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Nicht jedes Land auf der Welt ist gleich entwickelt. Einige Länder stehen auf einer höheren Entwicklungsstufe als andere. Um nachvollziehen zu können wieso dies so ist, kann man sich verschiedene Theorien dazu ansehen, sogenannte Entwicklungstheorien.
Eine dieser Entwicklungstheorien ist die Theorie der fragmentierten Entwicklung. Was es mit dieser Betrachtungsweise aber genauer auf sich hat, erklären wir Dir in diesem Artikel!
Vorab sollten natürlich die Begriffe erklärt werden. Fragmentierende Entwicklung meint, dass am globalen Wettbewerb und seinen positiven Effekten nie ganze Länder und deren ganze Bevölkerung, sondern immer nur bestimmte Orte, teilhaben können.
Solche Orte können zum Beispiel sogenannte Global Cities in den Industrieländern sein, genauso aber auch Exportenklaven in den Entwicklungsländern. Auch in Ländern der Dritten Welt können Teile der Bevölkerung die positiven Wohlfahrtseffekte zu spüren bekommen.
In der nationalen Entwicklungspolitik ist man heute noch davon überzeugt, dass mit Hilfe des Nordens der Rückstande der Länder des Südens aufgeholt werden kann. Benötigt wird dafür technische, finanzielle und personelle Unterstützung, um eine nachholende Entwicklung in Gang zu bringen.
Jedoch hat sich im Laufe der Zeit gezeigt, dass diese praktischen Maßnahmen der Entwicklungspolitik nicht der Schlüssel zum Erfolg waren. Entwicklungstheorien wie die Dependenztheorie oder die Modernisierungstheorie haben keine gewünschten Fortschritte erzielen können.
Die Dependenztheorie beruht auf der Annahme, dass die Unterentwicklung der Entwicklungsländer von exogenen Faktoren abhängt. Um zu erfahren, welche Faktoren das sein können, lies dir am besten den separaten Artikel zu dieser Theorie durch!
Auch zu dieser Theorie findest du einen eigenen Artikel. Die Modernisierungstheorie geht nämlich, im Gegensatz zur Dependenztheorie, davon aus, dass sich die rückschrittliche Entwicklung einiger Länder oder Regionen durch endogene Merkmale erklären lässt.
Der Misserfolg von anderen Entwicklungstheorien und die stetig voranschreitende Globalisierung hat dazu angeregt, die bisherigen Theorien und Zusammenhänge grundlegend zu überdenken.
Strukturelle Veränderungen haben die neue Theorie der fragmentierenden Entwicklung zum Vorschein gebracht.
Grundannahme der Theorie ist es nach Fred Scholz, einem deutschen Geograph, dass die Globalisierung eine wirklich umfassende Entwicklung der rückständigen Länder unmöglich für die Masse der Menschen des Südens macht. Er sagt, dass die Globalisierung und die nachholende Entwicklung fragmentierend wirkt.
Nachholende Entwicklung beschreibt den Aufholungsprozess, den ein Entwicklungsland durchläuft. Dabei verändert sich das Land in sozialer, demographischer, politischer oder infrastruktureller Art und Weise.
Diese Prozesse, welche in den Industrieländern über einen großen geschichtlichen Zeitraum geschehen sind, passieren in den Entwicklungsländern in kürzester Zeit.
Die nachholende Entwicklung basiert auf den Überlegungen der Modernisierungstheorie, welche aussagen, dass man den westlichen Entwicklungsweg direkt auf die Entwicklungsländer übertragen kann.
Der ausbleibende Erfolg dieser Vorstellungen hatten zur Folge, dass gegenteilige Theorien aufgestellt wurden. Diese lassen sich mit der Bezeichnung der Dependenztheorie zusammenfassen.
Die Theorie der fragmentierenden Entwicklung stellt einen neuen Ansatz dar, welcher die Entwicklung einzelner Länder unabhängig von Klassifikationen und Nationalstaaten betrachtet. Zum Beispiel die UN oder die Weltbank verwenden verschiedene Skalen, um Länder zu klassifizieren. Man unterscheidet beispielsweise zwischen Less Developed Countries und Least Developed Countries. Es gibt aber viele weitere Klassifikationen.
Der Ansatz relativiert diese Klassifikationen, da er die Aufmerksamkeit auf die gesamte globale Wirtschaft lenkt. Dadurch wird die Verantworlichkeit den einzelnen Nationalstaaten genommen.
In den sogenannten „globalen Orten“ des Nordens, wie zum Beispiel in New York, London oder Tokio haben zahlreiche transnationale Unternehmen oder große Finanzinstitutionen ihre Zentralen. Diese bestimmen von dort aus in hierarchischer Ordnung über das Geschehen in diesen Orten.
Dazu kommen die wachsenden Städte in Lateinamerika, Afrika oder Süd- und Ostasien. Auch da findet man Hightech-Dienstleistungsunternehmen, Steuerparadiese oder Auslagerungsindustrien wieder. Aber vor allem die Billiglohn- und Massenkonsumgüterproduktion findet dort statt.
Diese zwei Orte sind Angelpunkte des globalen Wettbewerb. Jedoch sind sie lediglich einzelne Regionen oder Städte und stellen deshalb auch nur einen Teil der Bevölkerung dar. Die Orte leben unter dem enormen Druck Konkurrenzfähig zu bleiben, um nicht in die sogenannte “Neue Peripherie“ abzusteigen.
Peripherie steht für die Unterentwicklung und die Regionen welche den sogenannten Metropolen rückständig sind. Die neue Perihperie ist das was übrig bleibt, wenn man von der Wirtschaft die globalen und bedeutenden Orte abzieht.
Die neue Peripherie steht also für den mehr oder weniger überflüssigen Anteil der Weltbevölkerung, da diese nicht als Arbeitskraft benötigt wird, keine Konkurrenz darstellt und keine nennenswerten Erzeugnisse zur Verfügung stellt. Diese Orte gehören nicht zu den globalisierten Zentren, welche das Weltmarktgeschehen beeinflussen.
Wie bereits erwähnt, betrachtet die Theorie der fragmentierten Entwicklung die Struktur von Armut und Reichtum nicht anhand von Nationalstaaten.
Es werden stattdessen Zonen oder Fragmente definiert. Zum Beispiel werden Zonen der Armut identifiziert, welche häufig als „Ghettos“ oder „No-Go-Areas“ bezeichnet werden.
Diese Herangehensweise kann oftmals sehr widersprüchlich wirken, da zum Beispiel Länder wie Pakistan als arm betitelt werden, obwohl es durchaus Städte wie Karachi gibt, welche geprägt sind von großem Reichtum.
Einige dieser Städte haben Villenviertel oder Lebensstandards zu bieten, welche oftmals nicht annähernd so in nördlichen Ländern wiederzufinden sind. Allerdings liegen nur Kilometer entfernt große Slums, welche zu den „Überflüssigen“ Orten zählen. Auf sozialer Ebene sind die geografisch nahen Städte oder Zonen aber meilenweit voneinander entfernt.
Durch die beschriebenen Prozesse der Theorie werden bisherige Klassifikationen hinfällig. Bisher wurde vor allem nach dem Schema Nord - Süd und Dritte Welt klassifiziert.
Durch die Theorie wird ein neues Konzept entworfen, welches nach Zonen der massen- und flächenhaften Armut und lokal begrenzten Reichtums trennt.
Bedeutende Beispiele für die Fragmentierung sind:
Gated Communities sind geschlossene Wohnkomplexe, welche über verschiedene Arten von Zugangsbeschränkungen verfügen. Im Zuge der Fragmentierung stellen sie ein Phänomen der sozialen Abgrenzung dar. Diese geschlossenen Wohnanlagen lassen sich als Gegenreaktionen auf die Massenmigration sehen.
Auch die Rücküberweisung von Migranten in den Süden zeigt, die soziale Abgrenzung. Die Migranten landen in der „neuen Peripherie“ und dürfen nicht in die Global Cities oder die „Inseln des Reichtums“ eintreten.
Durch das neue Konzept stellt sich jedoch die Frage, ob die Entwicklungshilfe, welche von Staat zu Staat geleistet wird, überhaupt noch einen Sinn macht. Die Annahme der fragmentierenden Entwicklung könnte dazu animieren, Konzepte der EntwicklungHilfe umzustrukturieren.
Der Chef der UNDP (United Nations Development Programme) hat bereits in der Vergangenheit dazu aufgefordert, mehr private Firmen zu gründen, welche in die Entwicklungsarbeit miteinbezogen werden sollen. Dadurch würde sich das internationale System von Entwicklungsarbeit stark verändern.
Der Begründer der Theorie der fragmentierenden Entwicklung, Fred Scholz, sei die Forderung des UNDP Chefs aber keine positive Lösung. Er befürchtet, dass durch das Miteinbeziehen der der Firmen, ein übermäßiger Wettbewerb in der EntwicklungHilfe stattfinden würde.
Konsequenz davon wäre, dass Armut oder Versagen dann individuell verschuldet wären und keine gesellschaftliche Verantwortung mehr entstünde.
Scholz behauptet, dass es der Gewinnerseite, also den nördlichen Global Cities, an einer grundlegenden Einsicht fehlt. Eine Entwicklung kann nur durch einen Wertewandel und Solidarität geschehen, was konkret bedeutet, dass der reiche Teil der Bevölkerung auf Eigennutz verzichten muss.
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