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Der Entwicklungsstand der Länder auf der Welt ist sehr unterschiedlich und auch die Geschwindigkeit der Entwicklung unterscheidet sich je nach Region und Ort beachtlich.
In diesem Artikel erklären wir dir, was es mit der Wealth flow Theorie auf sich hat.
Die Wealth flow Theorie oder auch „Wealth-flow-theory of fertility decline“ beschäftigt sich mit dem Transfer von Gütern, Dienstleistungen, Geld und sozialen Bindungen zwischen den einzelnen Generationen. Sie wird auch Theorie des langfristigen Geburtenrückgangs genannt.
Die Theorie stammt von J.C. Caldwell, einem australischen Sozialforscher. Mit seinen Vermutungen verknüpft Cadwell die Relationen von Produktionsverhältnissen, Familienstrukturen und Geburtenrückgang.
Die Annahmen beschäftigen sich überwiegend mit dem ökonomischen und rationalen Zusammenhang von Geburtenraten und wirtschaftlichen Faktoren.
Um die Wealth flow Theorie besser einordnen zu können, muss zunächst die generelle Situation betrachtet werden.
Seit Mitte der 70er Jahre liegt die Fertilität in der Bundesrepublik bei konstanten 1,35 Kindern pro Frau. Diese Zahl wirkt dann auffallend wenig, wenn man weiß, dass eine Geburtenrate von 2,1 notwendig wäre, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten.
Neben dem Geburtenrückgang ist ein weiterer demographischer Trend zu beobachten: die Überalterung der Gesellschaft. Dies geschieht aus mehreren Gründen:
Im weltweiten Vergleich nimmt Deutschland einen der letzten Plätze bezüglich der Geburtenrate ein. Dies ist aufgrund der damit einhergehenden Konsequenzen durchaus besorgniserregend.
Durch den konstanten Rückgang an Geburten dreht sich die Bevölkerungspyramide bildlich gesehen um. Dies hat zur Folge, dass die Sozialsysteme finanziell enorm belastet sind. Es stellt sich die Frage, ob sie in der heutigen Form überhaupt noch länger existieren können.
Aufgrund dieser Überbelastung der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland werden auch ökonomische Krisen in Zukunft vermehrt auftreten. Dazu kommt, dass sich das Innovationskapital des Wirtschaftsstandorts Deutschlands stark verringert.
Die genannten Konsequenzen sind nur wenige von den potentiell möglichen Folgen. Angesichts dieser Tatsachen ist es aber erstaunlich, dass das Thema in der Politik seit Jahrzehnten eher spärlich bis gar nicht behandelt wurde.
In der Soziologie wird umfangreicher mit der Thematik des Geburtenrückgangs umgegangen. Viele Teilbereiche wie die soziologische Forschung oder das interdisziplinäre Forschungsgebiet der Bevölkerungswissenschaft greifen das Thema auf.
Es gibt neben der Wealth flow Theorie noch weitere Theorien, welche eine Erklärung für die Situation des Geburtenrückgangs versuchen zu finden. Die Vielzahl der Ansätze und Theorien sind oftmals nicht unbedingt einheitlich und können daher konkurrierende Ausrichtungen verfolgen.
In den verschiedenen Wissenschaftsbereichen, die von dem Geburtenrückgang und den damit einhergehenden Folgen betroffen sind, entwickelten sich verschiedene Ansätze zur Erklärung dieses Phänomens. Die sogenannten „Wohlstandstheorien zur Fertilität“ sind Theorien, die auf der Annahme basieren, dass es eine Verbindung zwischen dem Geburtenrückgang und dem wirtschaftlichen Wohlstand gibt. Verbreitetet haben sie sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Wealth flow Theorie zählt zu einer neueren, modifizierten Form dieser Wohlstandstheorien zur Fertilität, da sie die modifizierten Familienstrukturen und -funktionen in ihrer Theoriebildung berücksichtigen.
Der wirtschaftliche Wohlstand soll Schuld am Geburtenrückgang haben. Diese Annahme wird mit Untersuchungen begründet, die zeigen, dass in höheren sozialen Schichten eine geringere Geburtenrate aufzufinden ist.
Der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Fertilität kommt daher, dass mit mehr Wohlstand auch das wirtschaftliche Denken zunimmt. Dieses lässt den Wunsch nach einer begrenzten Anzahl an Kindern größer werden.
Wissenschaftlich ist der Ansatz mittlerweile überholt, da unter anderem Faktoren wie die strukturelle Veränderung innerhalb der Familie oder die gesellschaftliche Stellung der Kinder unberücksichtigt blieben. In der Öffentlichkeit ist er dennoch in einer popularisierten Form erhalten.
Die Wealth flow Theorie gehört den neueren Theorien, welche auch die modifizierten Strukturen von Familien betrachten. Eine weitere bekannte Theorie ist die „Theorie der säkularen Nachwuchsbeschränkung“ von Hans Linde.
Die Theorie besagt, dass sobald von Eltern keine langfristigen wirtschaftlichen Vorteile von Kindern mehr gesehen werden, die Geburtenrate abnimmt. In der Theorie wird die Existenz der unterschiedlichen Familienstrukturen und –normen anerkannt. Eine Einschränkung besteht hinsichtlich der ökonomische Rationalität eines hohen oder niedrigen Geburtenniveaus. Diese wird von familial-verwandtschaftlichen Strukturen und intergenerationellen Beziehungen geprägt.
Außerdem werden familiale Produktionsverhältnisse denen von marktwirtschaftlich organisierten Produktionsverhältnissen entgegen gestellt. Bei familialen Produktionsverhältnissen ist eine hohe Kinderanzahl zu erwarten, bei von marktwirtschaftlich organisierten Produktionsverhältnissen eine niedrige Kinderanzahl.
Um das ganze Konstrukt vereinfacht darzustellen, lässt sich die Theorie auf sechs Ausgangsthesen zurückführen.
Es gibt die Annahme, dass generatives Verhalten in jeder Form von Gesellschaft und in jeder Entwicklungsstufe einer Gesellschaft oder eines Landes immer von rationaler Art ist.
Im Gegensatz dazu gibt es auch Thesen von Wohlstandstheoretiker, welche behaupten, dass es erst in einer modernen Gesellschaft zu rationalem Verhalten kommt. Diese Annahme wird bei der Wealth Flow Theorie aber abgelehnt.
Diese Ausgangsthese sagt aus, dass ökonomische Merkmale langfristig bestimmen, wie hoch das Geburtenniveau einer Gesellschaft ist.
Auch soziale Konditionen nehmen Einfluss darauf, welches Geburtenniveau als ökonomisch rational anzusehen ist.
Wenn der Transfer, beziehungsweise die Einkommensströme von der jüngeren zur älteren Generation verlaufen, ist es rational, viele Kinder zu haben. Dies trifft vor allem auf Gesellschaften mit primär familialen Produktionsverhältnissen zu.
Die Einkommensströme drehen sich durch den sozialen oder ökonomischen Fortschritt unwiderruflich um.
Wenn die ältere Generation die direkten ökonomischen Kosten für die jüngere Generation tragen muss, wird die Kinderzahl geringer. Dies trifft auch auf Gesellschaften mit einer kapitalistischen Produktionsweise zu.
Caldwell geht nur von zwei langfristig stabilen Formen des Geburtenniveaus aus. Dies wird in These vier oder sechs deutlich, indem ökonomische Merkmale oder Einkommensströme als direkte Einflussfaktoren auf die Geburtenrate genannt werden.
In These fünf wird eine Art Übergangsphase zwischen hohen und geringen Geburtenraten dargestellt, indem sich die Einkommensströme umkehren.
Zu dem Phänomen des Individualismus gibt es, auch hinsichtlich der Auswirkungen auf die Fertilität, viele Untersuchungen. Es wurde die These aufgestellt, dass der Mensch die Naturordnung durch eine von ihm konstruierte Kulturordnung ersetzt. In dieser soll seine Individualität einen größeren Bestand haben. Das führt unter anderem zu einer Steuerung des Geburtenverhaltens.
Dabei zeigen Gesellschaften, die sich sehr weit von der Naturordnung entfernt haben, eine Fruchtbarkeitsrate, die unter der Sterblichkeitsrate liegt.
Jedoch sind auch diese Theorien, wie auch die Wohlstandstheorien, in ihrer Anwendung begrenzt. Hier wird der Individualismus als einzige Ursache für ein niedriges Geburtenniveau angesehen. Die Thematik ist aber so facettenreich, dass nur eine Ursache für dieses Phänomen zu benennen zu einseitig ist.
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