt: Ziel ist eine effiziente, kostengünstige und umweltfreundliche Synthese.
NMR-Spektroskopie
Definition:
Bestimmung der Struktur organischer Verbindungen durch Untersuchung der Wechselwirkung von Atomkernen mit externem Magnetfeld.
Details:
- Funktioniert durch Messung der Kernresonanzfrequenzen in einem Magnetfeld.
- Grundgleichung: \[ u = \frac{\beta H_0}{2\beta I} \]
- Methode sensitiv gegenüber chemischer Umgebung von Kernen.
- Wichtige Parameter: chemische Verschiebung (\( u \)), Kopplungskonstanten \( J \) und Integrale.
- 1H- und 13C-NMR am häufigsten.
Übergangsmetall-Katalyse
Definition:
Katalyse durch Übergangsmetalle, oft verwendet in organischen Synthesen zur Beschleunigung von Reaktionen und Erhöhung der Selektivität.
Details:
- Wichtige Metalle: Pd, Pt, Ni, Rh
- Mechanismen: Oxidative Addition, Reduktive Eliminierung, Insertionsreaktionen
- Beispiele: Suzuki-Kupplung, Heck-Reaktion, Hydroformylierung
- Vorteile: Erhöhte Reaktionsraten, Milde Reaktionsbedingungen, Hohe Selektivität
- Stöchiometrische und katalytische Mengen von Übergangsmetallen
Peptid- und Proteinchemie
Definition:
Untersuchung von Struktur, Eigenschaften, Synthese und Reaktionen von Peptiden und Proteinen.
Details:
- Peptidsynthese: Festphasensynthese, Flüssigphasensynthese
- Schutzgruppen: Fmoc, Boc
- Proteinsequenzierung: Edman-Abbau, Massenspektrometrie
- Sekundärstrukturen: \alpha-Helix, \beta-Faltblatt
- Faltungsprozess: Chaperone, Anfinsen-Hypothese
- Biologische Funktionen: Enzyme, Transportproteine, Strukturproteine
- Denaturierung: Physikalische (Hitze, pH), Chemische (Urea, Guanidinhydrochlorid)
- Analysemethoden: NMR, Röntgenkristallographie
Radikalische Reaktionen
Definition:
Radikalische Reaktionen beinhalten reaktive Zwischenstufen mit ungepaarten Elektronen (Radikale).
Details:
- Typische Schritte: Initiation, Propagation, Termination
- Beispiele: Bromierung von Alkanen, Polymerisation von Ethen
- Wichtige Begriffe: Homolytische Spaltung, Stabilität von Radikalen
- Energetische Überlegungen: Bindungsdissoziationsenergie
- Einflussfaktoren: Temperatur, Licht, Katalysatoren
- Reaktionsmechanismus oft über Pfeilschemata dargestellt
Metall-Hydrid-Komplexe
Definition:
Komplexverbindungen, die ein Metallzentrum und hydridionische Liganden enthalten.
Details:
- Formale Darstellung: \textbf{M-H} Bindung, wobei M = Metall
- Herstellung: Häufig durch Reaktion von Metallkomplexen mit Hydriden
- Bindungsverhältnisse zwischen Metall und Hydrid-Liganden (Einfach-, Doppel- oder Dreifachbindungen)
- Wichtige Vertreter: \textbf{[IrHCl(CO)(PPh₃)₂]}, \textbf{[RuH₂(PPh₃)₄]}
- Anwendungen: Katalyse, Wasserstoffspeicherung, Aktivierung kleiner Moleküle
Signaltransduktion
Definition:
Signaltransduktion ist der Prozess, durch den ein chemisches oder physikalisches Signal in eine zelluläre Antwort umgewandelt wird.
Details:
- Schritte: Erkennung des Signals, Übertragung des Signals, Zelluläre Antwort
- Wichtige Moleküle: Rezeptoren, Second Messenger (z.B. cAMP, DAG, IP3), Kinasen
- Typische Signalketten: G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, Tyrosin-Kinasen, Ligandenkonformänderung
- Beispiel: Adrenalinausschüttung aktiviert G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, steigert cAMP
- Formeln: ATP + Adenylatcyclase \rightarrow cAMP + PPi