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Ursprünge des realistischen Denkens:
- Thukydides: erster mit realistischen Ansätzen, Historiker, beschreibt Großmachtrivalität zw. Athen und Sparta, Hintergrund: Krieg, Athener belagerten Insel Melos, die mit Sparta alliiert war, schickten Unterhändler in die Stadt, um Melier von Vorteilen einer freiwilligen Unterwerfung zu überzeugen, Athener haben Recht, Stadt zu erobern, weil sie stärker sind, wer Machtressourcen besitzt, kann Macht ausüben, Melier argumentieren mit Gerechtigkeit (normative Argumente), am Ende erobern Athener die Insel und töteten alle Männer (Bestätigung, dass Machtpolitik das ist, was zählt, normative Argumente bringen wenig)
-> man sollte sich nach dem verhalten, was die eigenen Machtressourcen hergeben
-> internationale Politik: naturgemäß Kampf um Macht, wer Macht hat, trifft Entscheidungen
Grundkonzepte des Realismus: Das Sicherheitsdilemma
- Staaten kennen die Absichten anderer nicht
- Befürchtung, dass andere sich in einer anarchischen Welt einen Vorteil verschaffen könnten, indem sie ihre (militärische) Macht ausbauen,
→ selbst defensive Policies (Aufrüstung zur Verteidigung) können fälschlicherweise als bedrohlich wahrgenommen werden, da Klima des Misstrauens → um das eigene Überleben zu sichern, reagieren Staaten ebenfalls mit einem Ausbau ihrer militärischen Kapazitäten
→ auch (defensive) Staaten, die nur um ihre eigene Sicherheit bemüht sind, geraten in ein Wettrüsten
Klassischer Realismus: Ursprung
- ‘Realismus’ vs. Utopismus/Idealismus nach dem 1. Weltkrieg (14 Punkte von Woodrow Wilson -> Völkerbund)
- Utopisches/idealistisches Denken: Glaube an…
-> …internationale Rechte und Verpflichtungen
-> …Frieden als Möglichkeit durch die Festlegung von Verhaltensnormen und Institutionen
-> …eine aufgeklärte öffentliche Meinung
→ utopische/idealistische Annahmen: stark normativ
- “Realismus” als Kritik des Utopismus/ Idealismus
- Realisten bezeichneten sich als diejenigen, die die Welt beschreiben, wie sie wirklich ist, nicht wie sie sein sollte
- Fordern eine “wissenschaftliche” Analyse der internationalen Politik
Die Rolle der Staaten im Realismus:
1. der Realismus konzentriert sich auf Nationalstaaten: andere internationale Akteure (z.B. innenpolitische oder transnationale Akteure, NGOs…) sind nicht von Interesse, Realismus interessiert sich für Fragen von Krieg, Frieden, Konflikten auf systemischer Ebene
2. Staaten als einheitliche Akteure (“unitary actors”). Innenpolitik kann von Außenpolitik getrennt werden (z.B. keine Untersuchung von Lobbygruppen, die Einfluss auf Außenpolitik nehmen, Autokratie/Demokratie interessiert nicht), es gibt ein “nationales Interesse”. → Staat als ‘black box’
3. Souveränität ist das Unterscheidungsmerkmal von Staaten (intern: Monopol der legitimen Anwendung von physischer Gewalt in ihrem Territorium; extern: es gibt im internationalen System keine Herrschaft außerhalb oder oberhalb der Staaten)
-> Staaten sind gleichrangig (formal rechtliche Gleichheit, da gleiche Souveränität)
4. Staaten sind gleichartig: keine funktionale Differenzierung / Arbeitsteilung unter Staaten (“like units”)
5. Was Staaten jedoch voneinander unterscheidet ist Macht in Form von Machtressourcen (“capabilities”)
6. Staaten sind rationale, nutzenmaximierende Akteure
→ führen Kosten-Nutzen-Berechnungen durch und wählen diejenige Option, die den meisten Nutzen verspricht
→ es geht um den eigenen Nutzen (Egoismus, nicht wertend)
→ zentral: “nationale Interessen”
Defensiver vs. Offensiver Realismus:
- Zwei Stränge innerhalb des Strukturellen Realismus/ Neorealismus:
1) Defensiv: Waltz → Staaten streben danach, ihre Sicherheit zu maximieren
2) Offensiv: Mearsheimer → Staaten streben danach, ihre relative Macht zu maximieren (will Krieg und Frieden zwischen Großmächten verstehen, alles andere interessiert ihn nicht)
Grundkonzepte des Realismus: Machtgleichgewichte
- bemerkt Staat A, dass Staat B Machtressourcen anhäuft, wird Staat A eine Gleichgewichtspolitik verfolgen:
−> Internal balancing: Mobilisierung eigener Ressourcen, um militärische Kapazitäten zu erhöhen
−> External balancing: Allianzen mit weiteren Staaten gegen Staat B bilden
- nach der konventionellen realistischen Sichtweise werden kleinere Staaten ein Bündnis mit der schwächeren Großmacht eingehen, um die stärkere Großmacht auszubalancieren
- Das internationale System wird immer wieder Machtgleichgewichte herstellen
- Je mächtiger ein Staat, umso größer die Anstrengungen der anderen Staaten, ein Gegengewicht herzustellen
- Dieser Machtgleichgewichts-Mechanismus ist notwendig, damit kein einzelner Staat und keine einzelne Staatenkoalition in der Lage ist, alle anderen zu dominieren
-> konventionelle realistische Einschätzung: Machtgleichgewichte positiv, da sie Stabilität versprechen
Grundannahmen des Realismus (für alle Variationen des Realismus):
1. Nationalstaaten sind die Hauptakteure in der internationalen Politik
2. Staaten sind rationale, nutzenmaximierende Akteure
3. Das internationale System ist anarchisch. Die Anarchie des internationalen Systems bestimmt das Verhalten der Staaten
Klassischer Realismus: Kerngedanken
1. Das Verhalten von Staaten ist aus der Natur der Menschen abzuleiten (Aufgabe, die man in den IB wahrnehmen soll, Blick auf die Geschichte, der wichtige Einsichten bildet <-> Unterschied zu z.B. strukturellem Realismus)
2. Politische Hauptfiguren ‘think and act in terms of interest defined as power’
3. Das nationale Interesse entspricht dem nationalen Überleben (Unterschied zu späteren Ansätzen)
4. Politische Handlungen müssen nach politischen Kriterien beurteilt werden. Nationalstaaten folgen einer Moral, die sich von der Moral der Individuen in ihren persönlichen Beziehungen unterscheidet. (-> Machiavelli, Staaten handeln nicht wie einzelne Menschen privat handeln)
5. Regierungspolitik sollte nationales Interesse widerspiegeln (→ nationales Überleben)
→ keine Intervention in Regionen, die für die nationale Sicherheit nicht lebensnotwendig sind (Realisten postulieren nicht, dass offensive Politik gute Politik ist)
Struktureller Realismus/Neorealismus: Begriffsherkunft
- “Neo”: eine neuere Entwicklung des klassischen realistischen Denkens
- “Strukturell”: nicht die menschliche Natur bestimmt das Verhalten der Staaten; es ist die Struktur des internationalen Systems
Struktur des internationalen Systems:
- Struktur (structure) vs. Einheiten (units) (=Staaten)
- 3 Elemente:
-> Organisationsprinzip: Anarchie
-> Differenzierung der Einheiten: funktional ähnliche, souveräne Staaten (getrieben von den Kräften des internationalen Systems)
-> Machtverteilung: die Anzahl der Großmächte bestimmt die Struktur des Systems
Globalisierung:
- Globalisierung beschreibt einen Prozess der Ausweitung, Intensivierung, Beschleunigung und Vertiefung weltweiter Vernetzung, der die Grenzen von Staaten und Gesellschaften überwindet und die Unterscheidung zwischen nationalen und internationalen Angelegenheiten auflöst.
- oft assoziiert mit der Verdichtung von Zeit und Raum durch neue Technologien und Kommunikationsmittel
- Aber: kein einheitlicher Prozess, Ungleichmäßigkeit bei der Inklusivität und den Verteilungsfolgen, umstritten
- Ausweitung sozialer, politischer und wirtschaftlicher Aktivitäten über nationalstaatliche Grenzen hinaus, sodass diese direkt oder indirekt einen Einfluss auf Individuen, Gemeinschaften oder Länder in entfernten Regionen haben
- Intensivierung der Verflechtungen in nahezu allen Lebensbereichen
- Beschleunigung globaler Strömungen und Prozesse durch die Entwicklung weltumspannender Transport- und Kommunikationsnetzwerke
- Vertiefung der Verbindungen zwischen lokalen und globalen Faktoren, sodass es immer schwieriger wird, Innen- und Außenpolitik zu unterscheiden
- Wichtige Veränderungen, die mit der Globalisierung in Verbindung gebracht werden und berücksichtigt werden sollten:
-> Von Staaten-zentrierter internationaler Politik hin zu globaler Politik mit Einfluss unterschiedlicher Akteure (aber: Nationalstaaten weiterhin wichtige Akteure!)
-> Von Intergouvernementalismus (Interaktionen zw. Staaten) zu Global Governance (für globale Probleme gibt es Lösungen, die nicht nur Staaten involvieren, sondern auch andere Akteure)
-> Von der „liberalen Weltordnung“ hin zu einer post-westlichen globalen Ordnung (?), andere Vorstellungen von globaler Ordnung
Theorien allgemein:
1. unterschiedliche „Brillen“, durch die man auf die Welt schauen kann
2. ermöglichen konkurrierende Interpretationen
3. helfen uns dabei, die internationale Politik zu verstehen und zu erklären, indem sie uns zwingen, Schwerpunkte zu setzen und unser Wissen kritisch zu hinterfragen (-> Entscheidungen treffen)
4. helfen uns zu abstrahieren und zu verallgemeinern: wir erklimmen die Abstraktionsleiter (Muster/Zusammenhänge erkennen, Blick von oben)
5. Gattungen: deskriptiv, normativ, kausalanalytisch
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