In diesem Artikel

    Qualitative Forschung: wichtige Merkmale

    In der Wissenschaft unterscheidet man grob in qualitative und quantitative Forschung. Um sicherzugehen, dass es sich um qualitative Forschung handelt, gibt es Merkmale auf die man achten sollte.

    Bei qualitativer Forschung ist die Datenerhebung – anders als bei der quantitativen Forschung – nicht standardisiert. So wird zum Beispiel nicht etwa ein Fragebogen erstellt, den die Studienteilnehmer*innen vorgelegt bekommen, um die auf sie zutreffenden Antworten anzukreuzen. Ein solches Vorgehen wird eher in der quantitativen Forschung angewendet. Bei qualitativen Untersuchungen spielt es also keine Rolle, wie oft die Teilnehmer*innen welche Antwort in einem Fragebogen am häufigsten ausgewählt haben. In der qualitativen Forschung fragt man eher nach dem „Warum?“. Viel mehr als um Zahlen und Statistiken geht es hier um Meinungen, Motive und Einstellungen zum jeweiligen Thema. Wenn du es also nicht so mit Zahlen hast, hat die qualitative Forschung für dich einige Vorteile.

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    Ein wesentlicher Teil einer qualitativen Forschungsarbeit ist die Interpretation der Ergebnisse, wofür dir unterschiedliche Auswertungsmethoden zur Verfügung stehen. Man beschäftigt sich damit, welche Erkenntnisse aus dem in der Studie erworbenen Wissen gewonnen werden können, wenn es darum geht, herauszuarbeiten, wie jemand im Laufe der Zeit seine Meinung zu einem Thema entwickelt oder seine Einstellung geändert hat. Qualitative Forschung hat also laut Definition nicht das Ziel, messbare Daten zu erzeugen, sondern versucht, Hintergründe zu analysieren und beschreibend darzustellen. So können neue Aspekte und andere Ansichten erschlossen werden.

    Die wichtigsten Merkmale und Vorteile der qualitativen Forschung zusammengefasst:

    • nicht standardisierte Datenerhebung
    • Meinungen und Motive werden anhand offener Fragestellungen erforscht
    • eher geringe Fallauswahl

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    Qualitative Forschung: die wichtigsten Methoden

    Wenn du selbst qualitativ forschen möchtest gibt es einige Methoden, die du verwenden kannst. Wir zeigen dir die drei wichtigsten Forschungsmethoden, sodass du dann beurteilen kannst, welche davon die meisten Vorteile für dich hat und am besten für deine wissenschaftliche Fragestellung geeignet ist.

    Die wichtigsten Methoden der qualitativen Forschung sind:

    1. Interview
    2. Gruppendiskussion
    3. Inhaltsanalyse

     

    Qualitative Forschungsmethoden: Das Interview

    Wenn du im Rahmen deiner wissenschaftlichen Arbeit qualitative Interviews durchführen möchtest, ist es wichtig, dass du dir darüber im Klaren bist, was ein qualitatives Interview auszeichnet. So geht es dabei nicht etwa darum, Hypothesen zu testen und diese gegebenenfalls zu widerlegen. Das Ziel qualitativer Interviews besteht darin, neue Erkenntnisse zum jeweiligen Thema zu gewinnen und zu verstehen, aus welchen Motiven die untersuchten Personen eine bestimmte Meinung zur entsprechenden Thematik vertreten. Diesen Erkenntnisgewinn erreichst du durch die richtige Frage-Strategie, die du für dich in einem Interviewleitfaden festlegst.

     

    1. Ziel der Methode 2. Frage-Strategie im Interview-Leitfaden 3. Fallauswahl
    • herausarbeiten von Meinungen, Einstellungen und Motiven
    • erschließen von neuen Ansichten
    • offene Fragen stellen
    • um Beispiele bitten
    • keine Suggestivfragen
    • Bachelorarbeit: zwischen fünf und acht Interviews
    • Masterarbeit: Bis zu 15 Interviews

     

    Qualitative Interviews: Die richtigen Fragen stellen

    Achte darauf möglichst viel Raum für die Ausführungen der Interviewten zu schaffen. Formuliere deine Fragen möglichst offen und bitte gegebenenfalls um Beispiele, die das gesagte verdeutlichen. In der Formulierung deiner Fragen dürfen keine versteckten Antwortmöglichkeiten oder Hinweise zu finden sein. Statt eine Suggestivfrage wie zum Beispiel „Die meisten Leute sind überzeugt davon, dass… Wie stehen Sie dazu?“ zu stellen, solltest du umformulieren, sodass keine Wertungen darin enthalten sind. Du solltest also nicht die Ansichten der Mehrheit in den Vordergrund stellen, sondern den Fokus gezielt auf die Erläuterungen und Ausführungen jeder einzelnen interviewten Person richten. Baust du vorgefertigte Meinungen in deine Fragen ein, verringerst du die Chance, ehrliche Antworten von deinem Gegenüber zu erhalten. Wichtig ist auch, dass du dich gut im jeweiligen Thema auskennst, damit du Impulse geben kannst, um die interviewte Person in die richtige Richtung zu lenken oder noch etwas detailliertere Informationen zu bekommen.

     

    Qualitative Interviews: die Fallauswahl

    Wie viele Personen du befragen solltest, hängt vom Umfang deiner wissenschaftlichen Arbeit ab. Klar ist jedoch: EIN Interview ist kein Interview! Denn bei einer so geringen Fallzahl ist es schwer, Vergleiche zu ziehen und eindeutige Aussagen zu machen. Schreibst du beispielsweise gerade deine Bachelorarbeit, so solltest du zwischen fünf und acht Interviews führen. Für eine Masterarbeit wird entsprechend mehr gefordert, sodass etwa bis zu 15 Interviews zu führen unserer Meinung nach angemessen ist.

     

    Qualitative Interviews: zeitlicher Rahmen

    Die Dauer deines Interviews hängt von der Thematik ab und auch davon, wie viel du tatsächlich wissen möchtest. Je nach Thema solltest du aber mindestens 15 Minuten pro Interview einplanen und die entsprechende zeitliche Einschätzung vorher an deine Studienteilnehmer*innen kommunizieren. Ist deine Forschungsfrage recht umfangreich, so wirkt sich das natürlich auch auf deine Interviews aus.

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    Qualitative Interviews: die Transkription

    Nach den einzelnen Interviews folgt deren Transkription. Das bedeutet, dass du den kompletten Gesprächsverlauf verschriftlichst, da du diesen zum Beispiel deiner Arbeit beilegst. Hierfür empfiehlt es sich, die interviewten Personen vorher darüber in Kenntnis zu setzen, dass du das Gespräch zu diesem Zweck gerne aufzeichnen würdest. Das hat für dich den Vorteil, dass du dich voll und ganz auf die Führung des Interviews konzentrieren kannst: Du bist nicht etwa abgelenkt, weil du dir nebenbei Notizen machst.

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    Qualitative Forschungsmethoden: Die Gruppendiskussion

    Auch bei der Forschungsmethode der Gruppendiskussion ist es das Ziel, Argumentationsmuster zu erkennen sowie diese erklären und nachvollziehen zu können. Auch hier handelt es sich also um eine Gesprächsform – diesmal aber zeitgleich mit mehreren Personen in einem Raum.

     

    1. Ziel der Methode 2. Vorbereitung 3. Verhalten während der Diskussion
    • Argumentationsmuster erkennen
    • herausarbeiten von Meinungen, Einstellungen und Motiven
    • Dauer von etwa einer Stunde
    • Gruppengröße bei sechs bis zehn Personen
    • Leitfaden-Erstellung
    • Diskussionsanreiz als Einstieg schaffen (kontroverse Behauptung, Zeitungsartikel, Bild, Kurzvideo)
    • Flexibilität beim Stellen der Fragen
    • eingreifen bei unausgeglichener Gruppendynamik; ansonsten Zurückhaltung während des Gesprächs

     

    Gruppendiskussionen: die Planung

    Wie viel Zeit du für die Gruppendiskussion einplanen solltest hängt auch hier wieder vom Thema deiner Arbeit ab. Wenn die Forschungsfrage eher umfangreich ist, kann eine Gruppendiskussion schon mal gut eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Deine zeitliche Einschätzung solltest du den Teilnehmenden vorab mitteilen. Ein Vorteil ist, dass du etwas flexibler bist als in Einzelinterviews, wo du viele Termine dafür blocken musst. Dir bleibt also mehr Zeit für die schriftliche Ausarbeitung.

    Die ideale Gruppengröße für eine solche Diskussion liegt erfahrungsgemäß bei etwa sechs bis zehn Personen.

    Auch bei dieser Forschungsmethode solltest du einen Gesprächsleitfaden erstellen, in welchem du Fragen, die dir wichtig sind, für dich festhältst. Es kann passieren, dass dein Frage-Konzept etwas durcheinandergerät. Vielleicht greifen die Diskussionsteilnehmer*innen schon einen Aspekt auf, den du eigentlich für später vorgesehen hattest. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, spontan zu sein und eventuelle Fragen hierzu vorzuziehen. So ersparst du dir komplizierte Rückführungen wie zum Beispiel „Vor einiger Zeit kam ja schon das Argument auf, dass… Darauf würde ich jetzt nochmal zurückkommen wollen mit der Frage…“.

     

    Gruppendiskussionen: eine gute Grundlage schaffen

    Wenn dein Thema feststeht und du genügend Diskussionsteilnehmer*innen rekrutiert hast, die zu deinem Forschungsvorhaben passen, liegt es an dir, allen einen guten Einstieg zu ermöglichen, sodass eine Diskussionsgrundlage geschaffen wird. Hierfür eignet sich zum Beispiel eine strittige Behauptung, das Zitieren einer reißerischen Überschrift eines Zeitungsartikels oder ein aussagekräftiges Bild oder ein kurzes Video.

     

    Gruppendiskussionen: die richtige Strategie

    Während der Gruppendiskussion hältst du dich am besten weitgehend zurück, um den Gesprächsverlauf nicht zu beeinflussen. Hast du jedoch den Eindruck, dass die Gruppendynamik nicht optimal ist, solltest du unbedingt eingreifen. Beispiele hierfür wären einerseits, dass jemand sich aus dem Gespräch zurückzieht. In diesem Fall kannst du eine gezielte Frage an die jeweilige Person richten. Andererseits kann es auch passieren, dass jemand aus der Gruppe die Diskussion deutlich anführt und so die Meinung der anderen Teilnehmer*innen in den Hintergrund rückt, da sie nur wenig zu Wort kommen. In diesem Fall kannst du der betreffenden Person durch Blickkontakt signalisieren, dass du gerne auch den anderen Diskutierenden den Raum geben möchtest, ihren Standpunkt darzulegen.

     

    Qualitative Forschungsmethoden: Die Inhaltsanalyse

    Der Name der Forschungsmethode ist auf den ersten Blick relativ selbsterklärend und bezeichnet die am häufigsten verwendete, qualitative Auswertungsmethode. Neben qualitativen Interviews kann auch Material wie zum Beispiel Zeitungsartikel, Bilder, Videos oder Social Media Postings einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen werden. Um hierbei strukturiert vorgehen zu können, arbeitet man bei dieser Forschungsmethode mit einem Kategoriensystem.

     

    1. Kategoriensystem erstellen 2. Kodieren 3. Ergebnisse interpretieren
    • induktiv: Kategorienbildung erfolgt anhand des zu analysierenden Materials (z.B. Zeitungsartikel, Videos, Social Media Posts)
    • deduktiv: Kategorienbildung auf Basis bereits bestehender Literatur
    • Analysematerial in kleine Abschnitte aufteilen
    • den passenden Kategorien zuordnen
    • Häufigkeiten bestimmen
    • ggf. Widersprüche aufdecken
    • Erkenntnisse in Relation zur Forschungsfrage setzen

     

    Schritt 1: Kategoriensystem erstellen

    Man unterscheidet hier grundsätzlich zwischen zwei Arten:

    1. Bei der induktiven Kategorienbildung erfolgt die Erstellung von Kategorien anhand des zu analysierenden Materials.
    2. Deduktive Kategorien bildet man hingegen auf Grundlage von bereits bestehender Literatur zur Thematik. Hierbei sind dann entsprechend die Autoren/Autorinnen zu nennen.

    Wenn du während des Prozesses merkst, dass die Kategorien nicht ganz zu deinem ausgewählten Material passen, kannst du sie natürlich entsprechend verändern.

     

    Schritt 2: Kodieren

    Stehen deine Kategorien fest, kommt nun der Vorgang des Kodierens. Hierbei teilst du deine Interviews, Posts oder sonstiges Analysematerial auf. So kodierst du zum Beispiel jede einzelne Antwort auf eine von dir gestellte Frage: Du ordnest sie den entsprechenden Kategorien zu.

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    Schritt 3: Interpretation der Ergebnisse

    Ist dieser Vorgang abgeschlossen, kommt es zur Auswertung der Ergebnisse. So kannst du beispielsweise Häufigkeiten bestimmen, Widersprüche in Argumentationsketten aufdecken und im Diskussionsteil herausarbeiten, was die Erkenntnisse im Hinblick auf deine Forschungsfrage bedeuten.

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    Qualitative Forschung: Fazit

    Jetzt hast du einen guten Überblick darüber, welche Merkmale bei qualitativer Forschung vorliegen und kennst die wichtigsten Methoden dazu, um qualitative und quantitative Forschung nicht zu verwechseln. Im Laufe deines Studiums wirst du je nach Fach sicherlich immer wieder mit qualitativen Methoden in Berührung kommen und kannst unterschiedliche, qualitative Forschungsmethoden in der Praxis ausprobieren und die jeweiligen Vorteile der verschiedenen Ansätze kennenlernen.

    Häufig gestellte Fragen (F.A.Qs)

    Qualitative Forschung eignet sich dann, wenn der Fokus nicht auf Zahlen, sondern auf individuellen Meinungen sowie den Motiven dahinter liegt.

    Das Ziel qualitativer Forschung ist es, Theorien und Modelle zu entwickeln, mit deren Hilfe sich bestimmte Phänomene wie Einstellungsänderungen erklären lassen.

    Qualitative Erhebungsmethoden werden angewendet, um detailliertes Wissen über persönliche Einstellungen oder Motive zu erhalten. Beispiele hierfür sind etwa Interviews oder Gruppendiskussionen.

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    Gabriel Freitas

    AI Engineer

    Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.

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