•Im Zuge gesellschaftlicher Veränderung werden im Laufe des 19. Jahrhunderts die Gefängnisse liberalisiert
• Personen (die einen Eingriff der Exekutive erfordern) werden Institutionen unterworfen, die entweder strafend, erziehend, aufbewahrend oder heilend wirken
• überschaubaren Anstalten aus der ersten Hälfe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich immer mehr zu Verwahranstalten
•Modell der Psychiatrischen Anstalt und dem Modell der Erziehung sind zwei Entwicklungslinien benannt, die zur Pädagogisierung der Menschen in den Anstalten führte
• Gründe für das Anstaltsmodell = staatlichen Strukturen der Armenfürsorge
-> besteht aus den caritativ-christlichen Institutionen und aus der medizinisch-psychiatrische Auffassung
•Anschluss fand dieses Anstaltswesen an die mittelalterlichen Einrichtungen der Armenversorgung und Asyle
• Anstaltsfürsorge = „erweiterte Armenfürsorge“
•Die wissenschaftliche Grundlegung der Betreuung der Idioten und Blödsinnigen „eroberten“ die Irrenärzte
•die „psychiatrische Denkweise“ floss in die Anstaltspraxis ein
•mit der gesetzlichen Regelung setzte sich das ärztliche (psychiatrische) Modell durch
•die eigentlichen Irrenanstalten, egal ob Heilanstalt oder Heil- und Pflegeanstalt entstehen nach Bradl in den deutschen Teilstaaten erst im 19. Jahrhundert
•führt dann nach der Etablierung der Anstalten im 19. Jahrhundert zu den eugenischen (Erbgesundheitslehre) Denkweisen des Beginns des 20. Jahrhunderts und der Ermordung psychisch Kranker und Behinderter durch die Nationalsozialisten
•diese Politik (Preussen)entsprach einer Bestrafung der „Kranken“ und „Behinderten“, deren individuelle Freiheit durch Anstaltsunterbringung verweigert wurde
•Das medizinische Verständnis des „Schwachsinns“ im 19. Jahrhundert bringt einen „Mythos der Heilbarkeit“ an die Oberfläche, der zu Heilversprechen, durch zb Erziehungsmöglichkeiten führt
->so dass schließlich der gesamte Bereich der sozialen Frage, der Minderwertigkeit oder der industriellen Brauchbarkeit vom Anspruch der Heilbarkeit überdeckt wurde
-> Mediziner vertrieben Pädagogen aus Anstalten
•entstanden für Alte= Altersheime, Idioten= Irrenanstalten....
•Die Anstalten perfektionierten damit „die gesellschaftliche und personale Ausgrenzung des Andersseins
->Heilungszweck trat in den Hintergrund
•Die Heilpädagogik war im 19. Jahrhundert zu schwach, um sich gegen die Psychiatrie durchzusetzen
Zwei wesentliche Elemente sind Bestandteil dieser Ausgrenzung:
1.Schule – Die Pädagogik, die Heilpädagogik, konzentrierte sich auf die Erziehung der Kinder zum Erkennen von Normalität und Abweichung gemäß den Standards der modernen Industriegesellschaft
->durch Entstehung der Hilfsschulen widmen sich die Pädagogen zunehmend den Kindern und Jugendlichen =ziehen sich aus der Behindertenbetreuung zurück
•hier finden sich auch die ersten Differenzierungen, besonders die Körper- und Sinnesbehinderten werden zunehmend in Spezialanstalten oder Schulen ihrer „Behinderung“ gemäß gefördert
2.Therapie – Konzentration auf die Brauchbarkeit für die Umerziehung Unvernünftiger, Irrer unter bürgerlichen und medizinischen Vorstellungen + speziellen Fürsorge der Behinderten
•es fehlte der deutschen Idiotenanstaltsfürsorge Ende des 19. Jahrhunderts ein einheitliches theoretisches und praktisches Gebilde
•zunächst noch pädagogische Bemühungen geraten immer mehr in den Hintergrund -> konfessionelle und medizinische Ideen überlagern die Fürsorge Schwachsinniger und Verrückter
•handlungsleitend waren Degenerations- und Entartungstheorien
•nach 1890 etablieren sich folgende Bereiche:
•Anstalten übernehmen vorwiegend die Betreuung von Fällen schwerer Idiotie, wobei sie in enger Nachbarschaft mit Institutionen der Fürsorgeerziehung stehen
• Psychiatrie übernimmt die Klassifizierung, Zuweisung und Verwaltung der Psychopathen, sofern sie sie nicht an den Strafvollzug oder die Fürsorgeerziehung weitergibt